CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Pandemie-Notfallplanung der EU ungenügend

Einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist die Europäische Union auf den Ausbruch einer Grippepandemie nicht angemessen vorbereitet. Obwohl alle in die Untersuchung der London School of Hygiene and Tropical Medicine einbezogenen Länder Impfprogramme besaß...

Einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist die Europäische Union auf den Ausbruch einer Grippepandemie nicht angemessen vorbereitet. Obwohl alle in die Untersuchung der London School of Hygiene and Tropical Medicine einbezogenen Länder Impfprogramme besaßen, werden die für die Entwicklung der Impfstoffe benötigte Zeit und die Herstellungskapazitäten die Nachfrage nicht decken können. Außerdem kritisiert der Bericht die Tatsache, dass nur die Hälfte der bewerteten Länder einen detaillierten Plan für die Lagerung, Lieferung und Verteilungsmechanismen der Impfstoffe aufgestellt hatten. Dasselbe gilt für antivirale Medikamente: Allgemein scheinen die Behörden nicht berücksichtigt zu haben, wie die Medikamente zu den einzelnen Patienten gelangen sollen, oder welche grundlegenden medizinischen Angebote benötigt werden, um diese zu verabreichen. "Im Fall einer Pandemie könnte die anfängliche Nachfrage nach antiviralen Medikamenten das Gesundheitssystem bei der Verabreichung überfordern", warnt der Autor der Studie, Richard Coker, von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. "Obwohl viele Länder in Europa über Reserven verfügen, sind jetzt straff durchdachte Pläne für die Lagerung, Verteilung und Verabreichung erforderlich, da sich Panik ausbreiten kann und schließlich Chaos herrschen wird, wenn die Abläufe vor Ausbruch einer Pandemie nicht festgelegt und getestet werden." Eine ähnliche Bewertung wurde bereits vor einem Jahr im Auftrag der WHO durchgeführt. Seitdem habe sich die Situation verbessert, wird in der Studie angedeutet. Jedoch "sind viele Länder immer noch schlecht auf die harte Realität einer drohenden Grippepandemie vorbereitet", sagt Dr. Coker. "Besonders kritisch ist, dass für antivirale Medikamente hinsichtlich Herstellung, Auslieferung und Verabreichung bislang nichts festgelegt wurde, obwohl sie im Kampf gegen die Grippe an erster Stelle stehen, bevor Impfstoffe hergestellt und verteilt werden können." "Regierungen müssen mit ihren Nachbarn zusammenarbeiten, vorbildliche Verfahren und Strategien offen austauschen", fügt Dr. Coker hinzu. "Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mag zwar gesamteuropäische Kontrollverfahren aufgestellt haben, aber die bestehenden großen Unterschiede zwischen den Pandemie-Notfallplänen der Länder können jede Vorstellung von globaler Solidarität oder Sicherheit auf eine harte Probe stellen." Experten sind sich einig, dass es früher oder später eine weitere Grippepandemie geben wird. Den jüngsten Schätzungen der WHO zufolge könnte ein solcher Fall weltweit 7,4 Millionen Todesopfer fordern. Es gibt Befürchtungen, dass die nächste sich global ausbreitende Grippe, ein Stamm der hoch pathogenen Vogelgrippe (H5N1) sein wird, für die eine Übertragung von Mensch zu Mensch erst kürzlich bestätigt wurde. Neuste von der ECDC veröffentlichte Berichte weisen darauf hin, dass die sogenannten "Pandemie-Impfstoffe" einen gewissen Schutz vor einer künftigen Grippepandemie bieten könnten. Sie werden derzeit auf der Basis des H5N1 entwickelt. "Alle Experten in unseren Gremien stimmten überein, dass eine breit gestreute Impfung der Menschen in der EU zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam wäre", sagte Zsuzsanna Jakab, Direktorin der ECDC, und präzisierte, der Impfstoff solle zu einem späteren Zeitpunkt der Pandemie verteilt werden. Die Studie bewertete nationale Pläne für die Vorbereitung auf eine Pandemie von 25 EU-Staaten. Sie umfasste außerdem Bulgarien und Rumänien (zum Zeitpunkt der Analyse Beitrittsländer) und drei EU-Nachbarn (Norwegen, die Schweiz und die Türkei).

Verwandte Artikel