Nanoforum-Workshop zur Kommerzialisierung fordert stärkeres Engagement der Industrie
Nanoforum, das thematische Netz, das unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) der EU finanziert wird, hat drei entscheidende Herausforderungen für die Entwicklung von Nanotechnologien in Europa festgestellt: ein niedriges Investitionsniveau beim Risikokapital, niedrige Patentierungsraten und ein geringes Investitionsniveau seitens der Industrie. Dem Nanoforum-Bericht zufolge soll die Anhebung des äußerst geringen Anteils (lediglich 3,5%) des globalen Risikokapitals, das für Nanotechnologie in Europa investiert wird, oberste Priorität erhalten. Obwohl das Volumen der öffentlichen Finanzierungen in Europa auf Augenhöhe mit dem der USA liegt, scheint Europa auch im Hinblick auf die erteilten Nanotechnologiepatente hinterherzuhinken. Die Investitionen der Industrie in Nanotechnologien sind im Verhältnis zu den USA und Japan nur halb so groß. Für die Autoren des Berichts ist das niedrige Risikokapitalniveau auf einen Mangel an passenden Investitionszielen zurückzuführen. Den Unternehmen fehlen fokussierte Geschäftsmodelle, Geschäftserfahrung und Austrittsstrategien. Während öffentliche Finanzierungsquellen an die Stelle von Risikokapital treten können, bestehen Bedenken, dass die Unternehmen in diesem Fall nicht von den anderen Vorteilen profitieren können, die Investoren mit sich bringen. Dazu gehören ein tief gehendes Verständnis des Sektors und Netzwerke. Die niedrige Patenterteilungsrate wird als eine Folge der Schwierigkeiten bei der Feststellung des kommerziellen Potenzials einer Forschung angesehen. Das könnte aus der Tatsache heraus erklärt werden, dass Forschung nicht immer mit den Bedürfnissen der Industrie im Einklang steht. Ebenso könnte es auf Motivationsgründe (Publikationen werden höher ausgezeichnet) und die Patentierungsfähigkeit zurückgeführt werden. Im Hinblick auf das niedrige Investitionsniveau seitens der Industrie, obwohl es in Europa "Weltmarktführer" im Bereich der Nanotechnologie gibt, unterstreicht der Bericht, dass das breitere Interesse der Industrie nicht ausreichend geweckt würde: Ein Unternehmen, das über eine Investition in eine Nanotechnologieentwicklung nachdenkt, könnte durch die offensichtlichen Schwierigkeiten (Umsetzung in den Produktionsprozess, Gesundheits- und Sicherheitsfragen) davon abgebracht werden, wenn es sich nicht über die weniger offensichtlichen Möglichkeiten klar wird, die Nanotechnologien mit sich bringen. Diese drei Herausforderungen haben laut Bericht eine gemeinsame Lösung. Seine Autoren legen dar, dass die öffentliche Finanzierung für die Entwicklung von Nanotechnologien auch eine stärkere Finanzierung aus privaten Quellen anregen muss. Damit das aber auch passiert, muss ein Verständnis für die Probleme der Industrie bzw. der Konsumenten entwickelt werden, das dann wiederum in Forschung und Entwicklung (FuE) zurückgeführt werden muss. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Technologie-geleitetes "Roadmapping" könnte durch "Visionen" aus der Industrie verbessert werden, die für die Industrie reale Herausforderungen darstellen. Auch könnten jene Projekte vorrangig finanziert werden, die diese Herausforderungen bewältigen und an denen Hochschulen und Industrie beteiligt sind. Ebenso sollten Forscher dazu angeregt werden, sowohl Patente als auch Publikationen zu produzieren. Universitäten sollten auch ihre Fähigkeiten einsetzen, um den Wert eines möglichen Patents so schnell wie möglich zu bewerten (auch dies wird durch ein Verständnis der noch zu lösenden Probleme erleichtert). Schließlich sollte auch das breite Spektrum europäischer Industrien, die bislang nicht "aktiviert" wurden, die Verantwortung für das Verständnis der durch Nanotechnologie gebotenen Möglichkeiten und für die Bestimmung, mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten können, um diese Gelegenheiten zu ergreifen, übernehmen.