Verstärkte Angst lässt Blutfluss stocken
Sind Menschen gestresst oder haben sie Angst, verlangsamt sich der Blutfluss. Das haben medizinische Wissenschaftler an der Universität Bonn, Deutschland, in einer Studie herausgefunden. Das Team fand heraus, dass Menschen, die unter akuten Angstneurosen leiden, dadurch ein größeres Risiko für die Bildung von Blutklumpen haben, die zu Thrombosen oder Herzinfarkten führen können. Nicht gerade wenige Menschen leiden unter Angstzuständen. Irgendwann im Leben erlebt jeder mal stressige Situationen, wie bei der Arbeitsplatzsuche, beim Hauskauf oder beim Examen. Für manche Menschen kann aber selbst eine normale Alltagssituation bereits dazu führen, dass sie vor Angst starr werden. Wachsende Wachsamkeit und Angst sind mit einer Reihe somatischer und kognitiver Symptome verbunden, zu denen kalte Schweißausbrüche, Atembeschwerden und auch Ohnmacht gehören. In ihrer Studie haben die Forscher von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Bonn und dem Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin 31 Patienten, die an schweren Angstneurosen oder Sozialphobien leiden, mit einer Kontrollgruppe verglichen. Um zu gewährleisten, dass unterschiedliche Faktoren die Ergebnisse nicht beeinflussen, haben die Forscher jeden Angstneurosepatienten mit einem entsprechenden gesunden Patienten desselben Alters und Geschlechts verglichen. Die Forscher nahmen Blutproben und baten die Freiwilligen, eine Reihe von Computertests zu machen. Anschließend wurde eine zweite Blutprobe entnommen. Die Blutanalysen zeigten, dass das Koagulationssystem von Angstpatienten stärker aktiviert war als das der gesunden Probanden. Das Koagulationssystem unseres Körpers besteht aus zwei Mechanismen, die sich gegenseitig ausgleichen und für unser Überleben entscheidend sind. Bei der Koagulation wird das Blut verdickt, sodass eine Verletzung nicht über die Maßen blutet. Durch einen Prozess mit der Bezeichnung Fibrinolyse bleibt das Blut gleichzeitig flüssig. Dabei werden Blutklumpen, die in der Verdickungsphase entstanden sind, aufgelöst. Die Forscher fanden heraus, dass während der Aktivierung des Koagulationsprozesses bei Menschen mit Angstneurosen die Fibrinolyse blockiert war. Ein Zusammenbruch des Gleichgewichts des Koagulationssystems kann zu Verklumpung und zur Blockierung der Koronararterien führen. Erhöhte Koagulation könnte deshalb das fehlende Glied in der Erklärung sein, weshalb Angstneurosepatienten ein statistisch höheres Risiko haben, an einer Herzkrankheit zu sterben", erklärt Dr. Franziska Geiser von der Universität Bonn, die die Studie leitete. "Natürlich bedeutet das nicht, dass sich jetzt jeder Patient mit einer Angstneurose vor einem Herzinfarkt fürchten muss", betont sie. "Die gemessenen Koagulationswerte lagen immer im Rahmen des Normalen, was auch bedeutet, dass keine akute Gefahr vorliegt." Aber Dr. Geiser glaubt auch, dass mehr getan werden kann, um Angstneurosen rechtzeitig zu diagnostizieren und damit das Risiko einer Herzerkrankung zu senken. "Schließlich haben wir ja auch Programme, um der Bevölkerung zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören oder mehr Sport zu treiben. Aber wenn wir die Anzahl an Herzkrankheiten senken wollen, würde es Sinn machen, die Diagnose- und Behandlungsweise von Angstneurosen zu verbessern", sagte sie. Obwohl bereits in der Vergangenheit Studien zum Einfluss von Angst und Stress auf die Koagulation erschienen sind, wurde jetzt zum ersten Mal die Koagulation bei Angstneurosepatienten bewertet.
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