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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Wissenschaftler entdecken Zusammenhang zwischen Störung der inneren Uhr und Diabetes

Menschen, deren innere Uhr gestört ist, könnten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes tragen, so lautet das Ergebnis einer neuen EU-finanzierten Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit einer...

Menschen, deren innere Uhr gestört ist, könnten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes tragen, so lautet das Ergebnis einer neuen EU-finanzierten Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit einer Mutation in einem Gen, das für die Produktion von Melatonin (einem Hormon zur Regulierung der inneren Uhr) zuständig ist, häufig höhere Blutzuckerwerte und ein höheres Risiko für Typ-2-Diabetes aufweisen als Menschen ohne diese Mutation. Die Studienergebnisse legen nahe, dass sich Diabetes und hohe Blutzuckerwerte zumindest teilweise durch die Beseitigung von Schlafproblemen behandeln lassen könnten. Der Botenstoff Melatonin reguliert den Tagesrhythmus, d.h. die innere Uhr des Menschen, zu dem auch Schlaf- und Essenszeiten gehören, indem er Informationen zur vorhandenen Lichtmenge "übersetzt" und über die Augen an das Gehirn leitet. Der Melatoninspiegel ist tagsüber normalerweise niedrig, nachts eher hoch. Das für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels verantwortliche Insulin ist wiederum tagsüber in größeren Mengen vorhanden, damit der Körper den über die Nahrung aufgenommenen Zucker verarbeiten kann. Die Forscher vermuten, dass sich eine Störung der natürlichen Melatoninproduktion auch auf den Insulinspiegel auswirken könnte. Professor Philippe Froguel vom Imperial College London im Vereinigten Königreich betont, dass bereits jetzt ein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und anderen Diabetes-assoziierten Krankheiten wie Übergewicht und Depressionen vermutet wird. "Wir wissen zum Beispiel, dass übergewichtige Kinder häufig schlecht schlafen und dass Menschen unter Schlafmangel an Gewicht zunehmen", so Froguel. "Die neue Studie zeigt, dass Störungen im Tages-Nacht-Rhythmus zum Teil mitverantwortlich für Diabetes und hohe Blutzuckerwerte sein können. Wir hoffen, dadurch eines Tages neue Möglichkeiten zur Therapie dieser Erkrankungen zu finden." In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler die genetische Veranlagung von mehr als 2.000 Franzosen, die nicht an Diabetes litten, darunter sowohl über- als auch normalgewichtige Erwachsene und Kinder. Demzufolge haben Menschen mit der sogenannten Mutation rs1387153 in der Nähe des Gens MTNR1B, welches für die Melatoninproduktion zuständig ist, erhöhte Blutzuckerwerte und ein 20% höheres Risiko für Diabetes-Typ-2 als Menschen ohne diese Mutation. Studien in anderen europäischen Ländern bestätigten diese Entdeckung. Professor Froguel und seine Kollegen hatten bereits zuvor verschiedene Gene identifiziert, die mit erhöhten Blutzuckerwerten und einem erhöhten Diabetes-Typ-2-Risiko assoziiert werden. Analysen ergaben, dass im Durchschnitt Menschen, die mehrere mit Blutzucker assoziierte Mutationen aufweisen, einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit ein höheres Diabetesrisiko haben. Beispielsweise liegt der Nüchternblutwert bei annähernd der Hälfte der Menschen mit sechs oder mehr Mutationen bei über 5,6 mmol/l, was von der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft als "gestörte" Glukosetoleranz eingestuft wird und bedeutet, dass das Diabetesrisiko sehr hoch ist. "Wir können uns inzwischen ein recht klares Bild von den wichtigsten Genen machen, die für einen hohen Blutzuckerspiegel und Diabetes verantwortlich sind, sodass wir diese besser verstehen und neue Therapieformen finden können", erklärte Professor Froguel. "Bald sind wir auch in der Lage, mithilfe von Tests vorauszusagen, welche Menschen beim Älterwerden das größte Risiko für hohe Blutzuckerwerte und Diabetes tragen, damit wir ihre Gesundheit rechtzeitig schützen können." Die EU-Mittel für die Forschungen stammten aus folgenden drei Projekten: EURO-BLCS (Biological, clinical and genetic markers of future risk of cardiovascular disease), das über das Budget des 5. Rahmenprogramms (RP5) unter dem Themenbereich "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" finanziert wurde, EURODIA (Functional genomics of pancreatic beta cells and of tissues involved in control of the endocrine pancreas for prevention and treatment of type 2 diabetes) und EUGENE2 (European Network on Functional Genomics of Type 2 Diabetes), die beide über den vorrangigen Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des 6. Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurden.

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