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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Forscher entdecken "Hasskanal" im Gehirn

Sind die Pole für Liebe und Hass voneinander getrennt, wenn es um die Gehirntätigkeit geht? Einem Team aus Wissenschaftlern vom University College London (UCL) im Vereinigten Königreich zufolge nicht. Ihre kürzlich im Fachmagazin PLoS One veröffentlichte Studie zeigt auf, dass...

Sind die Pole für Liebe und Hass voneinander getrennt, wenn es um die Gehirntätigkeit geht? Einem Team aus Wissenschaftlern vom University College London (UCL) im Vereinigten Königreich zufolge nicht. Ihre kürzlich im Fachmagazin PLoS One veröffentlichte Studie zeigt auf, dass sich Hass zwar durch ein einzigartiges Aktivitätsschema im Gehirn auszeichnet, Liebe und Hass aber trotzdem zwei gemeinsame Strukturen haben. Nachdem die Forscher bereits die Abläufe im Gehirn bei romantischer und mütterlicher Liebe untersucht hatten, konzentrierten sie sich in dieser Studie auf das Hassgefühl, das jemand beispielsweise einem Arbeitskollegen oder Ex-Freund gegenüber empfindet. Untersucht wurden 17 Testpersonen (10 männliche und 7 weibliche, 12 Rechtshänder, Durchschnittsalter: 34,8 Jahre). Unter der Leitung von Professor Semir Zeki und John Romaya vom Wellcome Laboratory of Neurobiology am UCL untersuchten die Wissenschaftler die Hirnareale, die bei Hass aktiviert werden. Der "Hasskanal" ist woanders lokalisiert als die Areale, die mit Gefahr oder Angst in Verbindung stehen, befindet sich aber im gleichen Hirnareal, das mit Aggressionen verknüpft ist. Während den 17 Probanden Fotos von ihnen verhassten Personen sowie andere mit neutralen, ihnen bekannten Gesichtern gezeigt wurden, wurde ihr Gehirn abgebildet. Das Forscherteam fand heraus, dass sowohl das Putamen (der äußere, rötliche Teil des Linsenkerns, der mit den Empfindungen Verachtung und Abscheu in Zusammenhang steht) als auch die Inselrinde (Inselkortex) angeregt wurden, wenn den Testpersonen Fotos von Personen gezeigt wurden, die sie hassten. Diese Verbindung, so die Verfasser der Studie, könne die Ursache dafür sein, dass Liebe und Hass so eng beieinander liegen. "Bezeichnenderweise werden das Putamen und die Inselrinde auch bei der romantischen Liebe zusammen aktiviert. Dies ist keine Überraschung. Das Putamen könnte auch an der Vorbereitung aggressiver Handlungen im romantischen Zusammenhang beteiligt sein, wenn z.B. eine Gefahr von einem Nebenbuhler ausgeht", gibt Professor Zeki zu bedenken. "Vorangegangene Studien haben darauf hingedeutet, dass die Inselrinde an Reaktionen auf schmerzliche Gefühle beteiligt sein könnte, und der gleichzeitige Anblick eines geliebten und eines verhassten Gesichts kann solch ein schmerzliches Signal sein." Professor Zeki erklärt, dass der Unterschied zwischen den Gefühlen Liebe und Hass darin bestehe, dass bei Liebesgefühlen große Teile der Großhirnrinde deaktiviert werden, während es bei Hassgefühlen nur ein kleiner Teil ist. "Dies mag vielleicht erstaunen, da Hass genau wie die Liebe eine verzehrende Leidenschaft sein kann", gibt er zu. "Aber derjenige, der in jemanden verliebt ist, ist der geliebten Person gegenüber oft weniger kritisch und ablehnend. Hingegen möchte sich derjenige, der einen anderen hasst, seine Bewegungen vorher wahrscheinlich gut überlegen, wenn er den anderen verletzen oder verwunden oder anderweitig an ihm Rache üben möchte." Die Strukturen von Kortex und Subkortex liegen im Bereich des "Hasskanals". Den Forschern zufolge verfügen sie über Komponenten, die aggressives Verhalten schüren und dies anschließend durch motorische Vorausplanung in Handeln umsetzen. Man könnte diesen Vorgang so beschreiben, als würde das Gehirn zum Handeln mobilisiert. Der Frontallappen ist auch an der Vorausahnung der Bewegungen anderer beteiligt. Dies könnte für Menschen von Nutzen sein, wenn sie jemandem gegenüberstehen, den sie hassen. "Hass wird oft als bösartige Leidenschaft angesehen, die in einer besseren Welt gezähmt, kontrolliert und ausgelöscht werden müsste", hält Professor Zeki fest. "Für den Biologen ist Hass jedoch eine Leidenschaft, die genauso interessant ist wie die Liebe. Wie die Liebe scheint er oft irrational und kann Einzelne zu heldenhaften, aber auch schlimmen Taten verleiten", sagt er. "Wie können zwei gegensätzliche Gefühle zum gleichen Verhalten führen?" Den Forschern vom UCL fiel auf, dass, während die romantische Liebe einem Einzelnen entgegengebracht wird, "sich Hass gegen mehrere Individuen oder Gruppen richten kann, wie es beim rassistisch oder politisch motivierten Hass oder beim Hass gegen das andere Geschlecht der Fall ist." Professor Zeki erwartet, künftig weitere Studien zu den verschiedenen Arten von Hass durchführen zu können.

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