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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Sojaprodukte könnten Spermienzahl verringern

Wissenschaftler warnen, dass der Verzehr von Sojaprodukten für Männer riskant sein kann. Dies geht aus einer Studie hervor, die jetzt in Human Reproduktion, Europas führender Fachzeitschrift für Reproduktionsmedizin, veröffentlicht wurde. Demzufolge ist die Spermienkonzentrati...

Wissenschaftler warnen, dass der Verzehr von Sojaprodukten für Männer riskant sein kann. Dies geht aus einer Studie hervor, die jetzt in Human Reproduktion, Europas führender Fachzeitschrift für Reproduktionsmedizin, veröffentlicht wurde. Demzufolge ist die Spermienkonzentration bei Männern, die pro Tag durchschnittlich eine halbe Portion Soja verzehren, niedriger als bei Männern, die Sojaprodukte meiden. Lebensmittel, die aus Sojabohnen hergestellt werden, sind seit Jahrhunderten Grundnahrungsmittel in weiten Teilen Asiens. Soja wird nicht nur zum Würzen von Speisen verwendet, sondern dient auch als Hauptgang. Das äußerst proteinreiche Nahrungsmittel genießt inzwischen weltweit Anerkennung. Die Ergebnisse der bislang größten Studie zu den Auswirkungen des Sojakonsums auf Männer belegen jedoch, dass Soja nicht nur gesundheitliche Vorteile hat, sondern auch die Spermienkonzentration verringert. Dr. Jorge Chavarro ist Ernährungswissenschaftler an der Harvard School of Public Health in Boston in den Vereinigten Staaten. Gemeinsam mit seinen Kollegen untersuchte er den Zusammenhang zwischen Spermienqualität und Phytoöstrogenen. Phytoöstrogene sind, wie der Name schon andeutet, natürliche Bestandteile von Pflanzen und haben eine östrogenähnliche Wirkung. Obwohl sowohl Frauen als auch Männer Östrogene produzieren, ist der Östrogenspiegel bei Frauen deutlich höher und bewirkt deren Entwicklung zur Frau. Die Studie untersuchte 99 Männer, die zwischen 2000 und 2006 in einer Fruchtbarkeitsklinik behandelt wurden. Die Männer wurden in vier Gruppen eingeteilt, je nach Menge der täglich konsumierten Sojamenge. Männer, die viel Soja aßen, hatten in einem Milliliter Samenflüssigkeit durchschnittlich 41 Millionen Spermien weniger als Teilnehmer, die solche Produkte mieden. Da ein Milliliter normalerweise zwischen 80 und 120 Millionen Spermien enthält, war die Spermienanzahl bei diesen Männern demzufolge um fast die Hälfte reduziert. Die Ergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift "Human Reproduction" veröffentlicht, die von der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) herausgegeben wird. Deren Ziel besteht hauptsächlich darin, die Öffentlichkeit für die Reproduktionsmedizin und -biologie zu interessieren und diese verständlich zu erklären. Sie soll auch Politiker und politische Entscheidungsträger in Europa mit neuesten Informationen versorgen. Laut Dr. Chavarro "verzehrten Männer in der höchsten Gruppe durchschnittlich eine halbe Portion Soja täglich: dies entspricht dem Isoflavongehalt einer Tasse Sojamilch oder einer Portion Tofu, Tempeh oder Sojaburger alle zwei Tage", sagte er. Bei den Ergebnissen waren variierende Faktoren wie Alter, sojafreie Ernährungsperioden, BMI (Body Mass Index), Alkohol- und Koffeinkonsum sowie Rauchen berücksichtigt worden. Die Gruppe wurde auch danach befragt, wie oft und welche Mengen an Soja sie in den letzten drei Monaten verzehrt hatten. Dabei ging es um Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh, Tofu- oder Sojawürstchen, Schinken, Hamburger und Hackfleisch, Sojamilch, Käse, Joghurt und Speiseeis sowie andere Produkte wie geröstete Nüsse, Getränke, Getränkepulver und Fitnessriegel. Anschließend wurden die einzelnen Produkte nach ihrem Gehalt an Isoflavonen klassifiziert. Tierversuche ergaben bereits einen Zusammenhang zwischen hohem Isoflavongehalt und Unfruchtbarkeit. Bis vor kurzem war aber noch nicht eindeutig klar, ob dies auch für Menschen zutrifft. Mit dieser Klassifizierung ließ sich auch der individuelle Verzehr von Sojaprodukten besser vergleichen. Eine Standardportion Tofu beispielsweise wiegt 115g, bei Sojamilch wird mit einer Tasse gerechnet. Basierend auf diesem System wurde auch definiert, was z.B. ein hoher Verzehr ist. "Es muss betont werden, dass es sich bei einer halben Portion pro Tag um den Durchschnittswert in der höchsten Gruppe handelte. Spitzenreiter brachten es allerdings auf bis zu vier Portionen pro Tag", erklärte Dr. Chavarro. Die Studie belegte zudem einen deutlichen Zusammenhang zwischen hohem Sojakonsum, Spermienkonzentration und Fettleibigkeit. Dr. Chavarro nimmt an, dass die reduzierte Spermienmenge bei übergewichtigen Männern darauf zurückzuführen ist, dass Sojaprodukte die Östrogenproduktion im Körper ankurbeln, was bereits bei erhöhten Körperfettwerten auftritt. Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass die klinische Signifikanz dieser Ergebnisse noch in weiteren randomisierten Studien bestätigt werden muss.

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