Gemeinsame Anstrengungen von Wissenschaft und Industrie für eine langlebigere Technologie
Mit dem zunehmenden Einfluss der Technik auf alle modernen Lebensbereiche gewinnt auch deren Zuverlässigkeit immer mehr an Bedeutung. Die Partner des mit 18 Millionen Euro veranschlagten Projekts DEPLOY (Industrial deployment of system engineering methods providing high dependability and productivity), das teilweise unter dem Siebten Rahmenprogramm der EU (RP7) finanziert wurde, wollen die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit technischer Geräte umfassend verbessern - angefangen bei Mobiltelefonen bis hin zu Satellitenempfängern. "Oft ist es lebensnotwendig, sich auf solche Systeme verlassen zu können", erklärt Computerwissenschaftler Professor Cliff Jones, Projektkoordinator an der Universität Newcastle, Vereinigtes Königreich. "Beispielsweise wird gerade ein Gerät entwickelt, das den Motor eines Autos abschaltet, sobald es sich einer Ampel nähert, und ihn wieder anschaltet, wenn man losfährt. Wenn ein solches Gerät nicht funktioniert, sitzt man in der Klemme und hat eine Kolonne wütender Autofahrer im Nacken. Oder was noch schlimmer ist: das System schaltet sich zum völlig falschen Zeitpunkt während der Fahrt aus." "Ich glaube daran, dass nur die einfachen Systeme wirklich zuverlässig funktionieren. Das ist eine Sache der Logik - wenn es zu viele Wahlmöglichkeiten gibt, ist kaum noch absehbar, was passieren wird", fügt er hinzu. In den kommenden vier Jahren wird das Konsortium aus fünf Hochschul- und fünf Industriepartnern an der Entwicklung von Technologien aus fünf Sektoren arbeiten. Dabei sollen Systeme entwickelt werden, bei denen die Eigenschaft Langlebigkeit bereits vorkonzipiert ist, statt sie dem System erst nach seiner Herstellung zuzuschreiben. Zu den fünf Bereichen zählen Transport, Automobilindustrie, Raumfahrt, Telekommunikation und Firmenkunden, wobei jeder Bereich durch einen der fünf Industriepartner vertreten wird. "Es ist uns eine große Ehre, mit einigen der renommiertesten Vertretern der europäischen Industrie zusammenzuarbeiten", sagt Projektleiter Professor Sascha Romanovsky von der Universität Newcastle und fügt hinzu, dass ein solches Projekt normalerweise eher von der Industrie als von wissenschaftlicher Seite aus geleitet würde. "Die Industriepartner haben 50% der Kosten aus eigener Tasche finanziert, was ein sicheres Zeichen dafür ist, dass sie das Projekt ernst nehmen", fügt er hinzu. "Von Beginn an haben wir deutlich gemacht, dass wir keine Forschungen betreiben werden, die nicht auf die Bedürfnisse der Industrie ausgerichtet sind. Dieses Projekt wird nur dann Erfolg haben, wenn wir zur Verfügung stellen, was dort gebraucht und genutzt werden kann", erläutert Professor Romanovsky. "Jedes von uns entwickelte System muss sich selbst genügen, und die Mitarbeiter müssen unsere Methoden und Werkzeuge verstehen können. Hier handelt es sich nicht nur um ein Vier-Jahres-Projekt, das beendet ist, sobald wir ihm den Rücken gekehrt haben - Sinn und Zweck der Sache ist, dass diese Methoden danach noch viele Jahre in Verwendung bleiben." Die Systeme, die im Rahmen des DEPLOY-Projekts entwickelt werden, welches auf den Ergebnissen des EU-finanzierten RODIN-Projekts (Rigorous open development environment for complex systems) aufbaut, werden zum Abschluss in einer einjährigen Pilotstudie getestet, bevor sie in Produktion gehen, oder sie werden in Projekte wie die für 2013 geplante Merkur-Mission der Europäischen Weltraumorganisation integriert bzw. in Zügen der Pariser Metro zum Einsatz kommen.