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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Das DAISIE-Projekt: Katalogisierung der fremden Spezies unter uns

EU-finanzierte Forscher haben Licht auf die enorme Zahl fremder Spezies geworfen, die sich in Europa etabliert haben. Seit 2005 haben Mitglieder des Projekts DAISIE (Delivering alien invasive species inventories in Europe) eine Bestandsaufnahme erstellt, die die erste gesamteu...

EU-finanzierte Forscher haben Licht auf die enorme Zahl fremder Spezies geworfen, die sich in Europa etabliert haben. Seit 2005 haben Mitglieder des Projekts DAISIE (Delivering alien invasive species inventories in Europe) eine Bestandsaufnahme erstellt, die die erste gesamteuropäische Übersicht der über 10.000 nicht einheimischen Tiere, Fische, Vögel, Pflanzen, Insekten und andere Arten auf unserem Kontinent bietet. Für jede Spezies enthält die Datenbank Informationen über Herkunft, Nahrung, Lebensraum, Zeit der Ansiedlung und wirtschaftliche sowie ökologische Folgen. Die gesamte Datenbank wird in etwas einem Jahr zur Verfügung stehen, wenn die in ihr zusammengefassten Daten in wissenschaftlichen Magazinen veröffentlicht wurden. Allerdings stehen auf der Website des Projekts zu vielen Arten bereits sogenannte Factsheets zur Verfügung. Viele dieser Arten sind uns bereits bekannt; fast zwei Drittel der erfassten Arten kann man in vom Menschen errichteten oder halbnatürlichen Umgebungen wie beispielsweise in unseren Haushalten, Feldern, Parks und Gärten finden. Dazu gehören Vögel und Tiere, die ursprünglich für die Jagd oder das Angeln eingeführt, oder Pflanzen, die für unsere Gärten importiert wurden. Zum Beispiel sind das hellgrüne Gefieder und der charakteristische Ruf des Halsbandsittichs (Psittacula krameri) in weiten Teilen Europas häufig zu erleben, vom Vereinigten Königreich im Norden bis nach Spanien, Italien und Griechenland im Süden. Man befürchtet, dass diese farbenreichen Vögel andere natürlich Arten mit ähnlichen Lebensräumen verdrängen könnten, beispielsweise den Spatz, den europäischen Kleiber und den europäischen Star. In unseren Gewässern verursacht die Zebramuschel (Dreissena polymorpha) ökologische Probleme, indem sie native Muscheln verdrängt und sich auf die Wasserqualität in vielen Seen auswirkt. Außerdem entstehen wirtschaftliche Probleme, da sie industrielle und städtische Wassersysteme verstopft und Schiffsrümpfe befällt. Eine besondere Herausforderung für die DAISIE-Forscher war die Zusammenstellung von Informationen zu fremden Wirbellosen; zwar gibt es bei der Erfassung des Auftretens und der Auswirkungen von nicht-einheimischen Säugetieren und Vögeln in Europa eine lange Tradition, aber für Insekten gilt dies nicht. Alain Roques vom französischen Nationalen Institut für Agrarforschung (INRA - Institut National de la Recherche Agronomique) war für das Team zu den terrestrischen Wirbellosen verantwortlich. Insgesamt sammelten sie Informationen zu rund 1.517 Arten. Während die meisten Wirbeltiere und Pflanzen absichtlich beispielsweise für die Jagd, das Fischen oder als Zierpflanzen im Garten eingeführt wurden, kamen die meisten Wirbellosen zufällig nach Europa. "Wir waren ziemlich überrascht", sagte Dr. Roques den CORDIS-Nachrichten und erklärte, dass sie erwartet hatten, dass viele Wirbellose für die biologische Schädlingsbekämpfung absichtlich eingeführt wurden. "Tatsächlich waren das nur 10% und 90% kamen als Fremdkörper, beispielsweise beim Import von Pflanzen oder sozusagen per Anhalter." Ein Besorgnis erregendes Beispiel für einen solchen "Anhalter" ist die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die in kleinen Wasserpfützen beispielsweise in Reifen nach Europa kam. In Italien und im Westbalkan ist sie nun weit verbreitet. Das ursprünglich aus Südostasien stammende Insekt ist Überträger einer Reihe von gefährlichen Krankheiten, einschließlich Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber und dem West-Nil-Virus. Eine weitere Überraschung für die Forscher war die tropische oder subtropische Herkunft von ungefähr 37% der Wirbellosen. Mit ansteigenden Temperaturen in großen Teilen Europas als Folge des Klimawandels ist es wahrscheinlich, dass sich eine wachsende Zahl von Eindringlingen aus tropischen Regionen an das Leben in Europa leichter anpassen wird, besonders im Mittelmeerraum. Dr. Roques zufolge bedeutet die Änderung von Handelsmustern, dass die meisten invasiven Spezies aus Asien kommen. Ungefähr 30% der exotischen Wirbellosen kommen von dort und da der Handel mit Asien weiter wächst, wird diese Zahl ebenfalls ansteigen. Sich verändernde Moden können sich ebenfalls darauf auswirken, welche Arten nach Europa kommen; eine wachsende Nachfrage nach Bonsais bedeutet, dass die kleinen Bäumchen ein wichtigerer Einfuhrweg sind als Baumstämme. Aquariumpflanzen und Schnittblumen sind ebenfalls wichtige Transportmittel für "Anhalter". Gleichzeitig wird weitere Forschung benötigt, um die Faktoren zu verstehen, die sich auf die Wahrscheinlichkeit der Einfuhr einer Spezies nach Europa, das Überleben und die Verbreitung auswirken und ökologische, wirtschaftliche oder gesundheitliche Folgen haben. Auch die schnellstmögliche Identifizierung neuer Eindringlinge muss größere Aufmerksamkeit erhalten. "Normalerweise gibt es eine Verzögerung zwischen der Ankunft und der ersten Registrierung einer Art", erklärt Dr. Roques. Wenn eine Art erfasst wurde, ist es häufig schon zu spät, um sie leicht auszurotten.

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