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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Hilfe von erwachsenen Stammzellen

Von der EU finanzierte Forscher haben jetzt erstmalig die Existenz neuraler Stammzellen im erwachsenen Rückenmark nachgewiesen. Man erwartet, dass sich dieses Ergebnis, das im Journal of Neuroscience Research veröffentlicht wurde, auf die Therapieformen für Rückenmarksverletzu...

Von der EU finanzierte Forscher haben jetzt erstmalig die Existenz neuraler Stammzellen im erwachsenen Rückenmark nachgewiesen. Man erwartet, dass sich dieses Ergebnis, das im Journal of Neuroscience Research veröffentlicht wurde, auf die Therapieformen für Rückenmarksverletzungen und degenerative motorisch-neurale Erkrankungen auswirken wird. Das Rückenmark ist ein langes, dünnes, röhrenförmiges Bündel aus Nervenfasern und stellt die Verlängerung des zentralen Nervensystems unseres Gehirns dar. Es wird von der es umschließenden Wirbelsäule geschützt. Das Rückenmark überträgt Informationen unseres Körpers und unserer Umgebung in Form von Nervenimpulsen zum Gehirn und vom Gehirn zurück zu den Körperteilen. Sollte das Rückenmark bei einem Unfall verletzt werden, werden die Bereiche unterhalb der Verletzung von diesem Informationsfluss hin zum Gehirn und zurück abgeschnitten. Das bedeutet, dass alle Nervenbahnen - und alle Körperteile - die mit diesen Teilen des Rückenmarks verbunden sind, vom Gehirn getrennt werden und damit nicht mehr funktionieren. In Europa leiden schätzungsweise rund 330.000 Menschen an Rückenmarksverletzungen. Diese Zahl erhöht sich jedes Jahr um 10.000 neue Opfer. Zu den Opfern mit Rückenmarksverletzung gehören vor allem junge Menschen zwischen 25 und 30 Jahren. Lange Zeit wurden Rückenmarksverletzungen als irreversibel betrachtet. Sie führen zu dauerhafter Lähmung und einem Leben mit Behinderungen. Dies ist vor allem auf die bislang angenommene Regenerationsunfähigkeit des Zentralnervensystems zurückzuführen. Die Forscher am INSERM, dem französischen staatlichen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, untersuchten verschiedene therapeutische Strategien für Rückenmarksverletzungen. Ihre Forschung wurde im Rahmen des EU-finanzierten RESCUE-Projekts (Research Endeavor for Spinal Cord in United Europe) gefördert. Die Forscher konzentrierten sich besonders auf die Möglichkeit, erwachsene Stammzellen für die Behandlung von Rückenmarksverletzungen zu verwenden. Bis jetzt wurden erwachsene Stammzellen aus dem therapeutischen Ansatz für Rückenmarksverletzungen ausgeschlossen. Der Grund dafür ist, dass erwachsene Stammzellen, im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen, nur ihr eigenes Gewebe produzieren können. Und obwohl bereits vor mehreren Jahren die Präsenz neuraler Stammzellen in Gehirn und Rückenmark erwachsener Nager nachgewiesen wurde, war es aufgrund des Stands der Technik bislang nicht möglich gewesen, diese Zellen im menschlichen Rückenmark nachzuweisen. Und hier kommt das INSERM-Team zur Hilfe. Mithilfe von Elektronenmikroskopie und der Expression neuraler Präkursorzell-Marker konnten die Forscher die Präsenz von erwachsenen Stammzellen im menschlichen Rückenmark nachweisen. Anschließend kultivierten die Forscher diese Zellen in vitro und konnten damit demonstrieren, wie diese nicht nur in Neurone differenziert wurden, sondern auch in Glialzellen. Das sind Zellen, die das Nervensystem unterstützen und nähren sowie an der Signalübertragung beteiligt sind. Die Projektergebnisse haben weitreichende Implikationen. Man erwartet, dass diese Zellen zur Regenerierung von Neuronen und Glialzellen verwendet werden können, die bei einer Rückenmarksverletzung oder bei einer neurogenerativen Krankheit, wie zum Beispiel der Amyotrophen Lateralen Sklerose (ALS), zerstört wurden. "Das therapeutische Interesse sogenannter erwachsener Stammzellen ist in der Wissenschaftlergemeinde inzwischen grundsätzlich anerkannt. Obwohl noch viel zu tun ist, stellt diese Arbeit bereits einen wesentlichen Fortschritt für alle mit motorischen Neuronen zusammenhängenden Krankheiten dar, für die es zur Zeit noch keine Therapie gibt", sagt Alain Privat, Forschungsdirektor am INSERM.

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