Astronomen spüren Stammbaum der Milchstraße auf
Ein internationales Astronomenteam hat dargelegt, wie die Entschlüsselung der chemischen Zusammensetzung von Sternen helfen kann, die Geschichte der Milchstraße aufzudecken. Über die Entstehungsgeschichte der Milchstraße, der Galaxie, in der sich unser Sonnensystem befindet, ist nur sehr wenig bekannt. Was wir wissen, ist, dass sie kurz nach dem Big Bang aus einem oder mehreren unscharfen Gasklumpen aus fast purem Wasserstoff und Helium entstanden ist. Allmählich fügte sie sich zu einer abgeflachten spiralförmigen Galaxie zusammen. So entstanden vor rund 4,7 Milliarden Jahren nach und nach Generationen von Sternen, zu denen auch unsere Sonne gehört. Nun glauben Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO), dass sie einen effektiven Weg entdeckt haben, wie sie die Sterne und Sternhaufen der Galaxie zeitlich einordnen können. Mithilfe des UVES-Spektrografen (Ultraviolet and Visual Echelle Spectrograph) des Very Large Telescope der ESO beobachteten sie ein Dutzend Roter Riesen im Collinder 261, einem der ältesten bekannten offenen Sternhaufen. "Galaktische Sternhaufen sind Zeugen der Entstehungsgeschichte der galaktischen Scheibe", sagt Kenneth Freeman, einer der Mitglieder des internationalen Teams. "Die Analyse ihrer Zusammensetzung ist wie die Untersuchung uralter Fossilien. Wir jagen Stücke der galaktischen DNA!" Durch diese Beobachtungen waren die Astronomen in der Lage, die chemischen Elemente zu bestimmen, die jeweils in den Sternen enthalten sind. Sie fanden heraus, dass alle Sterne dieses Clusters die gleiche chemische Signatur besaßen. "Diese große Homogenität lässt darauf schließen, dass die chemischen Informationen mehrere Milliarden Jahre überlebt haben", erklärt der Forschungsleiter Gayandhi De Silva. "Demnach können alle Sterne des Clusters derselben vorgeschichtlichen Wolke zugeordnet werden. Dies bestätigt unsere Untersuchungsergebnisse bei zwei weiteren Sterngruppen." Für eine weitergehende Bestätigung ihrer Ergebnisse werden die Astronomen nun die chemische Zusammensetzung einer größeren Auswahl offener Cluster messen. Sie glauben, durch die Bestimmung der 'DNA' jedes Sternhaufens wird es möglich sein, den Stammbaum der Milchstraße aufzuspüren. "Der Weg zu einem intensiven Einsatz chemischer Bestimmung ist noch weit", gibt Dr. De Silva zu bedenken, "aber unsere Untersuchungen zeigen, dass er möglich ist. Wenn die Technik getestet und bestätigt ist, werden wir in der Lage sein, ein genaueres Bild davon zu erhalten, wie sich unsere galaktische Wiege gebildet hat."