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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Gewebe als Alternative zu Tierversuchen für Toxizitätstest

Forscher vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) untersuchen alternative Methoden zu Massentierversuchen für Allergene, die über die Atemwege aufgenommen werden. Die Forschung ist Teil des Projekts Sens-it-iv, das unter dem Sechsten Rahmenprog...

Forscher vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) untersuchen alternative Methoden zu Massentierversuchen für Allergene, die über die Atemwege aufgenommen werden. Die Forschung ist Teil des Projekts Sens-it-iv, das unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU finanziert wird. "Um das allergische Risiko einer Substanz bewerten zu können, behandeln wir keine lebenden Tiere damit, sondern benutzen stattdessen Lungenschnitte", erklärt Projektmanager Dr. Armin Braun vom ITEM. Das Lungengewebe stammt vorwiegend von Nagetieren und wird in sehr präzise und feine Scheiben geschnitten, sogenannte "Precision-cut Lung Slices" (PCLS). Diese Scheiben werden mit der zu testenden Chemikalie behandelt. Die Reaktion des Gewebes wird dann getestet und bewertet. Durch Beobachtung ganzer Gewebeabschnitte unter dem Mikroskop können die Forscher mögliche Wechselwirkungen zwischen den Zellen und der Immunabwehr sehen, ähnlich denen, die bei einer Immunantwort im Körper auftreten würden. Derzeit testet das ITEM-Team Chemikalien mit bekanntem allergenen Potenzial, um das Verfahren zu verbessern. Dieses soll dann, wie die Wissenschaftler hoffen, von der Kosmetik-, Textil- und Pharmaindustrie sowie von öffentlichen Behörden, etwa für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, genutzt werden. Obwohl die PLCS-Methode immer noch das Töten von Tieren bedeutet, "erfordern diese In-vitro-Tests, also Versuche in Kulturen, viel weniger Tiere - gerade so viel, um das Lungengewebe zu erhalten", sagen die Forscher. In anderen Bereichen des Sens-it-iv-Projekts versuchen Partner von 28 Universitäten, Forschungsinstituten und Organisationen aus dem öffentlichen und privaten Sektor In-vitro-Modelle basierend auf menschlichen Hautzellen zu entwickeln. Dabei ist das allgemeine Ziel, die Identifizierung der Schlüsselmechanismen der Allergisierung sowie die Reduzierung und letztlich die Vermeidung von Tierversuchen. Die Projektpartner erwarten sich von Tests auf allergenes Potenzial auf der Ebene von menschlichen Lungen- oder Epithelzellen, dendritischen Zellen und T-Zellen außerdem eine Erhöhung der Genauigkeit bei der Vorhersage des allergenen Risikos von Chemikalien. Diese Forschung, die EU-Mittel von fast 11 Millionen Euro erhält, ist vor allem in Hinsicht auf kommende EU-Rechtsvorschriften von Bedeutung: Nach 2009 werden Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe verboten sein. Gleichzeitig wird die REACH-Vorschrift für 12.000 Chemikalien, die bereits auf dem Markt sind, Toxizitätstests erfordern.

Länder

Deutschland

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