Bestrahlung verlängert Leben von Patienten, die an kleinzelligem Bronchialkarzinom leiden
Wie im Rahmen einer Studie festgestellt wurde, kann eine Bestrahlung des Schädels von Patienten, die an kleinzelligem Bronchialkarzinom (small cell lung cancer - SCLC) leiden, unter Umständen deren Leben verlängern. Die Forscher aus den Niederlanden fanden heraus, dass diese Methode die Lebenserwartung der Patienten erhöht, indem sie das Risiko, dass der Krebs auf das Gehirn übergreift, reduziert. Eine Ausbreitung auf das Gehirn ist bei dieser Krebsart nicht selten und kann unter Umständen zum Tod führen. Bei knapp 15 % aller neu diagnostizierten Fälle von Lungenkrebs handelt es sich um SCLC. Diese äußerst aggressive Krebsart kann sich auf andere Körperregionen ausweiten und in weniger als einem Jahr zum Tode führen, selbst dann, wenn der Patient sich in ärztlicher Behandlung befindet. Bei Männern sind die meisten Krebstode auf eine Erkrankung an SCLC zurückzuführen, bei Frauen ist SCLC die Krebsart, die die zweitgrößte Zahl an Todesopfern fordert. Insgesamt sterben jährlich weltweit 1,3 Millionen Menschen an dieser Krankheit. Der größte Risikofaktor, der zur Entstehung dieser Krebsart beiträgt, ist das Einatmen von Karzinogenen, insbesondere Tabakrauch, über einen längeren Zeitraum. Forscher vom Fachbereich Medizin der Freien Universität Amsterdam, Niederlande, und der Europäischen Organisation für die Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen (European Organisation for Research and Treatment of Cancer - EORTC) führten an zwei Gruppen von SCLC-Patienten Untersuchungen durch. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass bei Probanden, die neben der herkömmlichen medizinischen Behandlung eine prophylaktische Schädelbestrahlung erhielten, d. h. deren Gehirn bestrahlt wurde, bevor der Krebs sich dorthin ausbreiten konnte, das Risiko von Gehirnmetastasen geringer war, sodass diese Patienten eine bessere Überlebenschance hatten als Patienten, die lediglich auf die herkömmliche Art und Weise behandelt wurden. So kam es bei nur 14 Prozent der SCLC-Patienten, die eine prophylaktische Strahlungsbehandlung erhielten, zur Entstehung von Gehirntumoren, während über 40 Prozent der Patienten, die nicht auf diese Art behandelt wurden, Gehirnmetastasen in der einen oder anderen Form entwickelten. Patienten, die eine prophylaktische Schädelbestrahlung erhielten, hatten darüber hinaus eine höhere Lebenserwartung. Über 27 % der Patienten der Gruppe, die eine prophylaktische Schädelbestrahlung erhielt, lebten nach Diagnostizierung des kleinzelligen Bronchialkarzinoms noch länger als ein Jahr, während dies in der anderen Gruppe bei nur 13 Prozent der Patienten der Fall war. "Prophylaktische Schädelbestrahlung verringert das Risiko symptomatischer Gehirntumore enorm und verlängert die Überlebenszeit der Patienten deutlich", so Ben Slotman, Professor der Strahlungsonkologie am Fachbereich Medizin der Freien Universität Amsterdam. "Da diese Behandlung gut vertragen wird und die Lebensqualität nicht negativ beeinflusst, sollten künftig alle SCLC-Patienten im fortgeschrittenen Stadium, die gut auf die Chemotherapie ansprechen, die Möglichkeit zur prophylaktischen Schädelbestrahlung erhalten", fordert Slotman. Die Versuchsergebnisse, die in der Fachzeitschrift "The New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurden, dürften laut den Verfassern des Berichts sowohl in Europa als auch in den USA zu einer Änderung der Behandlungsverfahren bei dieser Krebsart führen.
Länder
Niederlande