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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Schulschließung könnte Grippepandemie bremsen, zeigt Studie

Einer neuen EU-finanzierten Forschung zufolge könnte das Schließen von Schulen bei einer Grippepandemie einen von sieben Krankheitsfällen verhindern und die Virusverbreitung verlangsamen. Die Lagerung von Grippeimpfstoffen und antiviralen Medikamenten ist sehr teuer. Deshalb...

Einer neuen EU-finanzierten Forschung zufolge könnte das Schließen von Schulen bei einer Grippepandemie einen von sieben Krankheitsfällen verhindern und die Virusverbreitung verlangsamen. Die Lagerung von Grippeimpfstoffen und antiviralen Medikamenten ist sehr teuer. Deshalb sind politische Entscheidungsträger darum bemüht, Methoden zu finden, um die Verbreitung einer möglichen künftigen Grippeepidemie zu kontrollieren. Die Schließung von Schulen gehört dabei zu den häufigsten Optionen. Eine derartige Maßnahme hätte hohe soziale und wirtschaftliche Kosten und bislang gab es nur wenige Beweise dafür, wie wirksam sie die Verbreitung der Krankheit verhindern würde. In dieser neusten Studie analysierten britische und französische Forscher Daten, die seit 1984 von französischen Ärzten gesammelt wurden, um zu sehen, wie die Grippeansteckungsgefahr durch Schulferien beeinflusst wird. Diese Informationen wurden zur Entwicklung von Computermodellen verwendet, um zu sehen, inwiefern die Schließung der Schulen die Übertragung eines mutierten theoretischen H5N1-Virus beeinflussen würde, der von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Ihre Ergebnisse wurden in der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Aus der Studie geht hervor, dass eine langfristige Schließung der Schulen einen von sieben Krankheitsfällen verhindern könnte. Weiterhin würde die Verbreitung der Krankheit gebremst werden, sodass die Anzahl neuer Krankheitsfälle in der schlimmsten Woche nach dem Ausbruch um bis zu 40% gesenkt würde. Das würde die Gesundheitsdienste während des Höhepunkts der Pandemie erheblich entlasten. Aber die Forscher warnen auch, dass eine längere Schließung der Schulen auch berufstätige Eltern vor Probleme stellen würde, die alternative Kinderbetreuungsmöglichkeiten finden müssen. "Die Option, Schulen für eine längere Zeit zu schließen, ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, weil die wirtschaftlichen und sozialen Folgen schwerwiegend sind, und es ist auch nur sehr schlecht einzuschätzen, wie groß der Dominoeffekt wäre", erklärt Professor Neil Ferguson vom Imperial College London, einer der Autoren der Studie. "Auch wenn die Kinder nicht in der Schule wären, hätten sie dennoch Kontakt zu anderen Kindern und Erwachsenen in ihrer Umgebung und können den Virus durch diese Kontakte verbreiten. Auch würden die Eltern wahrscheinlich die Kinderbetreuung umorganisieren, damit sie weiterhin zur Arbeit gehen können. Sie würden wahrscheinlich kleinere Lerngruppen einrichten, in denen sich der Virus auch wieder leicht verbreiten kann", fügte er hinzu. Die Wissenschaftler heben außerdem hervor, dass die Gesundheitsdienste durch die Schließung der Schulen ebenso betroffen werden könnten, da auch hier einiges Personal sich nicht um die Kranken kümmern kann, wenn es zur Betreuung der eigenen Kinder zu Hause bleiben muss. Aber die Forscher sagen auch, dass ihre Schlussfolgerungen "die Schulschließung als Mittel bei einer schweren Pandemie nicht ausschließen", obwohl Regierungen sich nicht auf diese Maßnahme allein stützen sollten. "Unsere Forschung zeigt, dass sich Schulschließungen als nützlich erweisen können, um die Verbreitung einer Grippepandemie zu verlangsamen", kommentiert Dr. Simon Cauchemez vom Imperial College London. "Allerdings würde ihre Wirksamkeit auch davon abhängen, welche anderen Maßnahmen, wie Impfung und die Behandlung mit antiviralen Medikamenten, getroffen würden." Die EU-Unterstützung für die Forschung stammt aus den Projekten SARSTRANS ("Control policy optimisation for SARS and other emerging infections - characterising transmission dynamics and estimating key epidemiological parameters") und INFTRANS ("Transmission modelling and risk assessment for released or newly emergent infectious disease agents"). Beide werden unter dem Themenbereich "Politikorientierte Forschung" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert. Noch beschränkt sich der H5N1-Grippestamm weitgehend auf Vögel. Neusten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge haben sich im Jahr 2003 379 Menschen mit dieser Krankheit angesteckt, von denen 239 gestorben sind.

Länder

Frankreich, Vereinigtes Königreich

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