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Wilkins-Schelfeis löst sich weiter auf

Wie auf Satellitenbildern zu sehen ist, beginnt die Nordkante des antarktischen Wilkins-Schelfeises aufzubrechen. Die neue Entwicklung kommt nicht unerwartet, denn zu Beginn des Monats zerbrach schließlich die schmale Eisbrücke, die das Schelfeis an der Charcot-Insel und der L...

Wie auf Satellitenbildern zu sehen ist, beginnt die Nordkante des antarktischen Wilkins-Schelfeises aufzubrechen. Die neue Entwicklung kommt nicht unerwartet, denn zu Beginn des Monats zerbrach schließlich die schmale Eisbrücke, die das Schelfeis an der Charcot-Insel und der Latady-Insel verankerte. Dieses Ereignis verursachte eine Verbreiterung der vorhandenen Risse entlang der nördlichen Eisfront und die Bildung neuer Risse. Die beiden deutschen Forscher Dr. Angelika Humbert von der Universität Münster und Dr. Matthias Braun von der Universität Bonn verfolgen das Schicksal des Schelfeises mithilfe von Radarbildern von dem Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ENVISAT und dem deutschen Satelliten TerraSAR-X. Die Eisbrücke brach am 6. April auf, und die Risse entlang der nördlichen Eisfront waren nur drei Tage später bereits merklich breiter. Die ersten Eisberge brachen am 20. April von der Eisfront weg. Nach Prognosen der Forscher wird die Nordkante des Schelfeises in den nächsten Wochen weiter Eisberge abgeben und wohl zwischen 570 und 3.370 km² Eis verlieren. Danach wird sich, wie sie hoffen, eine neue, stabile Eisfront bilden, obwohl nicht klar ist, wie sich die Lage genau entwickeln wird. "Wir sind nicht sicher, ob sich nun eine neue stabile Eisfront zwischen Latady-Insel, Petrie-Eis-Erhebungen und Dorsey-Insel bilden wird", so Dr. Humbert. "Wenn die Verbindung zur Latady-Insel verloren geht, könnte der vorausgesagte Verlust von 3.370 km² Eis größer ausfallen, doch wir haben keine Hinweise darauf, dass dies in nächster Zukunft geschehen wird." Im Verlaufe der letzten Jahrzehnte sind mehrere Schelfeise zurückgezogen und aufgebrochen. Das Wilkins-Schelfeis liegt südlich von Südamerika entlang der westlichen Antarktischen Halbinsel, einer Region, in der die Temperatur in den vergangenen 50 Jahren um 2,5°C gestiegen ist. Das 13.000 km² große Schelfeis war die meiste Zeit des 20. Jahrhunderts über stabil, begann jedoch in den neunziger Jahren zurückzugehen. 2008 machte es mehrere Veränderungen durch. Im Februar 2008 brachen mehr als 400km² Eis weg, und im Mai brachen weitere 160km² auf. Diese Ereignisse verringerten die Breite der Eisbrücke gewaltig, sodass sie im Mai an ihrer schmalsten Stelle nur noch 900m breit war. Doch im Juni und Juli ging noch mehr Eis verloren, und im November öffneten sich im Osten der Latady-Insel gewaltige Risse. Im vergangenen Jahr verlor das Schelfeis insgesamt etwa 14% seiner Fläche. Die Eisbrücke brach schließlich an ihrer engsten Stelle Anfang April in diesem Jahr. Durch die detaillierten Satellitenbilder von ENVISAT und anderen Satelliten können Wissenschaftler sehr viel darüber lernen, wie Schelfeise aufbrechen. "Die Veränderungen am Wilkins-Schelfeis bieten ein fabelhaftes Naturlabor, wodurch wir verstehen können, wie Schelfeise auf Klimawandel reagieren und was die Zukunft für den Rest der Antarktis bereithält", erklärte David Vaughan von der British Antarctic Survey. "Die Qualität und Frequenz der Bilder von den ESA-Satelliten ermöglichen, dass der Aufbruch des Wilkins-Schelfeises weitaus effektiver als jedes Ereignis zuvor analysiert werden kann. Wie ich glaube, können wir erstmals wirklich die Prozesse sehen, die die Zerstörung des Schelfeises herbeigeführt haben." Da es bereits auf dem Meer treibt, wird der Verlust des Wilkins-Schelfeises nicht direkt zum Anstieg des Meeresspiegels führen. Doch seine Auflösung weist mit Nachdruck auf den Zustand des Klimawandels an den Erdpolen hin.

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Antarktis

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