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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Hochspannungsleitungen stören die Magnetfeldwahrnehmung bei Tieren

Tiere haben die Fähigkeit sich anhand der Wahrnehmung der Stärke des durch den flüssigen Erdkern emittierten Magnetfelds und des Winkels, in welchem das Feld auf die Erde trifft, zu orientieren. Wie die Forschung bereits festgestellt hat, richten sich beispielsweise Kühe, Rehe...

Tiere haben die Fähigkeit sich anhand der Wahrnehmung der Stärke des durch den flüssigen Erdkern emittierten Magnetfelds und des Winkels, in welchem das Feld auf die Erde trifft, zu orientieren. Wie die Forschung bereits festgestellt hat, richten sich beispielsweise Kühe, Rehe und Hirsche in einer Nord-Süd-Orientierung aus. Ein tschechisch-deutsches Forscherteam hat nun darüber hinaus entdeckt, dass die Navigationsfähigkeit der Tiere beeinträchtigt ist, wenn sich Hochspannungsleitungen in der Nähe befinden. Diese in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences beschriebene jüngste Entdeckung liefert weiteres Beweismaterial dafür, dass Tiere auf magnetische Einflüsse reagieren, da Hochspannungsleitungen ganz unbestritten ein Magnetfeld erzeugen. Auf welche Weise aber verarbeitet das tierische Gehirn Informationen zum Magnetismus? Frühere Studien haben gezeigt, dass einige Arten über spezielle Bereiche im Gehirn verfügen, die auf magnetische Informationen reagieren. Diese Bereiche könnten auch Nervenzellen aufweisen, die Veränderungen des Magnetfelds erkennen. Außerdem löst das Vorhandensein des natürlichen magnetischen Minerals Magnetit in den Gehirnen einiger Tiere die Magnetorezeption (d. h., die Fähigkeit, ein magnetisches Feld zu erkennen, eine Richtung, eine Höhe oder einen Ort wahrzunehmen) aus. Professor Hynek Burda von der Universität Duisburg-Essen in Deutschland stellte im letzten August in einer Forschungsstudie die These auf, dass die Nord-Süd-Orientierung in Reaktion auf das Magnetfeld der Erde erfolgt. Der Wissenschaftler nutzte Google Earth, um seine Theorie zu beweisen und fand heraus, dass die Herden entweder nach Norden oder nach Süden ausgerichtet sind. Professor Burda und seine Kollegin Dr. Sabine Begall gingen in ihrer Forschung allerdings noch einen Schritt weiter und stellten fest, dass sich die grasenden Tiere unter von Ost nach West verlaufenden Hochspannungsleitungen dann auch in dieser Richtung ausrichten. Im Gegensatz dazu grasen die Rinder, Rehe und Hirsche in zufällig verlaufenden Richtungen, wenn sie sich unter von Nordost nach Südwest oder von Nordwest nach Südost verlaufenden Leitungen aufhalten. Ihr das Verhalten steuernder "eingebauter Kompass" gerät um so mehr ins Trudeln, je näher sich die Tiere an den Hochspannungsleitungen befinden. "Von Hochspannungsleitungen erzeugte extrem niederfrequente Magnetfelder unterbrechen die Ausrichtung der Körperlängsachsen dieser Tiere mit dem geomagnetischen Feld", schreiben die Mitverfasser der Studie. "Die Körperausrichtung von Rindern und Rehen war auf Weiden unter oder nahe Hochspannungsleitungen zufällig. Überdies zeigen Rinder, die verschiedenen magnetischen Feldern direkt unter den oder in der Nähe der Hochspannungsleitungen ausgesetzt sind, Trends zu verschiedenen magnetischen Richtungen, die deutliche Ausrichtungsmuster aufweisen. Das tschechisch-deutsche Forscherteam setzte Satelliten- und Luftaufnahmen ein, um die Rinder und das Rehwild zu beurteilen. "Der störende Effekt der extrem niederfrequenten Magnetfelder auf die Körperausrichtung verringerte sich mit zunehmender Entfernung zu den Leitungen", teilen die Forscher mit. "Mit dieser Arbeit wurde nun auch die magnetische Wahrnehmung bei großen Säugetieren sowie eine offenkundige Verhaltensreaktion auf extrem niederfrequente Magnetfelder bei Wirbeltieren bewiesen", fügen sie hinzu. "Die demonstrierte Reaktion auf extrem niederfrequente Magnetfelder schließt auch Änderungen auf der zellulären und molekularen Ebene ein." Weitere Teilnehmer der Studie waren die Tschechische Universität für Biowissenschaften, die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und die Karlsuniversität Prag.

Länder

Tschechien, Deutschland

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