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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Vertrauen und Kommunikation sind die Schlüssel für die öffentliche Akzeptanz der Nanotechnologie

Seit die Medien das Thema Nanotechnologie gegen Ende des 20. Jahrhunderts erstmals aufgegriffen haben, wurde es in Berichten abwechselnd als die Lösung für alle Probleme des Planeten, von Krankheiten bis hin zu Klimawandel und Energieversorgung, präsentiert oder aber es wurde ...

Seit die Medien das Thema Nanotechnologie gegen Ende des 20. Jahrhunderts erstmals aufgegriffen haben, wurde es in Berichten abwechselnd als die Lösung für alle Probleme des Planeten, von Krankheiten bis hin zu Klimawandel und Energieversorgung, präsentiert oder aber es wurde von der Übernahme der Welt durch Nanoroboter, den von Nanopartikeln ausgehenden Gefahren für Gesundheit und die Umwelt und dem militärischen Interesse an neuen Nanotechnologien gesprochen. Nach einer anfänglichen Flut von Presseberichten, die zuerst die Erwartungen in die Höhe trieben und dann vor den Gefahren der Nanotechnologie warnten, verläuft die Berichterstattung in den letzten Jahren in gemäßigteren Bahnen. Das Ergebnis ist zwangsläufig begrenztes Wissen und Verständnis seitens der Öffentlichkeit in Bezug auf Nanotechnologie. Die Redner, die auf der Sitzung des EuroNanoForum 2007 in Düsseldorf sprachen, gaben einen Überblick über die Ergebnisse verschiedener Erhebungen in Bezug auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Nanotechnologie und erteilten Ratschläge für den Umgang mit Skepsis. Laut Dr. Ineke Malsch, CEO bei Malsch TechnoValuation in den Niederlanden, wird die Nanotechnologie von der allgemeinen Öffentlichkeit nicht in einem besonders negativen Licht gesehen. Sie zitierte eine Eurobarometer-Studie zu Biotechnologie, die ergeben hat, dass 40 % der Befragten der Ansicht waren, dass die Nanotechnologie die Lebensqualität in den kommenden 20 Jahren verbessern würde. Etwa 5 % der Befragten hatten eine negative Einstellung gegenüber dem Begriff "nano", während rund 44 % noch nie davon gehört hatten. Die genauen Zahlen variieren zwar, aber dieser Gesamttrend wird durch andere von Dr. Malsch und ihren Rednerkollegen zitierten Erhebungen bestätigt. Laut einer in den USA durchgeführten Umfrage hatten 53 % der Befragten noch nie etwas von Nanotechnologie gehört. Dr. Torsten Fleischer vom Forschungszentrum Karlsruhe sprach von einem gemeinsamen Wunsch der Befragten, besser über Nanotechnologie informiert zu werden. Eine von seinem Team zusammengestellte Schwerpunktgruppe wies ein hohes Maß an Neugier auf und wünschte sich mehr Transparenz von Seiten der Forschung und Industrie, Schutzmaßnahmen der Regierung und die Veröffentlichung von Ergebnissen unabhängiger Produkttests. "Die Menschen wollen informiert und gehört werden, und sie wollen an Diskussionen über die Nanotechnologie beteiligt werden", so Dr. Fleischer. Die Schwerpunktgruppe (die nach dem Zufallsprinzip aus der Region Karlsruhe ausgewählt wurde) verfügte über einige Kenntnisse in Bezug auf Nanotechnologie, und insbesondere in Bezug auf Mikrosysteme, Autoglasbeschichtungen, Krebstherapien und potenzielle Durchbrüche in den Bereichen Medizin, Energie, Umwelt und allgemein eine "Vereinfachung des täglichen Lebens". Aber einige Mitglieder der Schwerpunktgruppe waren durch die frühere Hysterie beeinflusst worden und führten Asbest, Gentechnik und Feinstaubemissionen als Faktoren an, die ihre Bedenken hinsichtlich der Nanotechnologie verstärkten. Die am häufigsten genannten Bedenken bezogen sich auf Lebensmittel, Gesundheit und Umwelt. Dr. Fleischer sprach darüber, inwiefern der wahrgenommene Zweck der Anwendung von Nanotechnologie ein wichtiger Faktor dafür ist, wie die Öffentlichkeit darauf reagiert. Dies bedeutet beispielsweise, dass es allgemein weniger Bedenken zu Technologien gibt, die Gesundheits- oder Umweltprobleme beheben sollen. Dr. Fleischer lenkte die Aufmerksamkeit auch auf das Vertrauen. Erhebungen zeigen, dass die allgemeine Öffentlichkeit eher wissenschaftlichen Ratschlägen unabhängiger Gremien vertraut als solchen, die von Vertretern der Industrie oder von der Regierung stammen. "Die Leute werden akzeptieren, dass es Unsicherheiten und Wissensgrenzen gibt. Diese werden akzeptiert, wenn sie zugegeben und mitgeteilt werden", so Dr. Fleischer. "Aber wenn die Leute den Inhalt einer Botschaft nicht beurteilen können, beurteilen sie den Boten. Vertrauen ist von zentraler Bedeutung." Beim Vergleichen der Einstellungen auf internationaler Ebene stellte Dr. Malsch fest, dass Europäer Erhebungen zufolge in Bezug auf die Nanotechnologie risikoscheuer sind als Amerikaner. Sowohl Europa als auch die USA konzentrieren sich jedoch viel stärker auf Sicherheit als Indien. Der indische Präsident Dr. Abdul Kalam hat im Rahmen von Vorträgen aktiv für die Nanotechnologie geworben und sagte, sie werde zur Energieunabhängigkeit Indiens bis zum Jahr 2030 beitragen. Er sprach sogar vom Potenzial der Nanotechnologie, den Weltraumverkehr zu ermöglichen. Während das indische Parlament im Jahr 2005 die Risiken im Zusammenhang mit der Nanotechnologie diskutierte, ist die Einstellung in Indien gegenüber Nanotechnologie im Allgemeinen optimistisch, wobei keine ethischen Fragen gestellt und keine Erhebungen zur öffentlichen Meinung durchgeführt werden. In Europa liegt der Schwerpunkt tendenziell auf praktischen Anwendungen, hauptsächlich für die Industrie. In den USA ist die Vision etwas langfristiger und revolutionärer, insbesondere aus Sicht des US-Militärs. In Indien ist der Ansatz sogar noch revolutionärer. Das europäische Konzept könnte Dr. Malsch zufolge als "evolutionär" bezeichnet werden.