Umwälzungen in den Äthanol- und Hygieneindustrien durch Entdeckung eines Pilzes?
Forscher vom schwedischen Borås University College haben einen Pilz entdeckt, der sehr effektiv Abfall in Äthanol umwandelt. Als wäre dies nicht genug, um das Interesse von umweltbewussten Menschen zu wecken, können die Biomasserückstände zur Herstellung eines superabsorbierenden und kompostierbaren Materials verwendet werden und so Bandagen, Windeln und Monatsbinden ersetzen, die sonst nicht biologisch abbaubar sind. Mohammad Taherzadeh und sein Team haben entdeckt, dass der saprotrophe Pilz Abfall in Äthanol umwandeln kann und dies effektiver als die derzeit eingesetzte Backhefe macht. Die Fähigkeit zur Umwandlung von Sulfitlauge, einem Nebenprodukt von Papier und Viskosezellstoff, für die Äthanolproduktion ist sehr wertvoll, sowohl wirtschaftlich als auch im Hinblick auf die Umwelt. "Dies ist wirklich aufregend", sagte Dr. Taherzadeh. "Die Äthanolproduktion durch Zygomycetes [die Pilzart] stellt einen unbekannten Bereich dar. Wir sind die einzigen Wissenschaftler auf der Welt, die sie als Äthanol produzierende Pilze eingestuft haben, aber wir realisieren jetzt, dass sie ein enormes Potenzial haben." Und es gibt noch mehr gute Nachrichten für die Umwelt: Das Forscherteam hat herausgefunden, dass die Biomasse, die nach der Produktion von Äthanol übrig bleibt, zur Herstellung eines supersaugfähigen und antibakteriellen Zellstoffmaterials genutzt werden kann. Darüber hinaus kann dieses biologische Material kompostiert und wiederverwertet werden. Die Entdeckung war so aufsehenerregend, dass dem Team kürzlich 800.000 schwedische Kronen (über 86.000 Euro) von der schwedischen Wissensstiftung zur Fortführung ihrer Forschung bewilligt wurden. Produkte wie Windeln, Monatsbinden und Bandagen werden derzeitig mit Polyacrylaten hergestellt, die nicht biologisch abbaubar sind und verbrannt werden müssen. Bei der Verbrennung entsteht Kohlendioxid und trägt zur globalen Erwärmung bei. Wenn das Polyacrylat durch diesen biologischen Superabsorber ersetzt wird, müssen Windeln nicht verbrannt werden und können stattdessen der Kompostierung zugeführt, verrottet und in Biogas umgewandelt werden. Der neue Superabsorber hat auch andere Eigenschaften, die ihn interessant machen. "Unser Zellstoffmaterial absorbiert das Zehnfache seines Eigengewichts an Flüssigkeit. Es kann ebenfalls Bakterien und Pilze abtöten, was bedeutet, dass Windeln die Haut nicht reizen und länger halten würden, bevor ein unangenehmer Duft entsteht. Wir haben auch mit beigefügten E.coli-Bakterien einer sehr aggressiven Bakterienart, experimentiert. Das Zellstoffmaterial war in der Lage, sie zu neutralisieren", sagt Dr. Taherzadeh. Auch Versuche mit anderen Bakterienarten, darunter Klebsiella pneumonia und Staphylococcus aureus sowie der Pilz Candida albicans, waren erfolgreich. Die Forschung zur Äthanolproduktion wird fortgesetzt, aber der Schwerpunkt liegt jetzt auf der Weiterentwicklung des Zellstoffmaterials. "Weil dies ein unbekannter Bereich ist, wird es viel Arbeit für uns bedeuten, um das volle Potenzial dieses Materials zu begreifen", sagt Dr. Taherzadeh.
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