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Stotterfrei dank intelligentem Online-System

Ein intelligentes System, das mithilfe von EU-Finanzierung entwickelt wurde, bewertet den Schweregrad von Sprachfehlern und -störungen und bietet online Sprachtherapie und Unterstützung mit wirksamen Ergebnissen.

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Etwa 12 % der Bevölkerung leiden an Sprachfehlern und -störungen und etwa 1 % der Menschen stottert. „Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass diese sich auf deren Sozial-, Arbeits-, Hochschul- und Privatleben äußerst negativ auswirken“, so Dr. Yair Shapira, Gründer und CEO von AmplioSpeech, dem israelischen Unternehmen, das das EU-finanzierte Projekt ADST leitet. „Sprachtherapeuten leisten sehr gute Arbeit, was das Stottern angeht, allerdings ist die traurige Wahrheit, dass pro sechs Kindern, die erfolgreiche eine Therapie abschließen, fünf wieder in ihre alten Muster des Stotterns zurückfallen – eine Rückfallrate von 84 %“, erklärt Dr. Shapira, ein biomedizinischer Techniker, der das Unternehmen gründete, weil sein Sohn stotterte. „Wir haben die gesamte Dienstleistung der Sprachtherapie dank künstlicher Intelligenz optimiert“, sagt er. „Stottertherapie, die ADST verwendet, hat eine viermal geringere Misserfolgsquote als ohne ADST. Es handelt sich um einen streng überwachten, gut kontrollierten Vorgang, der zu viel besseren Ergebnissen führt.“ Wie wird Spracheffizienz gemessen? Das Unternehmen hat das erste System der Welt entwickelt, das den Schweregrad von Sprachfehlern und -störungen misst. „Sobald man Messdaten erlangen kann, kann man anfangen, Fortschritte zu verfolgen“, bemerkt Dr. Shapira. „Bei Sprache geht es um Kommunikation, daher haben wir tiefgreifende Algorithmen entwickelt, die effizientes und ineffizientes Sprachverhalten erkennen und mit einer Wertung versehen können. Der normale Bereich ist eine Effizienz von 85-90 %. Wenn Ihre Spracheffizienz beispielsweise bei 50-55 % liegt, muss sie 35 % effizienter sein, um im normalen Bereich zu liegen.“ Über eine Crowdsourcing-Plattform wurde darüber hinaus die Öffentlichkeit gebeten, ebenfalls das Sprachverhalten einer Person zu bewerten. „Wir haben eine sehr gute Korrelation zwischen der Bewertung durch unser System und unsere Algorithmen und der Bewertung durch die Öffentlichkeit festgestellt – ein wirklich bahnbrechendes Ergebnis“, erklärt Dr. Shapira. Das ADST-System basiert auf den Erfolgsrezepten der Sprachtherapie und verwendet etwa 20 Mio. Silben und Datenpunkte, die das Unternehmen zusammentrug. „Das sind knapp 4 000 Datenpunkte mehr, als in den letzten 100 Jahren in der Sprachpathologieforschung gesammelt wurden“, gibt Dr. Shapira an und fügt hinzu: „Es handelt sich nicht nur um eine große Quantität, sondern auch um eine Datenbank mit hoher Qualität, die auf objektiven Messungen beruht. Wir haben intensiv mit führenden Experten an der Erprobung und Entwicklung zusammengearbeitet, um das System zu validieren“, erklärt Dr. Shapira. Fokus auf die Praxis „Der Bereich Sprachtherapie ist nicht besonders strukturiert, man geht hauptsächlich intuitiv vor“, so Dr. Shapira. Im klinischen Umfeld werden Fortschritte kaum gemessen und die Abschlussrate von Übungsaufgaben liegt außerhalb von persönlichen Treffen zwischen dem Kind und dem Therapeuten knapp unter 5 %. Im Rahmen der ADST-Struktur können sogar weniger erfahrene Sprachtherapeuten einem umfangreichen und dennoch flexiblen Therapieprogramm folgen und dabei guten Arbeitspraktiken folgen, die auf der Erprobung mit Tausenden Menschen basieren. Das gesamte Programm erfolgt online und schließt regelmäßige Sitzungen mit dem Therapeuten ein, weist aber auch einen starken Fokus auf Übungsaufgaben auf. Zahlreiche Aufgaben werden den Kindern in der Online-Anwendung bereitgestellt. „Sie erhalten ermunternde Nachrichten und Erinnerungen aus unserem Backoffice, wenn sie diese nicht abschließen. So konnten wir die Abschlussrate der Übungen von 5 % auf 86 % steigern“, gibt Dr. Shapira an. Die Übungen können von Therapeuten überwacht werden, die bislang wenig darüber wussten, was zwischen den Therapiesitzungen geschieht. „Kinder sagen immer: ‚Natürlich habe ich meine Übungen gemacht‘“, so Dr. Shapira. Das Unternehmen arbeitet mit Kliniken in Israel, Portugal, Frankreich und den Vereinigten Staaten zusammen, die die ursprünglichen englischen und hebräischen Algorithmen übernommen haben, um mit anderen Sprachen zu arbeiten, und weitet das System auf andere Sprachfehler und -störungen aus.

Schlüsselbegriffe

ADST, Sprachtherapie, Sprachverhalten, Sprachstörung, Stottern

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