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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Langschläfer haben stärkeres Immunsystem

Evolutionsbiologen aus Deutschland, den USA und dem Vereinigten Königreich, haben entdeckt, dass Tiere, die länger schlafen, weniger unter Parasitenbefall leiden und eine höhere Konzentration von Immunzellen im Blut haben. Die in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology ve...

Evolutionsbiologen aus Deutschland, den USA und dem Vereinigten Königreich, haben entdeckt, dass Tiere, die länger schlafen, weniger unter Parasitenbefall leiden und eine höhere Konzentration von Immunzellen im Blut haben. Die in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology veröffentlichten Erkenntnisse könnten dabei helfen, die Rolle des Schlafens bei der menschlichen Immunreaktion zu erklären. "Der Schlaf ist ein biologisches Rätsel", sagen die Autoren. Obwohl er einen Großteil unserer Zeit in Anspruch nimmt und er umfangreich untersucht wurde, sagt der leitende Wissenschaftler Dr. Brian Preston vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Deutschland, habe bisher noch niemand erklären können, warum verschiedene Tierarten solch offensichtliche Unterschiede hinsichtlich ihres Schlafbedürfnisses entwickelt haben. Der Schlaf ist ein schutzloser und scheinbar unproduktiver Zustand, in dem Tiere nur wenig von ihrer Umgebung wahrnehmen. Weil man annehmen muss, dass während des Schlafs das Risiko, von einem Räuber gefressen zu werden, erhöht ist und die Möglichkeiten zur Nahrungssuche oder zur Vermehrung eingeschränkt sind, ist es interessant, dass wir so viel Zeit dafür aufwenden. "Um diese Kosten aufzuwiegen", heißt es in der Studie, "müssen die Vorteile beachtlich sein." Allerdings haben Untersuchungen der spezifischen Beziehung zwischen der Evolution von Schlafmustern und Faktoren wie der Regenerierung des Gehirns oder des Lernens zu gemischten Ergebnissen geführt. In dieser jüngsten Forschungsarbeit überprüfte das Team die Theorie, dass Schlaf die sehr energieintensive Immunfunktion verbessert, indem es die ermittelten Schlafdauern verschiedener Tierarten (unterschiedliche Säugetierarten schlafen zwischen 3 und 20 Stunden pro Tag) mit Informationen zur Immunfunktion und dem Parasitenbefall verglich. Die Wissenschaftler nutzten Informationen aus zwei Datenbanken: das International Species Information System, das Informationen über die Blutzusammensetzung gesunder Zootiere bereitstellt, sowie die Global Mammal Parasite Database, die Einzelheiten zur Verbreitung von Viren, Bakterien und Pilzen, die wild lebende Tiere befallen, enthält. Sie verglichen diese Daten mit Informationen zu Mustern sowohl während des REM-Schlafs (rapid-eye-movement) als auch während des NREM-Schlafs (Non-rapid-eye-movement) bei denselben Spezies, die durch eine ausgiebige Suche in der Literatur gewonnen wurde. Wenn Tiere längere Schlafdauern ausbilden, so fanden sie heraus, nimmt die Menge der weißen Blutkörperchen in ihrem Blut exponentiell zu: eine Zunahme der Schlafdauer um 14 Stunden entspricht einem Zuwachs der weißen Blutkörperchen von 615%. Dies traf auf vier der fünf untersuchten Arten von weißen Blutkörperchen zu. Die Biologen stellten auch die wichtige Tatsache fest, dass die Mengen anderer Blutkomponenten mit längeren Schlafdauern nicht zunahmen. Daraus lässt sich auf eine allgemeine Zunahme der Immunabwehr der Tiere schließen, aber nicht bei anderen Arten der Zellproduktion. Sie fanden weiterhin heraus, dass die Zahl der zirkulierenden weißen Blutkörperchen parallel mit längeren Dauern sowohl des REM- als auch des NREM-Schlafs zunimmt, was im Widerspruch mit einigen vorangegangenen Erkenntnissen steht. Eine wichtige Beobachtung war auch, dass bei den 12 Tierarten, bei denen ein Parasitenbefall beobachtet werden konnte, dieser Befall mit der Entwicklung längerer Schlafzeiten abnahm. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Parasitenresistenz eine wichtige Rolle bei der Evolution des Schlafs spielte, und lassen deshalb darauf schließen, dass der Schlaf von größerer immunologischer Signifikanz ist, als bisher angenommen", heißt es in der Studie. "Wir vermuten, dass Schlaf das Immunsystem auftankt", schlussfolgern die Autoren und widersprechen der allgemein vertretenen Ansicht, dass Schlaf hauptsächlich dem Gehirn zugutekommt. "Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Tierarten, die mehr Zeit mit Schlafen verbringen, mehr in ihr Immunsystem investieren können und somit besser vor Parasitenbefall geschützt sind." Die Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Zunahme an Schlafstörungen und den Rückgang der Schlafdauer des Menschen, die in den letzten Jahrzehnten beobachtet wurden, zu untersuchen. Die Autoren heben außerdem hervor, wie wichtig es ist, die physiologischen Mechanismen, die den Einfluss von Schlaf auf das Immunsystem untermauern, zu bestimmen, sodass der Zusammenhang zwischen Schlafdefiziten und Anfälligkeit für Infektionen klar beschrieben werden kann.

Länder

Deutschland, Vereinigtes Königreich