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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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STOA-Studie empfiehlt, mehr in die Eindämmung der Antibiotikaresistenz zu investieren, statt in die Suche nach neuen Antibiotika

Laut eines Berichts, der vom Ausschuss "Bewertung wissenschaftlicher und technischer Optionen" (Scientific Technology Options Assessment - STOA) des Europäischen Parlaments in Auftrag gegeben wurde, sollten die Mittel zur Bekämpfung des zunehmenden Problems der Antibiotikaresi...

Laut eines Berichts, der vom Ausschuss "Bewertung wissenschaftlicher und technischer Optionen" (Scientific Technology Options Assessment - STOA) des Europäischen Parlaments in Auftrag gegeben wurde, sollten die Mittel zur Bekämpfung des zunehmenden Problems der Antibiotikaresistenz besser in Maßnahmen zur Eindämmung einer weiteren Resistenz als in die Forschung nach neuen Antibiotika gesteckt werden. Seit der Entdeckung des Penizillins im Jahr 1928 durch Alexander Fleming werden Antibiotika zur Behandlung von ehemals tödlich verlaufenden Erkrankungen wie Lungenentzündung und Tuberkulose eingesetzt. Mit Verbesserungen bei der Behandlung von Infektionen haben Antibiotika zudem zu Fortschritten in der Chirurgie geführt. Der verstärkte Einsatz von Antibiotika hat jedoch auch eine Schattenseite. Bakterien werden immer resistenter gegenüber den Medikamenten, die von den Ärzten zu ihrer Bekämpfung verschrieben werden. So kann es vorkommen, dass durch therapieresistente Bakterien hervorgerufene Erkrankungen nicht behandelbar sind. Der unangemessene Einsatz von Antibiotika spielt bei der Bakterienresistenz eine große Rolle. Dazu zählen die Verschreibung von Antibiotika zur Behandlung von Virusinfektionen, bei denen sie wirkungslos sind, der Verkauf von Antibiotika ohne Rezept sowie die Selbstmedikation mit Antibiotika ohne ärztliche Rücksprache. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Beteiligung dänischer, spanischer und britischer Forscher untersuchte im Auftrag der STOA die Antibiotikaresistenz und hat einen Aktionsplan mit sechs politischen Maßnahmen vorgelegt, die sich in vier Kategorien einteilen lassen: Koordination, Standardisierung, Stimulation und Forschung. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe umfassen Folgendes: Verstärkung der Rolle und des Aufgabengebiets des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (EZPKK) bei der Koordinierung einer europäischen Strategie im Hinblick auf die Antibiotikaresistenz, Förderung der Umsetzung von Maßnahmen zum ausschließlich verschreibungspflichtigen Einsatz von Antibiotika, Förderung des Einsatzes von Schnelldiagnoseverfahren und Nutzung von EU-Mitteln zur Abstimmung nationaler Sensibilisierungskampagnen. In Bezug auf die Forschung werden mehr Mittel zur Eindämmung der Resistenz gefordert. Die Forschung sollte laut Bericht u. a. folgende Punkte angehen: Verständnis der kulturellen, umstands- und verhaltensbedingten Aspekte des Einsatzes von antimikrobiellen Substanzen; Kosten und Vorteile von Strategien zur Resistenzbekämpfung; Analyse von Initiativen zur Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika und zur Begrenzung der Ausbreitung einer Infektion; schnelle Verbreitung von Forschungsergebnissen. In früheren Berichten zur Antibiotikaresistenz wurden häufig verstärkte Forschungsmaßnahmen zur Entwicklung neuer Antibiotika gefordert, doch von diesem Ansatz wird in der jüngsten Veröffentlichung abgeraten. "Es steht außer Frage, dass diese Medikamente ohne eine Eindämmung des weiteren Fortschreitens der Antibiotikaresistenz dringend benötigt werden. Auf neue Entdeckungen zu stoßen und diese anschließend zu neuen Medikamenten zu entwickeln nimmt allerdings viel Zeit in Anspruch", so die Expertengruppe. Im Bericht werden drei Gründe aufgeführt, weshalb die Suche nach neuen Medikamenten nicht die beste Lösung ist: die Antibiotikaresistenz ist der antibakteriellen Forschung derzeit stets einen Schritt voraus, was zu einer riskanten Situation führt, die dringend angegangen werden muss; die Wirkfähigkeit neuer antibakterieller Substanzen zur Behandlung von Infektionen wird reduziert, wenn die Resistenzen nicht vor der Markteinführung des Medikaments eingedämmt werden können; die rechtzeitige Entdeckung und Entwicklung neuer Medikamente kann nicht garantiert werden. "Die Arbeitsgruppe ist somit der Überzeugung, dass - sollten zusätzliche Mittel in die Bekämpfung des Problems der Antibiotikaresistenz gesteckt werden - dringende und gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung einer weiteren Antiobiotikaresistenz von sehr viel größerem Nutzen für die Gesellschaft sein werden, als verstärkte öffentliche Investitionen in die Forschung und Entwicklung (F&E) zu neuen Antibiotika", heißt es abschließend in dem Bericht.