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Inhalt archiviert am 2024-04-17

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Begeisterter Bericht regt neuen, strategischeren Schwerpunkt des JRC an

Eine neue, unabhängige Bewertung der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Center, JRC) der Europäischen Kommission beschreibt die Einrichtung als "eine unersetzliche Quelle von Wissen und Expertise bei der Unterstützung der politischen Agenda der EU", die auch eine nüt...

Eine neue, unabhängige Bewertung der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Center, JRC) der Europäischen Kommission beschreibt die Einrichtung als "eine unersetzliche Quelle von Wissen und Expertise bei der Unterstützung der politischen Agenda der EU", die auch eine nützliche Rolle bei der "Reaktion auf die Sicherheit der europäischen Bürger bedrohenden Krisensituationen" spielt. Die Bewertung der Arbeit der Gemeinsamen Forschungsstelle während des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) wurde von 14 unabhängigen Experten unter der Leitung von Sir David King durchgeführt, der bis vor Kurzem noch leitender wissenschaftlicher Berater der britischen Regierung war. "[Das JRC] hat die Hauptziele, die für seine Arbeit unter dem Sechsten Rahmenprogramm gesteckt wurden, durch eine klare Kundenorientierung, robuste Unterstützung der Politik und untermauernde Forschungen erfolgreich erreicht", heißt es in dem Bericht. Trotzdem hebt der Ausschuss verschiedene Punkte hervor, die Raum für Verbesserungen lassen, und bei der Forschungsstelle haben die Arbeiten zur Bewältigung dieser Punkte bereits begonnen. In einem Interview mit CORDIS-Nachrichten beschrieb JRC-Generaldirektor Roland Schenkel sich selbst als sehr zufrieden mit dem Lob des Bewertungsausschusses. "Ich bin außerdem sehr glücklich über die Empfehlungen", fügte er hinzu, "weil wir ohnehin in die Richtung gedacht haben." Dieser neue, begeisterte Bericht spiegelt in großen Teilen die Bemühungen innerhalb der Forschungsstelle wider, auf die Empfehlungen der letzten Bewertung aus dem Jahr 2003 zu reagieren. Seinen Ansatz hinsichtlich der Bewertungen erklärend sagte Dr. Schenkel ausdrücklich: "Wenn Sie eine externe Bewertung durchführen und daraufhin Empfehlungen erhalten, brauchen Sie eine klare Vorstellung davon, wie sie diese umsetzen wollen." Neben anderen Dingen regte der alte Bericht Verbesserungen an den IKT-Systemen (Informations- und Kommunikationstechnologie) der Einrichtung, intelligentere Verwaltungsverfahren und Investitionen in Infrastrukturen an. Eine ausstehende Empfehlung des vorangegangenen Berichts, die von Sir King und seinen Kollegen wieder aufgegriffen wurde, betraf die Personalbeschaffung. "Wir stecken bei der Anwerbung von Beamten etwas in dem System der Kommission fest, bei dem eine große Zahl guter Wissenschaftler an der allgemeinen Zulassungsprüfung scheitert", erklärte Dr. Schenkel. Dadurch hat die Gemeinsame Forschungsstelle Schwierigkeiten bei der Anwerbung spezialisierter Spitzenforscher. Der Forschungsstelle wurde jetzt eine Kompromisslösung zugesprochen, nach der sie die wissenschaftlichen Fähigkeiten und das Wissen der Kandidaten in einer ersten Bewerbungsrunde überprüft und sie zu einem späteren Zeitpunkt des Verfahrens einem allgemeineren Test unterzieht. Gleichzeitig hat Dr. Schenkel gelobt, dieses Thema auf allen Managementtreffen vorzubringen, bis das Problem gelöst ist. "Dies ist ein wirkliches Anliegen. Um unseren Auftrag erfüllen zu können, müssen wir Zugang zu den am besten qualifizierten Leuten haben, sonst werden wir scheitern", hebt er hervor. Zu den Empfehlungen des neuen Berichts, die einen großen Teil der Zeit von Dr. Schenkel in den nächsten Monaten in Anspruch nehmen werden, gehört eine neue Vision der Forschungsstelle. In den vergangenen 10 Jahren hat sich seine Einrichtung immer mehr am Kunden ausgerichtet. Allerdings hat sich die Gemeinsame Forschungsstelle dadurch in einer Vielzahl von Bereichen engagiert, wodurch sie ihre Fokussierung verlor. "Das darf uns nicht passieren", erklärte Dr. Schenkel. "Daher haben wir uns bereits vorgenommen, eine Strategie zu entwickeln und unsere Kernbereiche zu bestimmen." Neben der Festlegung der vorrangigen Bereiche der Forschungsstelle, wird die Strategie außerdem festlegen, mit welchen Themen sich die Einrichtung nicht beschäftigen wird, fügte er hinzu. Dr. Schenkel und seine Kollegen haben bereits begonnen, ihre Zukunftsvision zu diskutieren und schon Treffen mit anderen Generaldirektionen der Europäischen Kommission sowie mit den vielen Kunden der Gemeinsamen Forschungsstelle innerhalb der EU-Institutionen und darüber hinaus geplant. Der Generaldirektor hofft, die Strategie bis Ende des Jahres 2009 vorlegen zu können, obwohl er zugibt, dass das vielleicht etwas optimistisch gedacht ist. Auf die Frage, wo er seine Organisation in 10 Jahren sehe, zögerte Dr. Schenkel mit seiner Antwort; er sei begierig darauf, zuerst die Ideen seiner Mitarbeiter zu hören, bevor er seine eigenen hervorbringe. "Ich möchte, dass sie ein wirkliches Brainstorming machen und Ideen hervorbringen, damit der Prozess wirklich in unseren Händen liegt", sagte er CORDIS-Nachrichten gegenüber. Die Bewertung fordert die Gemeinsame Forschungsstelle außerdem auf, "eine proaktive politische Beratungsfunktion wahrzunehmen". Dr. Schenkel begrüßt diese Empfehlung mit der Anmerkung, dass die Organisation hier bereits mit der Arbeit begonnen habe. Er sei besonders darauf bedacht, dass alle Berichte veröffentlicht werden, selbst wenn deren Schlussfolgerungen nicht nach den Wünschen der politischen Entscheidungsträger ausfallen. "Ich denke, es würde der Kommission in Zukunft helfen, wenn es eine Organisation wie die Gemeinsame Forschungsstelle gibt, die auf Beweisen basierende Fakten auf den Tisch legen und auch veröffentlichen kann. Ich denke auch, dass unsere Kunden und die Kommission verstehen sollten, dass dies eine gesunde Kultur schafft", sagt er. Dr. Schenkel weist darauf hin, dass die politischen Entscheidungsträger immer noch andere Entscheidungen treffen und diese beispielsweise durch öffentliche Anliegen rechtfertigen könnten. Wenn Forscher aber glauben, dass die wissenschaftlichen Belege in eine andere Richtung weisen, sollten sie die Möglichkeit haben, dies klar zu äußern. "Das brauchen wir für unsere Glaubwürdigkeit", erklärte er. Die Gutachter sind optimistisch, dass ihre Empfehlungen dabei helfen werden, die Position des JRC weiter zu stärken. "Die Mitglieder des Ausschusses, welche die Arbeit der Forschungsstelle seit Mitte der 1990er Jahre verfolgt haben, sehen eine kontinuierliche Verbesserung der Forschungsstelle", schreiben sie. "Der Ausschuss ist der Meinung, dass die Forschungsstelle mit den vorgeschlagenen Maßnahmen in der Lage sein wird, einen weiteren wesentlichen Schritt nach vorne zu machen, um ihre Dienste für die Europäische Union zu verbessern sowie wirksamer und effizienter zu gestalten."

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