IPCC: Menschheit verantwortlich für globale Erwärmung
"Die Diskussion darüber, ob der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist oder nicht, ist nun endgültig entschieden", verkündete Dr. Achim Steiner, Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen anlässlich der Veröffentlichung des jüngsten Berichts des zwischenstaatlichen Gremiums für Klimaveränderungen (IPCC). Aus dem Bericht geht nicht nur hervor, dass der Klimawandel eindeutig vom Menschen verursacht ist, er zeigt auch erstmals klipp und klar auf, welche Veränderungen unseren Planeten in den kommenden Jahrzehnten erwarten. Politiker haben wissenschaftliche Beweise gefordert, und diese Beweise können wir heute vorlegen, so Dr. Steiner. Die Veröffentlichung dieses Berichts stelle den Übergang dar von einer von Zweifeln geprägten Zeit hin zu offensichtlichem Handlungsbedarf, verkündete Steiner und gab des Weiteren zu bedenken, dass jeder, den dieser Bericht heute nicht wachrüttele, damit werde leben müsse, in den Augen seiner Kindern und Kindeskindern verantwortungslos gehandelt zu haben. Die wichtigsten Erkenntnisse des IPCC wurden von Susan Solomon von der National Oceanic and Atmospheric Administration (Wetter- und Ozeanbehörde der Vereinigten Staaten) bekannt gegeben. "Es besteht nun nicht mehr der geringste Zweifel, dass die Klimaerwärmung stattfindet", so Solomon. Paläoklimatische Untersuchungen haben ergeben, dass die vergangenen 50 Jahre "ungewöhnlich warm" waren und die Polarregionen zuletzt vor 125 000 Jahren deutlich wärmer waren als heute. Damals war diese Erwärmung auf eine Veränderung der Erdrotation zurückzuführen. Der aktuelle IPCC-Bericht unterscheidet sich von dem aus dem Jahr 2001 vor allem durch die unumstößliche Gewissheit, mit der die Wissenschaftler nun den Klimawandel dem Menschen zuschreiben. 2001 hieß es noch, es sei "wahrscheinlich", dass der Klimawandel von Menschenhand geschaffen sei, was bedeutete, dass Wissenschaftler die Wahrscheinlichkeit auf 66 bis 90 Prozent bezifferten. Heute, sechs Jahre später, heißt es in dem Bericht des IPCC, es sei "äußerst wahrscheinlich", dass der Mensch den Klimawandel verschulde, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit mittlerweile bei 90 Prozent liegt. Gesetzt den Fall, der Schadstoffausstoß bliebe konstant, wird sich der Erdball voraussichtlich alle zehn Jahre um 0,2 Grad C erwärmen. Selbst wenn es gelingt, die Emissionen zu verringern, werden die Temperaturen aufgrund der Aerosole, die sich bereits in der Atmosphäre befinden, wahrscheinlich weiter ansteigen. Bei diesem Phänomen handelt es sich um eine Art Klima-Erbe, das eine Generation der nächsten aufbürdet. Steigen die Emissionen weiter an, so werden im 21. Jahrhundert noch tiefgreifendere Veränderungen auftreten als im vergangenen, warnt Professor Solomon. Der Bericht prognostiziert, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde um 1,8 bis 4 Grad Celsius ansteigen wird, doch auch ein Anstieg von bis zu 6,4 Grad ist nicht ausgeschlossen. Michael Manning, Mitverfasser des Berichts, wies darauf hin, dass es bei einem Temperaturanstieg von 6,4 Grad Celsius an der Arktis kein Eis mehr geben würde, es noch häufiger zu noch heftigeren Hitzewellen kommen würde und mehr tropische Wirbelstürme für Verwüstungen sorgen würden. "Was wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt haben, würde sich dann fortsetzen, nur noch viel schlimmer", so Manning. Die Untersuchungsergebnisse des IPCC wurden in einem Dokument zusammengefasst, das politischen Entscheidungsträgern vorgelegt werden wird. "Wir wollen erreichen, dass Politiker, Industriemagnaten und die Zivilbevölkerung sich unwiderruflich verpflichten, mit allen Mitteln gegen den Klimawandel vorzugehen", erklärt Dr. Steiner. Dr. Solomon jedoch ließ sich nicht dazu bewegen, präzise politischen Maßnahmen zu nennen, die heute ergriffen werden müssen, bzw. eine verbindliche Aussage über die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs zu machen. "Es gehört nicht zur Aufgabe der Wissenschaft, sich als Moralapostel aufzuspielen. Welche politischen Maßnahmen angesichts der derzeitigen Situation zu ergreifen sind, darüber haben andere zu entscheiden [�]. Wenngleich der Bericht für das weitere politische Vorgehen bedeutsam ist, so ist es meines Erachtens nicht Aufgabe der Verfasser, Vorschriften aufzustellen", so Dr. Solomon. An der Erstellung des Berichts "Climate Change 2007: The Physical Science Basis" ("Klimawandel 2007: die wissenschaftlich-physikalische Grundlage") waren 600 Wissenschaftler aus 40 Ländern beteiligt. Ferner wurden die Dienste 620 fachkundiger Revisoren und unzähliger Revisoren aus Regierungskreisen in Anspruch genommen. Der vollständige Bericht wird im Verlauf dieses Jahres veröffentlicht, zusammen mit weiteren Kapiteln des IPCC zu den möglichen Folgen des Klimawandels, Möglichkeiten zur Abwendung dieser Folgen und potenziellen Wege zur Verringerung des Schadstoffausstoßes.