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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Das perfekte Timing für Maßnahmen gegen Grippe

Schulen schließen, große Events absagen, unnötige Reisen unterlassen? Wenn eine schwere Grippewelle im Anmarsch ist, steht die Vermeidung von Menschenmassen ganz oben auf der Liste der Maßnahmen, die die Gesundheitsbehörden gegen eine Ausbreitung in Betracht ziehen. Es gibt im...

Schulen schließen, große Events absagen, unnötige Reisen unterlassen? Wenn eine schwere Grippewelle im Anmarsch ist, steht die Vermeidung von Menschenmassen ganz oben auf der Liste der Maßnahmen, die die Gesundheitsbehörden gegen eine Ausbreitung in Betracht ziehen. Es gibt immer wieder Rufe, solche Maßnahmen lieber früher als später durchzuführen. Neue EU-finanzierte Forschungen jedoch zeigen, dass es Situationen gibt, in denen es angebracht ist, zu warten. Die Studie wurde teilweise durch das SARSTRANS-Projekt ("'Control policy optimisation for severe acute respiratory syndrome (SARS) and other emerging infections: characterising transmission dynamics and estimating key epidemiological parameters") finanziert und wurde nun in der Fachzeitschrift PLoS Comutational Biology vorgestellt. SARSTRANS erhielt 1,7 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Lebenswissenschaften, Genomik und Biotechnologie für die Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU. Forscher am Imperial College London im Vereinigten Königreich und der Universität Utrecht in den Niederlanden verwendeten mathematische Modelle zur Analyse der Auswirkungen kurzfristiger Interventionen gegen die Ausbreitung der Influenza und der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Grippebekämpfung. Schlüsselparameter für ihre Analyse waren u. a. eine hypothetische sechsmonatige Vorlaufzeit bis zur Verfügbarkeit eines erregerspezifischen Impfstoffes. Darüber hinaus zogen sie verschiedene Szenarien über die Verfügbarkeit von Präpandemie-Impfstoffen zu Beginn des Grippeausbruchs in Betracht. Das Team fand heraus, dass Distanzierungsmaßnahmen, die ein paar Wochen nach Ausbruch der Epidemie eingeführt werden, nahezu genauso effektiv sind wie deren sofortige Durchführung, was die Eindämmung der Ausbreitung der Epidemie sowie die Begrenzung der Spitzenzahlen der Krankheitsfälle betrifft. Aufgrund der Tatsache, dass solche Maßnahmen nicht für eine unbegrenzte Zeit eingesetzt werden können, muss der Zeitpunkt sorgfältig bedacht werden, um maximalen Nutzen zu ziehen. "Wenn Sie eine Intervention nur für einen begrenzten Zeitraum einsetzen können, ist es sehr wahrscheinlich, dass es nach Beendigung der Interventionsmaßnahme zu einem Wiederaufflammen der Epidemie kommt", so Dr. Deidre Hollingsworth, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Medical Research Council Centre of Outbreak Analysis and Modelling am Imperial College London und Co-Autorin der Studie. "So geschehen in einer Reihe amerikanischer Städte nach der Pandemie von 1918. Wartet man ein paar Wochen mit der Einführung der Eindämmungsmaßnahmen, kann so ein Wiederaufflammen vermindert werden", fügt sie hinzu. "Ist es nicht möglich, eine Epidemie gänzlich auszurotten, wird häufig angenommen, man müsse alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Eindämmung so schnell wie möglich einführen", erklärt Dr. Hollingsworth. "Wir haben jedoch herausgefunden, dass die Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit genauso wirksam sind, wenn sie erst ein paar Wochen nach dem Ausbruch und nicht sofort gestartet werden. Wenn man dabei noch bedenkt, welche Auswirkungen diese Strategien auf die Gesellschaft haben, ist es womöglich besser, erst einmal abzuwarten." Professor Sir Roy Anderson vom Imperial College London und Senior Autor der Studie betont, dass "einfache Modelle von Epidemien komplexe Verhaltensweisen aufzeigen können und es für die Entwicklung optimaler Kontrollmaßnahmen wichtig ist, diese dynamischen Muster zu verstehen. Dies trifft insbesondere auf Influenza-A-Epidemien zu, die sich sehr schnell innerhalb von Wochen und Monaten und nicht erst in Jahren ausbreiten." Die Studie besagt, dass der beste Zeitpunkt für eine Intervention von den genauen strategischen Zielen abhängt, die die Gesundheitsbehörden verfolgen. Neben der Verringerung der Mortalität könnten Interventionen zum Beispiel auch notwendig werden, weil die Anzahl der Patienten, die behandelt werden können, begrenzt ist, oder weil die Gesundheitsbehörden nur einer gewissen Höchstzahl von Krankheitsfällen Herr werden können. Die Optimierung der Strategie für eines dieser Ziele kann so dazu führen, dass andere weniger gut erreicht werden. "Nationale Pläne für den Umgang mit Pandemien sehen verschiedene mögliche Strategien vor", sagt Dr. Hollingsworth, "doch über deren Ziele wird nur wenig gesagt. Unterschiedliche Ziele können miteinander im Widerspruch stehen, und insofern ist es lebensnotwendig, Prioritäten zu setzen". Weitere Informationen unter: Imperial College London: http://www3.imperial.ac.uk/ Utrecht University: http://www.uu.nl/EN/Pages/default.aspx Das Informationsblatt von SARSTRANS auf CORDIS finden Sie hier PLoS Computational Biology: http://www.ploscompbiol.org/doi/pcbi.1001076

Länder

Niederlande, Vereinigtes Königreich

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