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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Ist der Hang zum Verzögern einfach nur menschlich?

Haben Sie jemals eine Wurzelkanalbehandlung beim Zahnarzt verschoben oder vielleicht das Schreiben ihrer 70.000 Wörter großen Diplomarbeit? Haben Sie den Anruf beim Klempner zum Reparieren eines undichten Hahns hinausgeschoben? Da geht es nicht nur Ihnen so. Überall auf der We...

Haben Sie jemals eine Wurzelkanalbehandlung beim Zahnarzt verschoben oder vielleicht das Schreiben ihrer 70.000 Wörter großen Diplomarbeit? Haben Sie den Anruf beim Klempner zum Reparieren eines undichten Hahns hinausgeschoben? Da geht es nicht nur Ihnen so. Überall auf der Welt haben die Leute das Befolgen vorgesehener Pläne öfter nicht erfüllt als erfüllt. Die Frage ist nur warum? Eine internationale Forschergruppe hat ihre Antworten in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht. Die Verzögerung hat einen hohen Preis. Vermeidbare Verzögerungen können Produktionsverluste auslösen, aber auch Schaden an den Gefühlen der Menschen anrichten, insbesondere bei ihrem Selbstwertgefühl. Eine brennende Frage für viele Forscher ist, ob der Mensch nicht einfach für das Verzögern vorprogrammiert ist. Die Forscher dieser Studie unter Leitung von Dr. Sean McCrea von der Universität Konstanz in Deutschland fanden heraus, dass Menschen nicht verzögern, weil sie unaufrichtig sind, sondern weil sie glauben, dass morgen ein besserer Tag zum Durchführen ihres Plans sein wird. Die Gruppe suchte nach einem Zusammenhang zwischen dem, was die Menschen über eine Aufgabe denken, und ihrer Tendenz, sie erst einmal zurückzustellen. Sie wollten feststellen, ob einige Aufgaben von den Menschen als "psychologisch entfernt" angesehen werden, was sie eher zum Verzögern der Aufgabe zwingen würde, anstatt sie so schnell wie möglich zu erledigen. Die Probantengruppe bestand aus Studenten, die von den Forschern verteilte Fragebögen beantworteten, wobei sie von ihnen aufgefordert wurden, die Fragebögen auszufüllen und per E-Mail innerhalb von drei Wochen abzuschicken. Während sich die Fragen auf Routineaufgaben wie das Einrichten eines Bankkontos konzentrierten, entschieden sich die Forscher, den Studenten unterschiedliche Anweisungen darüber zu geben, wie sie auf die Fragen antworten sollten. Eine Studentengruppe musste überlegen und aufschreiben, was jede Aktivität über einen selbst impliziert, einschließlich der Art des Menschen, die ein Bankkonto hat. Andere Studenten mussten direkter antworten, Informationen genau darüber angeben, wie etwas funktioniert oder wie etwas wie das Einzahlen auf der Bank oder das Ausfüllen von Bankformularen durchgeführt wird. Diese Aktivität wurde genutzt, um einige Studenten zum abstrakten Denken und andere zum konkreten Denken zu ermuntern, erklärten die Forscher. Die Forschungsgruppe wartete und notierte die bis zur Antwort vergangene Zeit, um die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festzustellen. Trotz der Tatsache, dass die Studenten bezahlt wurden, sobald sie ihre Fragebögen ausgefüllt hatten, ergab sich bei der Gruppe, die abstraktere Fragen beantworten musste, eine größere Wahrscheinlichkeit zur Verzögerung als bei der Gruppe, die konkrete Probleme beantworten musste. Einige aus der ersten Gruppe füllten sogar den Fragebogen gar nicht aus. Die Studenten, die konkret dachten, schickten ihre Antworten viel schneller zurück. Diese Teilnehmer konzentrierten sich auf das Wie, Wann und Wo der Aufgabe. Die Forscher postulierten, dass die Studenten durch schnelleres Senden ihrer Antworten fähig waren, die Aufgabe ohne Aufschieben anzugehen und zu erfüllen. "Über die Aufgabe konkreter, spezifischer nachzudenken, gibt das Gefühl, dass sie eher beendet sein sollte [...] sodass die Verzögerung verringert wird," heißt es in der Studie. Die Autoren glauben, dass ihre Ergebnisse signifikante Auswirkungen für Manager und Lehrkräfte haben, die möchten, dass ihre Mitarbeiter und Studenten ihre Projekte lieber früher als später angehen.

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