Wissenschaftler entdecken neue Gruppe von Meeresalgen
Forscher haben bei der Analyse der DNA von Meerwasserproben aus dem Nordatlantik und dem Mittelmeer eine zuvor unbekannte Gruppe winziger Meeresalgen identifiziert. Die Ergebnisse der Studie, die teilweise unter dem Fnften Rahmenprogramm (RP5) der EU finanziert wurde, wurden in der jngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Science" verffentlicht. Rund die Hlfte der weltweiten Photosynthese erfolgt in den Weltmeeren, wo sie durch mikroskopisch kleine Algen, die als Phytoplankton bezeichnet werden, dominiert wird. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Arten des Phytoplanktons noch unbekannt sind. In dieser Studie konzentrierten sich die Forscher auf das kleinste Phytoplankton, das sogenannte Picoplankton, das nur wenige Tausendstel Millimeter lang ist. Aufgrund seiner geringen Gráe ist es fast unmglich, das Picoplankton mit einem Mikroskop zu untersuchen. Daher studierte das Forschungsteam Unterschiede im genetischen Material, das aus den Meerwasserproben isoliert wurde. Durch den Vergleich bekannter und unbekannter Gensequenzen entdeckten die Wissenschaftler, dass sie eine vllig neue Gruppe von Algen betrachteten, die nicht mit irgendwelchen bekannten Gruppen eng verwandt zu sein schien. "Es gab eine Gruppe von Sequenzen, die einfach nicht zu irgendeiner der bekannten Gruppen passte", erklrte Dr. Connie Lovejoy von der Laval University in Kanada, eine der Verfasserinnen des Artikels. "Tatschlich ist die Abweichung dieser Gruppe von bekannten Organismen so groá wie der Unterschied zwischen Landpflanzen und Tieren." "Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es in den Meeren noch viel zu entdecken gibt, vor allem mit Hilfe molekularer Methoden", kommentierte Dr. Klaus Valentin vom Alfred-Wegener-Institut fr Polar- und Meeresforschung. Die genetischen Studien ergaben auáerdem, dass die neue Gruppe von Algen aus drei verschiedenen Untergruppen besteht. Die Wissenschaftler entdeckten in den neuen Algen darber hinaus Pigmentproteine, sogenannte Phycobilinproteine. Whrend diese zwar auch in anderen Algenarten vorkommen, fanden sie sich bei der neu entdeckten Algengruppe ausschlieálich in den Plastiden, dem Teil der Zelle, wo die Photosynthese erfolgt. Die Verfasser des Artikels haben der neuen Gruppe von Algen den Namen "Picobiliphyta" gegeben; "pico", weil sie sehr klein sind, "bili", weil sie Biliproteine enthalten, und "phyta", weil es sich um Pflanzen handelt. In den vergangenen 15 Jahren wurden vier weitere neue Klassen von Picoplankton-Algen identifiziert, und die Verfasser des Artikels spekulieren, dass diese vielfltige Gruppe von Organismen als Reservoirs fr genetische Kapazitt fungieren knnten, die unter bestimmten Bedingungen aktiviert werden. "Die Entdeckung von Picobiliphyta und ihre offensichtlich weite Verbreitung sowie ihr Beitrag zu marinen Protistengruppen betonen die Wichtigkeit des Verstndnisses der biologischen Vielfalt, bevor sie weltweit verloren geht", so die Wissenschaftler abschlieáend.
Länder
Kanada, Deutschland, Spanien, Frankreich, Vereinigte Staaten