CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Wissenschaftler entdecken weitere Gene, die mit Diabetes assoziiert werden

Eine internationales Team von Wissenschaftlern hat sechs neue Gene identifiziert, die mit Typ-2-Diabetes assoziiert werden, was die bisherigen mit Diabetes in Verbindung gebrachten Gene auf 16 erhöht. Bemerkenswert dabei ist, dass eines der neuen Gene auch bei der Entstehung v...

Eine internationales Team von Wissenschaftlern hat sechs neue Gene identifiziert, die mit Typ-2-Diabetes assoziiert werden, was die bisherigen mit Diabetes in Verbindung gebrachten Gene auf 16 erhöht. Bemerkenswert dabei ist, dass eines der neuen Gene auch bei der Entstehung von Prostatakrebs eine Rolle spielt. "Keines der jetzt entdeckten Gene hatte bis jetzt die Aufmerksamkeit der Diabetesforscher auf sich gezogen", kommentierte Professor Mark McCarthy von der Universität Oxford im Vereinigten Königreich. "Deshalb wirft jedes dieser Gene neues Licht auf die Prozesse, deren Fehlleitung zu Diabetes führen kann. Und mit jedem neuen Gen verbessern sich die Möglichkeiten für neue Ansätze in der Therapie oder Prävention dieser Krankheit." Mehr als 200 Millionen Menschen leiden weltweit unter Typ-2-Diabetes. Dabei versagt das System zur Regulierung des Blutzuckerspiegels und verursacht krankhaft hohe Glukosewerte im Blut. Ist der Mensch viele Jahre einem solch hohen Wert ausgesetzt, führt dies zu einer Schädigung der lebenswichtigen Organe, sodass in vielen Ländern Typ-2-Diabetes als eine der Hauptursachen für Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Erblindung, Nierenversagen sowie nicht unfallbedingte Amputationen gilt. Betroffen sind meist übergewichtige Menschen, die älter als 40 Jahre sind und vorwiegend sitzende Tätigkeiten ausüben, obwohl in den letzten Jahren auch jüngere Menschen vermehrt Diabetes entwickelt haben. In dieser jüngsten Studie haben mehr als 90 Forscher in über 40 europäischen und amerikanischen Zentren genetische Daten von 70.000 Probanden analysiert. Sie wollten die kleinen Unterschiede innerhalb des genetischen Codes aufspüren, durch die manche Menschen eher für Typ-2-Diabetes anfällig werden als andere. Die teilweise EU-finanzierte Studie wurde im Fachmagazin "Nature Genetics" veröffentlicht. Insgesamt konnten die Wissenschaftler sechs Genvarianten identifizieren, die das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Die Ergebnisse stützen frühere Studien, die in der fehlerhaft regulierten Anzahl insulinproduzierender Zellen der Bauchspeicheldrüse eine der Hauptursachen für die Entstehung dieser Krankheit vermuten. "Diese neuen Varianten ermöglichen, neben weiteren jüngst entdeckten genetischen Faktoren, eine bessere Erforschung der Ursachen dieser Krankheit, was uns auf eine neue Generation von Therapeutika hoffen lässt", sagte Francis S. Collins, Leiter des National Human Genom Research Institute in den USA. "Indem wir die mit einem Diabetesrisiko assoziierten Signalwege identifizieren, eröffnen sich neue Ansätze für das Verstehen umweltbedingter Einflüsse und die Entwicklung neuer, zielgerichteter Medikamente." Die Forscher betonen, dass, einzeln betrachtet, jedes dieser Gene das Typ-2-Diabetesrisiko nur wenig erhöht und sie zusammengenommen zwar stärker wirken können, dass jedoch noch einige Zeit vergehen kann, bevor genetische Tests tatsächlich das Krankheitsrisiko einzelner Patienten voraussagen können. "Sobald wir erst einmal die vielen mit einem Diabetesrisiko assoziierten Gene besser verstehen, könnten wir vielleicht eines Tages Menschen mit einem besonders hohen Risiko ausfindig machen, bevor die Krankheit entsteht", erklärte Professor David Altshuler vom Broad Institute der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. "Bevor jedoch nicht erwiesen ist, dass die Verwendung solcher Informationen auch wirklich eine gesundheitliche Verbesserung bewirkt, wären umfangreiche genetische Tests voreilig." Überraschend bei den Ergebnissen war, dass JAZF1 als eines der mit Diabetes assoziierten Gene auch bei Prostatakrebs eine Rolle spielt. JAZF1 ist inzwischen das zweite Gen, dass mit beiden Krankheiten in Verbindung gebracht wird. Frühere Studien ergaben, dass eine einzelne Genvariante mit dem Namen HNF1B das Risiko für Diabetes erhöht, das Risiko für Prostatakrebs allerdings senkt. Bei JAZF1 befinden sich die Diabetes- und Prostatakrebsvarianten an verschiedenen Stellen des Gens, und bislang konnte zwischen ihnen noch kein Zusammenhang hergestellt werden. "Genetische Studien dieser Art enthüllen neue und überraschende Zusammenhänge zwischen Krankheiten", sagte Dr. Eleftheria Zeggine von der Universität Oxford. "Hier haben wir nun das zweite Beispiel für ein Gen, das sowohl Einfluss auf Typ-2-Diabetes als auch auf Prostatakrebs hat. Bis jetzt wissen wir noch nichts über die Art dieser Verbindung, aber es ergeben sich daraus wichtige Faktoren für die zukünftige Entwicklung von Medikamenten auf diesem Gebiet." Die EU unterstützte die Studie durch die EU-finanzierten Projekte EURODIA (Functional genomics of pancreatic beta cells and of tissues involved in control of the endocrine pancreas for prevention and treatment of type 2 diabetes) und EUGENE2 (European network on functional genomics of type 2 diabetes), die beide im Rahmen der thematischen Priorität "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurden.

Verwandte Artikel