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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Forscher behaupten: Oregano mehr als nur ein Geschmacksverstärker

Oregano hat die Herzen - und Mägen - derjenigen erobert, die kräftige, krautige Gewürze mögen. Nun wird er von einer ganz neuen Seite betrachtet, denn: Er wirkt entzündungshemmend. Forscher aus Deutschland und der Schweiz haben herausgefunden, dass in Oregano eine Substanz ent...

Oregano hat die Herzen - und Mägen - derjenigen erobert, die kräftige, krautige Gewürze mögen. Nun wird er von einer ganz neuen Seite betrachtet, denn: Er wirkt entzündungshemmend. Forscher aus Deutschland und der Schweiz haben herausgefunden, dass in Oregano eine Substanz enthalten ist, die bei Entzündungen und ähnlichen Leiden Erleichterung verschaffen kann. Die Untersuchungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht. Die Forscher von der Universität Bonn in Deutschland und der ETH Zürich in der Schweiz verabreichten Mäusen Beta-Caryophyllen (E-BCP), den Wirkstoff im Oregano. "Wir haben Mäuse, die unter einer entzündlichen Schwellung der Pfote litten, mit E-BCP behandelt", berichtet Dr. Jürg Gertsch von der ETH Zürich. "In bis zu 70 Prozent der Fälle klang die Schwellung daraufhin ab." Interessant ist auch, dass das E-BCP das Potenzial haben könnte, weitere Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Osteoporose zu bekämpfen. Professor Andreas Zimmer von der Universität Bonn und Mitglied des Life & Brain-Zentrums hierzu: "Nach unseren Ergebnissen ist E-BCP entzündungshemmend." Ferner erklärt er: "Experimente an Mäusen haben gezeigt, dass die Substanz sogar bei Osteoporose wirksam ist." E-BCP kommt in unzähligen Kräutern und Gewürzen wie im schwarzen Pfeffer, in Rosmarin und Basilikum vor. Experten schätzen, dass man als Mensch täglich bis zu 200 Milligramm des Wirkstoffs zu sich nehmen kann. Die Forscher erklärten, dass das Beta-Caryophyllen an bestimmte Rezeptorenstrukturen in der Zellmembran, die in Expertenkreisen als "Cannabinoid-CB2-Rezeptoren" bekannt sind, andocken kann und eine Änderung des Zellverhaltens verursacht. Weiterhin stellten sie fest, dass die Zellen auf diese Weise an der Produktion von Substanzen gehindert werden, die beispielsweise Entzündungen herbeiführen würden. Rezeptoren sind für viele Substanzen die "schließenden Andockstellen"; über sie werden mittels "Schlüssel-Schloss-Prinzip" eine Reihe von Mechanismen ausgelöst. Voneinander losgelöst können Schlüssel und Schloss nichts bewirken. Zusammen jedoch öffnen sie Türen. Im Grunde genommen sind Rezeptoren also die biologischen Schlösser. Ein weiteres Schlüsselelement des E-BCP ist laut den Forschern die Tatsache, dass es im Gegensatz zu anderen Substanzen mit Wirkung auf die CB2-Rezeptoren keinen Rauschzustand auslöst. Ihnen zufolge hat CB2 einen "Bruder", den sogenannten CB1, zu dem Pharmakologen bereits umfangreiche Forschung betreiben. Dieser "Bruder" kommt in den Nervenzellen im Gehirn vor. Da einige Pflanzenwirkstoffe die Fähigkeit besitzen, problemlos im Gehirn anzudocken, wird der Rauschzustand beim Menschen noch verstärkt. CB1 und CB2 haben, obwohl sie sich unterscheiden, einige Gemeinsamkeiten. So haben Substanzen, die CB2 stimulieren, auch eine berauschende Wirkung. Doch genau dort ist der Unterschied: Beta-Caryophyllen bindet sich zwar speziell an CB2, nicht jedoch an CB1. Damit sei klar, so das Forscherteam, dass Menschen von bestimmten Nahrungsmitteln nicht in einen Rauschzustand versetzt werden können. Das Endocannabinoid-System, das die Wahrscheinlichkeit einer Freisetzung von Neurotransmittern in die verschiedensten Nervengewebe reguliert, enthält beide Rezeptoren. Forscher wollen nun ihre Bedeutung bei verschiedenen Erkrankungen feststellen. Ein System, das aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann viele gesundheitliche Probleme verursachen, wie z.B. chronische Schmerzen oder Herzerkrankungen, aber auch das Gedächtnis kann betroffen sein. "Endocannabinoide sind Substanzen, die der Körper selbst bildet und die ihn im Gleichgewicht halten", erläutert Professor Zimmer. Tritt eine Entzündung auf, sorgen die Endocannabinoide dafür, dass das Immunsystem in seiner Abwehrreaktion nicht "überreagiert". "Das Endocannabinoid-System kommt ins Spiel, wenn das Stoffwechselgleichgewicht zerstört wurde", führt Professor Zimmer weiter aus. Aus den Ergebnissen der Wissenschaftler wird deutlich, dass E-BCP die Grundlage für neue Arzneimittel bilden könnte. Die Tatsache, dass dieser Wirkstoff vielerorts in der Natur vorkommt, erweist sich für die Pharmakologen als nützlicher Vorteil.

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