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Interview
Inhalt archiviert am 2024-04-17

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Verschiedene Hemisphären, selbe Ambitionen: Neuseeland und Europa

Ähnliche wissenschaftliche Prioritäten, die gleiche Weltansicht und wissenschaftliche Spitzenleistungen machen Europa und Neuseeland nach Meinung von Steve Maharey, dem neuseeländischen Minister für Forschung, Wissenschaft und Technologie, zu äußerst geeigneten Forschungspartn...

Ähnliche wissenschaftliche Prioritäten, die gleiche Weltansicht und wissenschaftliche Spitzenleistungen machen Europa und Neuseeland nach Meinung von Steve Maharey, dem neuseeländischen Minister für Forschung, Wissenschaft und Technologie, zu äußerst geeigneten Forschungspartnern. Der Minister war zehn Tage lang in Europa, um den Stellenwert der neuseeländischen Wissenschaft in Europa zu erhöhen, über den Abschluss eines formellen Abkommens mit der EU zu diskutieren, die bilateralen Beziehungen zu fördern und um vom Aufbau der Wissenschaftssysteme einiger europäischer Länder zu lernen. "Es geht nicht einfach darum zu sagen, 'lasst uns etwas Wissenschaft betreiben', sondern um den Versuch, den Wissenschaftsprozess zu internationalisieren, herauszufinden, wo sich die besten Wissenschaftsinseln befinden könnten, und das hier eingerichtete Netzwerk weiterzuspinnen", fasste Maharey seinen Besuch in Europa zusammen. Rund 23 Teams aus Neuseeland beteiligten sich an etwa 13 Projekten unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6), und der Minister ist zuversichtlich, dass sein Land im RP7 berücksichtigt wird. Seit 1991 hat Neuseeland eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Technologie (W&T) mit der Europäischen Kommission. Das Land hofft nun, diese zu einem W&T-Abkommen auszubauen, das auf gegenseitigem Nutzen und gegenseitigen Zugangsmöglichkeiten zu den Programmen der jeweils anderen Partei basiert. Maharey hat mit dem EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik vereinbart, dass beide Seiten auf das Abkommen hinarbeiten werden, und Neuseeland hofft darauf, dass es im Jahr 2007 unterzeichnet werden kann. "Alle, die wir getroffen haben, haben dieselbe Sprache gesprochen - dass wir unsere gute Partnerschaft weiterentwickeln sollten", so Maharey gegenüber CORDIS-Nachrichten. Der Minister war bestrebt, genau hervorzuheben, wie wichtig seine Reise nach Europa für Neuseeland war. Die 13-köpfige Delegation war viel größer als die üblichen neuseeländischen Delegationen. Die Gruppe umfasste verschiedenste Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Verwaltung, damit ihre Amtskollegen in Europa "wirklich das Gefühl bekommen, dass uns dies wichtig ist", so der Minister. Der Minister hat auch neue Gelder zur Finanzierung der Mobilität unter dem RP7 - 150 000 NZD (über 79 000 EUR) pro Jahr - angekündigt. "Wir wollen signalisieren, dass wir nicht einfach kommen und um Dinge bitten, sondern auf dem Geld aufbauen wollen, das wir bereits in Austauschvorgänge investieren", sagte er. Die gemeinsamen Forschungsprioritäten bilden einen der Gründe, warum Maharey der Ansicht ist, dass es Raum für eine verstärkte Zusammenarbeit gibt. Sowohl die EU als auch Neuseeland haben Gesundheit, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Biotechnologie, Lebensmittelproduktion und die Umwelt zu Forschungsprioritäten gemacht. "Diese stellen aufgrund der in Europa vorhandenen Fachbereiche, die mit unseren übereinstimmen, fast ein Kinderspiel dar. Aber es gibt Raum für Diskussionen über andere Fachbereiche", sagt er. Einige dieser Bereiche sind jedoch universelle Prioritäten, sodass man sich fragen kann, warum Neuseeland besonders an einer Zusammenarbeit mit Europa interessiert ist, wo doch Australien und Asien viel näher gelegen sind. Wenngleich insbesondere die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens für Neuseeland wichtig sind, verfügt das Land über historische Verbindungen zu Europa, was bedeutet, dass die meisten seiner Wissenschaftler Verbindungen zu Wissenschaftlern in Europa haben. Die Weltansicht der Neuseeländer ähnele eher der Weltansicht der Europäer als der der Asiaten, fügte Maharey hinzu. Vom Regierungsstil über die Lebenseinstellungen bis hin zu wissenschaftlichen Prioritäten passen Neuseeland und Europa zusammen. Er wies darauf hin, dass die Europäer sogar dieselben Witze wie die Neuseeländer erzählen! "Ich denke, das führt dazu, dass die Menschen zusammenarbeiten wollen", sagte er. Während seiner Europareise besuchte der Minister Deutschland, Finnland, Dänemark, Belgien, die Niederlande und Frankreich. In Deutschland verlängerte er eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung, während es bei den Gesprächen in Finnland um die unterschiedlichen Wissenschaftssysteme der beiden Länder ging. Das neuseeländische Wissenschaftssystem ist ziemlich wettbewerbsorientiert. Die Regierung hat in den letzten Jahren daran gearbeitet, dies zu ändern. Dass diese Veränderungen die Zusammenarbeit ausländischer Forscherteams mit neuseeländischen Einrichtungen wesentlich erleichtern, war eine weitere zentrale Botschaft, die der Minister während seines Europabesuchs verkünden wollte. Das finnische System ist sehr erfolgreich und Neuseeland hat sich eingehend damit beschäftigt. Dänemark hat ebenso wie Neuseeland eine landbasierte Wirtschaft. Neben Diskussionen über Agrarforschung, Umweltfragen und Fleischproduktion besuchte die Delegation auch Medicom Valley, ein Cluster von Pharma- und Biotechnologieunternehmen, um zu sehen, wie Dänemark seine landbasierte Wirtschaft nutzt, um Spitzenleistungen in der Biotechnologie zu erbringen. Neuseeland ist besonders daran interessiert, seine Verbindungen zu Frankreich zu verstärken. Es gibt zwar ziemlich viele Neuseeländer, die in Frankreich leben, aber die Zusammenarbeit ist wesentlich weniger intensiv als mit Deutschland. "Wir erhalten die Kontakte aufrecht und hoffen, dass sie rechtzeitig eine etwas formellere Form annehmen werden", so Maharey. Obwohl sich Neuseeland von Europa aus gesehen buchstäblich am anderen Ende der Welt befindet, war die Gewinnung ausländischer Forscher für seine Hochschulen und Labors nie ein Problem. "Mein Eindruck ist, dass es einen überwältigenden Grund dafür gibt, warum die Europäer immer wieder nach Neuseeland zu kommen scheinen - nämlich den Lebensstil", so der Minister. "Sie wissen, dass sie gute wissenschaftliche Arbeit leisten können. Aber wenn sie die Wahl haben, gute wissenschaftliche Arbeit in Neuseeland oder an einem anderen Ort der Welt zu leisten, so habe ich festgestellt, dass die europäischen Wissenschaftler - Deutsche, Briten oder andere Europäer - durch die Bank davon sprechen, dass sie wissen, in Neuseeland einen ihnen bekannten Lebensstil vorzufinden." Neuseeland besitzt außerdem einzigartige natürliche Vorteile. In der Tat besteht eine der Herausforderungen für Neuseeland darin, mit der großen Zahl der europäischen Forscher, die Forschung zur biologischen Vielfalt in dem Land durchführen wollen, umzugehen. Das Land bietet zudem ein einzigartiges Kontrapunktmodell für die Untersuchung von Vulkanen oder Erdbeben und verfügt über riesige Meere, die praktisch vom Menschen unbeeinflusst sind. Sowohl in Neuseeland als auch in Europa ist die Erhöhung der Forschungsmittel eine Priorität der Regierung, und insbesondere der Mittel aus dem Privatsektor. Das Ziel besteht im Erreichen des OECD-Durchschnitts für Forschungsinvestitionen. "Ein interessanter Aspekt meiner Reise waren die Gespräche mit den kleineren Ländern darüber, wie es ihnen gelungen ist, mehr Gelder aus dem Privatsektor zu erhalten, und insbesondere, wie sie es erreicht haben, Gelder von ihren KMU [kleinen und mittleren Unternehmen] zu bekommen." Maharey beschreibt den Mangel an Finanzierungsmitteln von kleinen Unternehmen als die Achilles-Ferse Neuseelands, und da es in dem Land nur ein multinationales Unternehmen gibt, können größere Unternehmen die Lücke nicht schließen. "Irgendwie müssen wir unsere kleinen Unternehmen motivieren, Gelder zu investieren. Die Finnen haben uns einige Ideen geliefert, die Dänen ebenso, und wir haben bei unserer Reise hier und da ein paar gute Tipps mitgenommen [...]. Auch wenn wir es wollten, sollten wir nicht viel mehr öffentliche Gelder investieren." Auckland mag zwar über 18 000 km von Brüssel entfernt sein, die Prioritäten und die Probleme klingen jedoch ziemlich ähnlich.

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