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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Studie: 14 Jahre längere Lebenserwartung durch einfache Verhaltensänderungen möglich

Menschen, die sich vier gesunde Verhaltensweisen aneignen, d. h. nicht rauchen, sich ausreichend bewegen, Alkohol in Maßen konsumieren und fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich nehmen, leben im Durchschnitt 14 Jahre länger als Menschen, die keine dieser Verhaltensweise...

Menschen, die sich vier gesunde Verhaltensweisen aneignen, d. h. nicht rauchen, sich ausreichend bewegen, Alkohol in Maßen konsumieren und fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich nehmen, leben im Durchschnitt 14 Jahre länger als Menschen, die keine dieser Verhaltensweisen an den Tag legen. So lautet das Ergebnis einer neuen Forschungsarbeit. Die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "PLoS Medicine" veröffentlicht wurde, ist Bestandteil der Krebsstudie EPIC (European Prospective Investigation of Cancer). An der EPIC-Studie nehmen mehrere Tausend Menschen aus zehn europäischen Ländern teil. Somit ist die Untersuchung die größte Ernährungs- und Gesundheitsstudie, die jemals durchgeführt wurde. Obgleich zahlreiche Studien bereits die Auswirkungen einzelner Verhaltensweisen auf die Gesundheit untersucht haben, so haben doch die wenigsten den Einfluss einer komplett veränderten Lebensweise betrachtet. In dieser jüngsten Untersuchung bedienten sich die Wissenschaftler von der Universität Cambridge und dem Medical Research Council eines einfachen Fragebogens, um vier Verhaltensweisen zu beurteilen. Für jede der folgenden Aussagen wurde in diesem System je einen Punkt vergeben: zurzeit Nichtraucher, nicht körperlich untätig (wobei mit körperlicher Untätigkeit ein Bürojob gemeint ist und kein Sport zum Ausgleich getrieben wird), mäßiger Alkoholgenuss (zwischen 1 und 14 Einheiten pro Woche) und ein Vitamin-C-Gehalt im Blut, der dem Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag entspricht. Zwischen 1993 und 1997 füllten 20.000 Männer und Frauen zwischen 45 und 79 Jahren aus Norfolk, UK, den Fragebogen aus. Sie wurden durchschnittlich elf Jahre lang begleitet. Die Ergebnisse ergaben, dass Personen, die eine niedrige Punktzahl im Fragebogen erzielten, im Beobachtungszeitraum eher verstarben als jene mit höheren Punktzahlen. Nach Einberechnung des Alters fanden die Wissenschaftler heraus, dass Personen, die zu Beginn der Studie null Punkte erzielt hatten, ein viermal größeres Sterberisiko hatten als Personen mit vier Punkten. Die Wissenschaftler errechneten daraufhin, dass eine Person, die ein Ergebnis von Null erzielt hat, das gleiche Sterberisiko hat wie jemand, der 14 Jahre älter ist und vier Punkte erzielt hat. Eine gesunde Lebensweise senkt insbesondere das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wirkt sich aber auch auf die Wahrscheinlichkeit, an Krebs und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten zu erkranken, positiv aus. Patienten, die zu Beginn der Studie an chronischen Erkrankungen wie Krebs oder einer Herzkrankheit litten, wurden von der Untersuchung ausgenommen, doch auch ihre Lebenserwartung stieg, wenn sie oben genannte Verhaltensweisen übernahmen. Die Wissenschaftler betonen, dass die betroffenen Verhaltensweisen allesamt innerhalb der normalen Bandbreite liegen, die in der Bevölkerung gefunden wurde. "Obwohl relativ wenig verlangt wird und die Verhaltensweisen durchaus umzusetzen sind, kann davon ausgegangen werden, dass jemand, der all diese Verhaltensweisen berücksichtigt, ein um 75 Prozent niedrigeres Sterberisiko hat, das heißt mit einer 14 Jahre jüngeren Person vergleichbar ist", heißt es in dem Bericht. "Diese Ergebnisse untermauern die These, dass sogar kleine Unterschiede in der Lebensweise ausschlaggebend für die Gesundheit der Bevölkerung sind und einen Anreiz darstellen können, seinen Lebensstil zu ändern." "Das sind gute Nachrichten und zeigt auf, dass das Risiko, an Herz- oder Gefäßerkrankungen zu sterben, durch einen gesunden Lebensstil verringert werden kann", so Judy O'Sullivan, kardiologische Krankenschwester, und die British Heart Foundation, die die Studie begleitete. "Wenn man nicht raucht, wenig Alkohol trinkt, sich regelmäßig bewegt und häufig Obst und Gemüse isst, kann man seine Lebenserwartung erhöhen." In einem zugehörigen Leitartikel werden die politischen Implikationen der Erkenntnisse erörtert. Die Verfasser merken an, dass Regierungen ein Umfeld schaffen müssen, in dem Verhaltensänderungen möglich sind, damit die Menschen ihre Lebensweise ändern. So haben beispielsweise Untersuchungen gezeigt, dass eine Gesetzgebung, die das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verbietet, für die Gesundheit von Barangestellten vorteilhafter ist als eine simple Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. In den USA haben Untersuchungen zur körperlichen Betätigung in einkommensschwachen Gebieten inzwischen aufgedeckt, dass die Menschen dort sich wenig zu Fuß fortbewegen, da sie sich um ihre Sicherheit sorgen, insbesondere nachts. "Wir sind gespannt, welche Maßnahmen Politiker ausgehend von Khaws Erkenntnissen ergreifen werden", schreiben die Verfasser abschließend. "Bis es soweit ist, wäre es vielleicht angebracht, im Lichte dieser Erkenntnisse und im Rahmen seiner Möglichkeiten ein paar gute Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen."

Länder

Vereinigtes Königreich

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