EU-Projekt entfernt CO2 aus Atmosphäre
"Die Europäische Kommission hat sich dazu verpflichtet, die Industrie zur Reduktion ihrer Kohlendioxidemissionen (CO2) anzuregen, und die Forschung spielt dabei eine wesentliche Rolle", sagte der für Wissenschaft und Forschung zuständige EU-Kommissar Janez Potocnik. Die Anhäufung von CO2 gilt als Hauptgrund für den Klimawandel. Nun zielt das EU-geförderte Projekt CO2SINK mit einer Finanzierung von 8,7 Millionen Euro auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch CO2-Senken - mit anderen Worten, durch die unterirdische Speicherung. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls haben sich die EU-Länder verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zwischen 2008 und 2012 um 8% zu senken. Dafür gibt es viele Optionen und die EU verfolgt eine mehrgliedrige Strategie, um dieses Ziel zu erreichen. Abscheidung und geologische Speicherung scheinen allerdings die einzige Lösung zu bieten, die das Potenzial einer wesentlichen Senkung auf kosteneffiziente Weise für die nächsten Dekaden besitzt. Und das CO2SINK-Projekt befindet sich an vorderster Front bei der Entwicklung der geeigneten Technologie für die CO2-Speicherung. Das integrierte Projekt CO2SINK wird unter dem RP6 gefördert und will die Grundlagen für die Abscheidung und geologische Speicherung von CO2 entwickeln. Funktionieren soll das, indem CO2 in einen salzigen Grundwasserleiter nahe des Ortes Ketzin, westlich von Berlin gespritzt wird. Bis zu 60.000 Tonnen werden über die nächsten 2 Jahre in einer Tiefe von 600 Metern gespeichert. CO2SINK will die physikalischen Eigenschaften von CO2 und seine Veränderungen unter extremen Drücken voll ausnutzen. Bei den Drücken so tief unter der Erde besitzt CO2 eine sehr hohe Dichte und verhält sich mehr wie eine Flüssigkeit als wie ein Gas. Dies bedeutet, dass große Mengen in einem relativ kleinen Volumen gespeichert werden können. Der Großteil des so gespeicherten Gases befindet sich in porösen Felsen. Diese Technologie ist nicht ganz neu, da die Öl- und Gasindustrie die unterirdische Speicherung seit vielen Jahren nutzt, nachdem sie entdeckt hat, dass die Injizierung von CO2 in Ölfelder die Ölförderung verbessert. CO2 wird aus ökologischen Gründen sogar auch absichtlich in Salzwasserreservoiren unter der Nordsee gespeichert. Andere Programme zur geologischen Speicherung werden entwickelt und die Pläne zu deren Überwachung sind weit fortgeschritten. Wenn das CO2 eingefangen ist, kann es sicher für Hunderte oder sogar Tausende von Jahren gespeichert werden. Große, für die Speicherung geeignete Reservoire wurden unter der Erdoberfläche und unter den Meeren bestimmt und verschiedene wissenschaftliche Projekte erforschen gerade, wie man diese Option ausschöpfen kann. Um Ängste der Öffentlichkeit über die Sicherheit des Projekts abzubauen, wurden zahlreiche Schutzmaßnahmen eingerichtet. Dazu gehören zwei Überwachungsbohrungen, die erfolgreich bis zu einer Tiefe von 800 Metern geführt wurden. Diese wurden mit der modernsten Sensortechnologie ausgestattet. Die Sicherheit der unterirdischen Speicher wird durch ausgiebige Gutachten untermauert. Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) hat, um die Sicherheit der Speicherung zu garantieren, das Projekt in Technik- und Sicherheitsfragen während der Erkundung, Entwicklung und Erforschung des Speicherstandorts Ketzin unterstützt und die erforderliche rechtliche Bergbaugenehmigung erteilt. Ein Leck im Speicher von Ketzin ist sehr unwahrscheinlich. Das Risiko einer plötzlichen Freisetzung einer großen Menge CO2 wurde vermieden, indem Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, die auch beim Umgang mit anderen Gasen eingesetzt werden, beispielsweise die Vermeidung unpassender oder geologisch instabiler Standorte. Die geologischen Bedingungen in der Umgebung von Ketzin sind sehr stabil. Es gibt viele Wege zur Reduzierung der CO2-Emissionen, beispielsweise die Erhöhung der Effizienz von Kraftwerken oder durch die Nutzung von Erdgas anstatt Kohle oder Öl. Leider muss man aber bei den meisten dieser Szenarien davon ausgehen, dass diese Schritte alleine nicht ausreichen, die gewünschte Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen. Die Abscheidung und die Speicherung von CO2 aus fossilen Brennstoffen könnte bei der Lösung dieses Problems eine wichtige Rolle spielen. Die Entkarbonisierung des Einsatzes fossiler Brennstoffe durch Abscheidung und Speicherung könnte beim Übergang zu einem kohlenstofffreien Energiesystem helfen.
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