Kampf gegen Obdachlosigkeit
In den vergangenen Jahren erlebte die Wohnungsbauindustrie in manchen europäischen Ländern einen Boom. Für Millionen Menschen in der Europäischen Union bedeutete dies, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Grundstück oder ein Haus ihr Eigen nennen konnten. Allerdings konnten viele nicht an diesem Boom teilhaben. Viele konnten sich noch nicht einmal eine Wohnung mieten. Diese Menschen bleiben weiterhin obdachlos. Dieses stellt für die EU eine große Herausforderung dar und ein neues europaweites Projekt will die Überprüfung und die Politiken zu diesem Thema verbessern. Obdachlosigkeit gehört zu den zentralen gesellschaftlichen Problemen, denen die Länder der Europäische Union gegenüberstehen. Es wird im Rahmen der EU-Strategie für Sozialschutz und soziale Eingliederung angegangen. In diesem Rahmen erhielten Forscher von der Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Dundee über 665.000 Euro an Fördermitteln. Sie werden ein großes Projekt zur Verbesserung der Überwachung von Obdachlosigkeit und der Politiken zur Obdachlosigkeit in der EU anführen. MPHASIS steht für "Mutual Progress on Homelessness through Advancing and Strengthening Information Systems" (Gemeinsamer Fortschritt bei Obdachlosigkeit durch Erweiterung und Stärkung von Informationssystemen). Dieses zweijährige Projekt wird von Bill Edgar und Barbara Illsley von der Universität Dundee koordiniert und umfasst 20 Länder. "Obdachlosigkeit und Ausgrenzung aus dem Wohnungsmarkt sind ein Problem, das in der Europäischen Union weit verbreitet ist. Wir müssen Strategien entwickeln, um dieses Problem in den vielen unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften dieses Kontinents zu bekämpfen; aber dieser Strategien müssen auf belegten Kenntnissen beruhen", sagte Dr. Edgar von der Abteilung für Stadt- und Regionalplanung der Universität. MPHASIS wird dabei helfen, die Diskussionen anzuregen, indem es eine europäische Perspektive beisteuert, ebenso wie Informationen über Methoden zur Messung von Obdachlosigkeit, wie sie in den verschiedenen EU-Ländern angewendet werden. "Um das Problem im Ganzen anzugehen, muss man einen Begriff davon haben, wie viele Menschen obdachlos sind oder vielleicht vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen werden, und ihr gesellschaftliches Profil kennen", fuhr Dr. Edgar fort. "Der Schwerpunkt des Projekts ist die Förderung gemeinsamen Lernens und von Wissenstransfer sowie die Länder dazu zu befähigen, verlässliche Informationen zur Art des Problems, zu den betroffenen Gruppen und zu den beteiligten Entwicklungen sammeln zu können. Nur auf diese Weise können sinnvolle Strategien entwickelt werden." Das Projekt führt die Arbeit früherer Projekte von Dr. Edgar und seinen Kollegen der Abteilung für Stadt- und Regionalplanung zum Thema Obdachlosigkeit fort und wird von der EU-Generaldirektion für Beschäftigung und Soziales gefördert. Dr. Edgar erklärte auch, dass sich bestehende Systeme, die Obdachlosigkeit und Wohnraummangel angehen wollen, innerhalb Europas unterscheiden. "Die Länder Südeuropas hinken bei der Entwicklung von Wohnungsbau-Politiken und Strategien zur Obdachlosigkeit noch hinterher", sagte er. "Auch in einigen der Länder des ehemaligen Ostblocks ist die Wohnraumsituation schlecht. Eine UN-Studie in Rumänien zeigte beispielsweise, dass rund 40% des Wohnraums ohne sofortige Investitionen bis 2015 nicht mehr bewohnbar sein werden."