ALERT-Projekt untersucht IKT für Arzneimittelsicherheit
Ein neues EU-gefördertes IKT-Projekt (Informations- und Kommunikationstechnologien) befasst sich mit Fragen zur Sicherheit neu entwickelter Arzneimittel. In den nächsten dreieinhalb Jahren werden die Projektpartner von ALERT (Early detection of adverse drug events by integrative mining of clinical records and biomedical knowledge) an einem innovativen Computersystem für eine bessere und schnellere Ermittlung von medikamentösen Nebenwirkungen (adverse drug reactions - ADRs) arbeiten. Derzeit werden sogenannte spontane Berichtssysteme verwendet, wenn Nebenwirkungen bei einem Medikament entdeckt werden, das bereits auf dem Markt ist. Für Erkennung und Berichterstattung solcher Nebenwirkungen sind Kliniker verantwortlich. "Eine Reihe jüngster, in der Öffentlichkeit gut bekannter Fragen zur Arzneimittelsicherheit zeigt, dass medikamentöse Nebenwirkungen vielleicht zu spät entdeckt werden, nachdem Millionen von Patienten das Medikament bereits erhalten haben", erklärt das Forschungskonsortium. Auf die Verbesserung dieses Systems zielend wird ALERT Daten aus elektronischen Aufzeichnungen zur Gesundheitsfürsorge von über 30 Millionen Patienten aus Dänemark, Spanien, Italien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich mithilfe verschiedener Computertechniken analysieren. Diese Techniken, unter anderem Text-Mining und epidemiologische EDV, werden dabei helfen, Informationen aus den Daten zu erhalten und "Signale" zu ermitteln, wie beispielsweise Arzneimittelkombinationen und verdächtige ADRs, zu denen eine weitere Untersuchung erforderlich ist. Der Schwerpunkt von ALERT liegt auf Nebenwirkungen bei Kindern, da relativ wenig über diese bekannt ist und Kinder besonders empfindlich sind. Außerdem wird das interdisziplinäre Forschungsteam einen Weg suchen, wie man zwischen Signalen, die tatsächlich eine negative Reaktion (ADR) anzeigen, und falschen Signalen, die sogar zu einer Rücknahme eines nützlichen Medikaments vom Markt führen könnten, unterscheiden kann. Um diese Unterscheidung machen zu können, werden die ALERT-Forscher nach einer biologischen Erklärung für jedes Signal suchen, indem sie die Nebenwirkungen mit den neusten Informationen über biologische Mechanismen vergleichen. Die Erkenntnisse werden dann weiter in Computersimulationen und -modelle eingearbeitet. Die Projektpartner heben hervor, dass diese Art der Analyse ein fortlaufender Prozess ist: "Da immer mehr Patientendaten zur Verfügung stehen und das medizinische, biologische und molekulare Wissen erweitert wird, müssen vorherige Schlussfolgerungen erneut überprüft werden. Um diesen fortlaufenden Prozess durchführen zu können, wird sich ALERT so weit wie möglich auf automatisierte Abläufe konzentrieren." Insgesamt sind 18 Projektpartner aus 8 Ländern an ALERT beteiligt, koordiniert wird es vom Medizinischen Zentrum der Erasmus-Universität Rotterdam in den Niederlanden. Die Projektkosten belaufen sich auf fast 5,9 Millionen Euro. Davon werden 4,5 Millionen aus dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) der EU gedeckt.