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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Afrika: Auf der Suche nach der Wissenschaftsrevolution - mit europäischer Hilfe

"Die Welt hat erlebt, wie Wissenschaft und Technologie die wirtschaftliche Entwicklung und das Wirtschaftswachstum vorangetrieben haben", so Abdoulie Janneh, stellvertretender UN-Generalsekretär und Geschäftsführer der Wirtschaftskommission für Afrika der Vereinten Nationen, b...

"Die Welt hat erlebt, wie Wissenschaft und Technologie die wirtschaftliche Entwicklung und das Wirtschaftswachstum vorangetrieben haben", so Abdoulie Janneh, stellvertretender UN-Generalsekretär und Geschäftsführer der Wirtschaftskommission für Afrika der Vereinten Nationen, bei seinem Besuch in Brüssel am 29. November. Nun möchte Afrika dieselbe Erfahrung machen und ist bereit, sich verstärkt in der Wissenschaft zu engagieren - mit Europa als Partner. So lautete Jannehs Botschaft an das Europäische Parlament bei der Anhörung "Science with Africa". Die Anhörung fand zu einem Zeitpunkt statt, zu dem das Thema an Bedeutung gewinnt: Eine Entschließung des Europäischen Parlaments ist absehbar, und für März ist eine große internationale Konferenz in Addis Abeba, Äthiopien, geplant. Die Konferenz im März wird laut Janneh "über die Zukunft Afrikas entscheiden". CORDIS-Nachrichten gegenüber sagte er, kein Teil der Welt habe sich ohne Wissenschaft entwickelt, und nun müsse Afrika Finanzressourcen für die notwendigen Investitionen finden. In Südafrika und Ägypten, den afrikanischen Ländern mit den höchsten Forschungsinvestitionen, werden 0,4 % bzw. 0,3 % des BIP für Wissenschaft ausgegeben. Zusätzliche Mittel sollten von Entwicklungsfonds und der Privatindustrie bereitgestellt werden. Das optimale Gleichgewicht werde im März in Addis Abeba diskutiert, so Janneh. Die Anhörung im Parlament sollte einen Beitrag zur Diskussion über die Mechanismen leisten, die der Verbesserung des Zugangs afrikanischer Institutionen zu internationalen Gemeinschaftsprojekten im Bereich Forschung und Entwicklung dienen könnten. Janneh begrüßte die Veranstaltung und freute sich über das Wohlwollen, das dem Thema entgegengebracht wurde. Nun sei es aber an der Zeit, fuhr er fort, dem verbalen Engagement in Europa und Afrika Taten folgen zu lassen. Dies bekräftigte auch Pilar del Castillo Vera, MdEP, die dem Treffen vorsaß. Sie sagte, ein praktikables Modell, das afrikanische und europäische Wissenschaftler zusammenbringt, müsse jetzt konzipiert werden. "Der nächste Schritt muss Handeln sein." Auf institutioneller Ebene sind bereits zwei Schritte geplant. Die Europäische Kommission wird eine zweite Delegation nach Addis Abeba schicken, die sich schwerpunktmäßig mit der Arbeit der Afrikanischen Union befasst. Darüber hinaus soll ein Büro "Science with Africa" eingerichtet werden, das die Zusammenarbeit zwischen europäischen und afrikanischen Wissenschaftlern erleichtern soll. Jerzy Buzek, MdEP aus Polen, bezeichnete die bevorstehende Konferenz in Addis Abeba als den "Beginn des Lissabon-Prozesses für Afrika". In der EU soll die Lissabon-Strategie die europäische Wirtschaft bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten der Welt machen. In Europa hat man sich schon vor einiger Zeit für die Förderung der Forschung zum Aufbau einer Wissensgesellschaft entschieden. Folglich, so unterstrich Jorma Routti vom finnischen Creative Industries Management, lässt Europa gerade die Fischerei- und Agrarwirtschaft hinter sich. Wenn Afrika denselben Weg gehen soll, muss der Kontinent die Verantwortung für die Schaffung eines geeigneten Umfelds und die Einleitung geeigneter politischer Maßnahmen übernehmen. Dies geschehe bereits, erklärte Aida Opoku-Mensah, Direktorin der Abteilung Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Wissenschaft und Technologie bei der Wirtschaftskommission für Afrika der Vereinten Nationen. Die regionale Zusammenarbeit sei im Bereich Agrarforschung am stärksten, und weitere Kooperations- und Netzwerkaktivitäten würden gefördert. "Es gibt Wissensnischen. Doch das ist nicht optimal. Wenn es vier Länder gibt, die in einem bestimmten Bereich führend sind, möchten wir, dass sie mit ihren Nachbarn zusammenarbeiten. Mittlerweile sind Länder hierzu bereit", so Opoku-Mensah. Wissenschaftler seien schließlich sehr rationale Menschen, fügte Janneh hinzu. "Wir lassen uns gerade inspirieren und schauen uns an, was in anderen Ländern erreicht wurde. Aber wir müssen nicht deren geradem Weg folgen", so Janneh. "Wir haben die Möglichkeit, gewisse Schritte zu überspringen. Das Wissen ist vorhanden. Nun ist alles eine Frage der Adaptierung." Routti unterbreitete einen Vorschlag, wie Afrika das Heft in die Hand nehmen und das richtige Umfeld für eine Wissensgesellschaft schaffen könne: Wenn jedes afrikanische Land seinen eigenen Entwicklungsfonds hätte, könnten die EU und einzelne Länder zu diesen Fonds beitragen. Die Empfänger könnten, je nach Prioritäten und Umständen, entscheiden, wie das Geld eingesetzt wird, und die Geber könnten den Fonds prüfen. Damit wäre gewährleistet, dass die Geber der Initiative vertrauen und auch weiterhin Mittel beisteuern. Doch auf der Konferenz war auch die Forderung zu hören, dass sich Europa und Afrika von der Geber-Empfänger-Beziehung verabschieden sollten. Aber ist heute eine gleichberechtigte Partnerschaft möglich? Die meisten Anwesenden zeigten sich optimistisch, aber es gab eine abweichende Position. Patrice Cayre vom französischen Institut für Forschung und Entwicklung (IRD) sagte: "Die afrikanischen Wirtschaften sind fragil. Sie können nicht viel in Wissenschaft investieren. Das ist keine Priorität und kann keine sein. Die Forschungskapazitäten sind zu schwach für eine richtige Partnerschaft. In einer richtigen Partnerschaft gibt es mindestens zwei Partner." Christa Janko von der Vienna School of Clinical Science zeichnete aus ihrer Erfahrung ein ermutigenderes Bild: "Partnerschaft funktioniert, wenn es gute Gründe für sie gibt und wenn beide Seiten motiviert sind." Janneh vertrat gegenüber CORDIS-Nachrichten die Ansicht, dass solche Partnerschaften nicht Gefahr laufen, erneut eine Abhängigkeit Afrikas von Europa zu schaffen. Die afrikanischen Partner würden von afrikanischen Wissenschaftlern ausgesucht werden, sagte er. Afrika, so Janneh, intensiviere derzeit seine Wissenschaftsdiplomatie. Was der Kontinent brauche, sei "nichts weniger als eine Wissenschaftsrevolution".

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