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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Den Weg leuchten: führende Wissenschaftler skizzieren Fahrplan für nachhaltige Energie

Eine Gruppe weltweit führender Wissenschaftler hat einen Fahrplan aufgestellt, um das Ziel einer nachhaltigen Energiewirtschaft zu erreichen. Sie sprachen Empfehlungen für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, zu Kernenergie und Biokraftstoffen aus und hoben die Rolle d...

Eine Gruppe weltweit führender Wissenschaftler hat einen Fahrplan aufgestellt, um das Ziel einer nachhaltigen Energiewirtschaft zu erreichen. Sie sprachen Empfehlungen für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, zu Kernenergie und Biokraftstoffen aus und hoben die Rolle der Wissenschaftler an der Lösungsfindung hervor. "Wissenschaft bietet die Grundlage für einen rationalen Diskurs über Tauschhandel und Risiken, um die Prioritäten für Forschung und Entwicklung festzulegen und neue Möglichkeiten zu identifizieren - Offenheit gehört zu ihren bestimmenden Werten", lautet es in dem Bericht des Inter Academy Council (IAC), der nationale Akademien der Wissenschaften aus der ganzen Welt vereint. "Durch eine entschlossene Optimierung der vielversprechendsten Technologien können Ingenieure Lösungen bieten - 'Learning by doing' gehört dabei zu den grundlegenden Prinzipien", fährt der Bericht fort. Der Bericht hebt das dringende Bedürfnis für sofortige Maßnahmen hervor, damit der Grundenergiebedarf gedeckt werden kann. Er zitiert nur zwei Dimensionen der künftigen Herausforderungen: Sicherheit der Ölreserven und Klimawandel. Aktuelle Prognosen der Internationalen Energieagentur weisen darauf hin, dass sich der weltweite Ölverbrauch bis 2030 um fast 40% (im Vergleich zu 2005) und die Kohlendioxidemissionen um 55% (im Vergleich zu 2004) erhöhen werden, sollte man so weitermachen wie bisher. Ein Forschungsausschuss des IAC hat sich mit Technologien und Alternativen für Ressourcen, die zur Erleichterung des Übergangs zu nachhaltigen Energien zur Verfügung stehen, und mit strategischen Optionen sowie Forschungsprioritäten auseinandergesetzt. Der Ausschuss legte neun Empfehlungen vor, die gleichzeitig durchgeführt werden müssen, damit sich der gewünschte Gesamteffekt einstellt. Von diesen Empfehlungen werden drei als besonders kritisch angesehen. Das IAC spricht sich für sofortige Maßnahmen hierzu aus. Dies sind: konzertierte Anstrengungen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Reduktion der Kohlenstoffintensität. Dazu gehören auch die weltweite Einführung von preislichen Signalen für Kohlenstoffemissionen, Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung aus fossilen Brennstoffen sowie die Beschleunigung der Entwicklung und der Ausbreitung von Technologien der erneuerbaren Energie. Technologien für die Abscheidung und Speicherung bei fossilen Kohlenstoffbrennstoffen, insbesondere Kohle, können eine zentrale Rolle für das kostenwirksame Management der globalen Kohlendioxidemissionen spielen, so der Bericht. Er hebt jedoch auch hervor, dass ohne politische Intervention "die große Mehrheit der Kohlekraftwerke, die in den kommenden zwanzig Jahren gebaut werden sollen, konventionelle, Kohlenstaubkraftwerke sein werden". Heutige Technologien zur Abscheidung von Kohlendioxidemissionen aus Kohlenstaubkraftwerken, die nachträglich eingebaut werden, sind teuer und energieintensiv. Der Ausschuss empfiehlt, dass dort, wo neue Kohlekraftwerke ohne Abscheidung gebaut werden müssen, die wirksamsten Technologien zum Einsatz kommen müssen. Außerdem soll die Kostenminimierung für künftige Nachrüstungen zur Kohlenstoffabscheidung im Vordergrund stehen. Das könnte erreicht werden, indem wenigstens einige Elemente der Kohlenstoffabscheidungstechnologie in jedem neuen Kraftwerk eingebaut werden. Der Bericht empfiehlt auch aggressive Schritte zur Kommerzialisierung der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie weitere Erforschungen möglicher Nachrüstungstechnologien für die Kohlenstoffabscheidung nach der Verbrennung in alten Kohlenstaubkraftwerken. Aber auch die Kernenergie sollte nicht außer acht gelassen werden, betont das IAC. Der potenzielle Beitrag der Kernenergie - eine kohlenstoffarme Ressource - zum weltweiten Energiemix ist bedeutend. Aber es bestehen derzeit immer noch Bedenken bezüglich der Kosten, der Sicherheit und des Atomwaffenverbots. Der Bericht empfiehlt, dass die Vereinten Nationen eine transparente und objektive erneute Überprüfung der Fragen zur Kernenergie in Auftrag geben. "Es ist sehr wichtig, dass die allgemeine Öffentlichkeit über das Ergebnis dieser erneuten Überprüfung informiert wird", fügt der Bericht hinzu. In der Zwischenzeit sollte die wissenschaftliche Gemeinschaft ihre Bemühungen zur Verbesserung der Reaktorsicherheit fortsetzen und sicherere Lösungen für die nukleare Abfallentsorgung finden. Das IAC erklärt, dass erneuerbare Energieformen Chancen für technologischen Fortschritt und Innovation bieten, ebenso wie für nachhaltige Energie. Es empfiehlt Subventionen für die frühzeitige Entwicklung neuer erneuerbarer Technologien und erklärt, dass sich diese Unterstützung an vielversprechende aber kommerziell noch nicht erhältliche Technologien richte und mit der Zeit abnehmen sollte. Der Bericht empfiehlt auch vermehrte Forschungen zu Transformationstechnologien, wie neue Typen von Solarzellen, die aus dünnen Filmen hergestellt werden, sowie zu fortlaufenden Verfahren. Biokraftstoffe gelten in diesem Bericht als "vielversprechend, um gleichzeitig den Klimawandel und Bedenken zur Energiesicherheit anzugehen". Um die Biokraftstoffe so effizient wie möglich zu nutzen, sollte der Fokus auf der Herstellung von Brennstoffen aus Lignozellulosematerial (einschließlich landwirtschaftlicher Rückstände und Abfällen) liegen. Daraus kann fünf- bis zehnmal mehr Brennstoff gewonnen werden als in Verfahren, bei denen Rohstoffe wie Zuckerrohr und Mais verwendet werden. Dazu sollte vorrangig geforscht werden, genauso wie zu Methoden für die direkte mikrobielle Herstellung von Butanol oder anderer Formen von Biokraftstoffen, die Ethanol überlegen sein könnten. Das IAC fordert die wissenschaftliche Gemeinschaft auf, sich um eine verstärkte internationale Koordination der Energieforschung zu bemühen und mehr mit dem Privatsektor zusammenzuarbeiten. Regierungen sollten ihrerseits der Forschung mehr Finanzmittel zur Verfügung stellen, während beide Gruppen mehr Zeit und Anstrengungen einsetzen sollten, um der Öffentlichkeit das erhöhte Bedürfnis für Investitionen in die Energieforschung klarzumachen. "Wissenschaft und Industrie können zu Lösungen beitragen, aber dies muss in einem von den Regierungen geschaffenen Rahmen erfolgen und durch die Änderung des individuellen Verhaltens unterstützt werden", sagte Martin Rees, Präsident der Royal Society des Vereinigten Königreichs, einer der Akademien, die im IAC vertreten ist. "Es wird kaum einen goldenen Lösungsweg geben. Eine Zukunft mit nachhaltiger Energie erfordert Investitionen in Zeit und Ressourcen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und den Willen auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten."