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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Studie beleuchtet Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Lage und Todesfallrisiko

In einem Bericht zur Untersuchung des Gesundheitszustands von knapp 10 000 Beamten in London über einen Zeitraum von 25 Jahren wird auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Todesfallrisiko und sozioökonomiscber Lage hingewiesen. Die Ergebnisse wurden im Journal of the Americ...

In einem Bericht zur Untersuchung des Gesundheitszustands von knapp 10 000 Beamten in London über einen Zeitraum von 25 Jahren wird auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Todesfallrisiko und sozioökonomiscber Lage hingewiesen. Die Ergebnisse wurden im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht. Die von der britischen Regierung veranlasste Längsschnittstudie wurde 1985 begonnen und von Forschern des Forschungszentrums für Epidemiologie und öffentliche Gesundheit am Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) in Frankreich durchgeführt. Teilnehmer der Studie waren Beamte in der Altersgruppe von 35 bis 55 Jahren mit Wohnsitz in London. Ihr sozioökonomischer Status wurde entsprechend ihrer Besoldung als hoch, mittel oder niedrig eingestuft und ihre Gesundheitsgewohnheiten wurden anhand von Merkmalen wie Rauchen, Alkoholkonsum, sportliche Betätigung und Ernährung im Untersuchungszeitraum viermal bewertet. Die Forscher untersuchten die Rolle, die Gesundheitsverhalten und Gewohnheiten für den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Lage und schlechterem Gesundheitszustand bzw. Sterblichkeit zukommen. Die Untersuchungen ergaben, dass unter anderem Rauchen, Genuss von Alkohol, Ernährungsgewohnheiten und sportliche Aktivitäten einen wesentlichen Einfluss bei diesem Zusammenhang ausüben. Das größere Ausmaß von gesundheitsabträglichem Verhalten wie Alkoholkonsum und Rauchen in der Gruppe der wirtschaftlich schwächer Gestellten wird in der Regel als entscheidender Faktor für den Zusammenhang zwischen niedrigem Status und schlechterem Gesundheitszustand bewertet. Die Verfasser der Studie betonten allerdings auch: "Die Lebensweise der Menschen hat sich grundlegend verändert. Dazu zählen der Rückgang gewohnheitsmäßigen Rauchens und ein deutlicher Anstieg der Fettleibigkeit seit den 90er Jahren. Unter der Voraussetzung, dass Änderungen im Gesundheitsverhalten gesellschaftlich geprägt sein können, haben frühere Studien mit nur einer Datenerhebung der Verhaltensweisen möglicherweise zu einer ungenauen Beurteilung von deren Einfluss auf den Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und Sterblichkeit geführt". Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von 24 Jahren verstarben 654 der Teilnehmer. Die Studie ergab, dass das Sterblichkeitsrisiko (unter Berücksichtigung verschiedener Todesursachen) bei der untersten sozioökonomischen Schicht 1,6 Mal höher lag als bei der obersten Schicht. Das zu Beginn der Untersuchungen ermittelte Gesundheitsverhalten (Baseline Assessment) erwies sich als ausschlaggebend für 42 % des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischer Lage und Todesfall aus verschiedenen Ursachen. Zusammengenommen ergab das gesamte Gesundheitsverhalten zu Beginn der Untersuchungen eine Erklärung für 29 % der Neigung zu kardiovaskulärer Sterblichkeit gegenüber 45 %, wenn die einzelnen Verhaltensweisen als zeitabhängige Kovariate erfasst wurden. "Der Unterschied zwischen den Baseline-Daten und mehrfachen Bewertungen des Gesundheitsverhaltens ist hauptsächlich auf eine zunehmende Aussagekraft der Faktoren Ernährung, körperlicher Aktivität und Alkoholkonsum zurückzuführen", so die Verfasser der Studie. "Die Rolle des Rauchens als stärkstem Faktor bei den Untersuchungen blieb bei mehrfachen Bewertungen gegenüber einem Baseline Assessment unverändert". Gesundheitliche Verhaltensweisen und Gewohnheiten erklären zu einem erheblichen Teil die in der Studie ausgewiesenen beträchtlichen Ungleichheiten bei der Sterblichkeit, und sie machen deutlich, wie wichtig es ist, bei Studien zu sozialer Ungleichheit längerfristige Verhaltensänderungen zu berücksichtigen. "Die Ergebnisse unserer Studie führen nicht zwangsläufig zu einfachen Folgerungen für die Politik", ergänzten die Verfasser. "Einerseits legt die Studie nahe, dass auf individuelles Verhalten ausgerichtete gesundheitspolitische Maßnahmen die Möglichkeit bieten, nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt zu verbessern, sondern auch bestehende Ungleichheiten bei der Gesundheit erheblich abzubauen. Auf der anderen Seite können dieselben politischen Maßnahmen, die auf eine Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung zielen, zu einer Zunahme der Ungleichheit bei der Gesundheit beitragen, wenn das Gesundheitsverhalten sozial geprägt ist und etwa von finanziellen Faktoren, von der Fähigkeit, auf Empfehlungen zur Gesundheitsvorsorge einzugehen, oder vom sozialen Umfeld [der Menschen] bestimmt wird".

Länder

Frankreich, Vereinigtes Königreich

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