Wissenschaftler sehen natürlichen Ursprung für die Zunahme von Hurrikanen
Bei der jüngsten Häufung von Hurrikanen in der Karibik und den angrenzenden Regionen in den letzten Jahren handelt es sich wahrscheinlich um ein natürliches Phänomen, das nicht vom Menschen verursacht wurde. Dies ist die Schlussfolgerung, die Forscher vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) an der Universität Kiel aus der Analyse von Korallendaten, direkten Messungen und Modellsimulationen gezogen haben. Die Studie ist in der Januarausgabe der internationalen Fachzeitschrift "Geology" erschienen. Die Wissenschaftler untersuchten einen Korallenbohrkern, den man vor der Küste Venezuelas gewonnen hatte. Die im Kalkskelett der Koralle enthaltenen Informationen wurden genutzt, um Langzeitschwankungen der Meeresoberflächentemperatur und des Niederschlages im tropischen Atlantik zu rekonstruieren. "Korallen wachsen ähnlich wie Bäume: Jedes Jahr wird eine neue Kalkschicht angelegt", so Professsor Wolf-Christian Dullo vom IFM-GEOMAR, der die Studie mitverfasste. "Aus der Zusammensetzung des Kalks lassen sich Rückschlüsse auf die Wassertemperatur und den Niederschlag ziehen." Diese sind wiederum eng mit der Hurrikanaktivität verbunden. "In Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus dem Bereich der Klimamodellierung konnten wir dann zeigen, dass die Daten aus den Korallen, welche bis ins Jahr 1918 zurückreichen, sehr gut mit den 'echten' Temperaturmessungen sowie mit den für die Hurrikanaktivität relevanten Kenngrößen übereinstimmen", fügt Professor Dullo hinzu. "Im langzeitlichen Mittel gibt es zwar einen leichten Aufwärtstrend dieser Parameter, der aber von langperiodischen natürlichen Schwankungen überlagert ist, die wir 'Atlantic Multidecadal Oscillation' (AMO) nennen", so Professor Mojib Latif vom IFM-GEOMAR. "Diese Schwankung weist in den letzten Jahren einen deutlichen Höchststand auf, sodass die jüngst beobachtete Zunahme der Wirbelsturmaktivität wohl eher natürlichen Ursprungs ist." Die in den letzten zehn Jahren aufgezeichnete Rekordzahl von Hurrikanen wurde häufig auf die globale Erwärmung zurückgeführt und somit zumindest teilweise der Verantwortung des Menschen zugeschrieben. Die Bestimmung der tatsächlichen Ursache war bisher jedoch schwierig, da zuverlässige Aufzeichnungen nicht weit genug zurückreichen, um mögliche langfristige Änderungen zu herauszulesen. Die Analyse der Korallenproben hat nach Angaben der Wissenschaftler somit einige neue Einblicke geliefert. Die Forschungsarbeiten wurden gemeinsam von Wissenschaftlern des IFM-GEOMAR in Deutschland und niederländischen Kollegen von der Universität Amsterdam durchgeführt.
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