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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Wie eine Web-Strategie Druckmedien beeinflussen kann

Die Entscheidung, eine Zeitung nicht nur im Druck-, sondern auch im Web-Format und anschließend nur noch als Web-Ausgabe herauszugeben, kann für den Titel nach neuen Untersuchungen zu einem Einnahmenverlust von bis zu 75% führen. Forscher von der City University London im Vere...

Die Entscheidung, eine Zeitung nicht nur im Druck-, sondern auch im Web-Format und anschließend nur noch als Web-Ausgabe herauszugeben, kann für den Titel nach neuen Untersuchungen zu einem Einnahmenverlust von bis zu 75% führen. Forscher von der City University London im Vereinigten Königreich untersuchten die Finanztageszeitung Taloussanomat, die ihre Druckausgabe einstellte und ihre Webstrategie in die Tat umsetzte. Erstmalig gibt es Erkenntnisse über einen Trend, der in der Medienbranche weiter zunimmt. Durch das Ende einer Druckausgabe sollte eigentlich mehr im Internet gelesen werden oder? Die Untersuchung der City University stellte fest, dass genau das Gegenteil eintritt: Die Anzahl der Besuche der Zeitungs-Website stagnierte nicht nur, sondern verzeichnete bei den Benutzern, die ausschließlich die Online-Version lesen, in den fünf Monaten seit Einstellung der Druckausgabe einen Rückgang von 22% und bei der Zahl der Ausdrucke einen Rückgang von 11%. Neil Thurman und Merja Myllylahti von der Graduate School of Journalism an der City University glauben, dass die Leser etwa 75% weniger Zeit für das Lesen des Titels aufwenden als wenn dieser sowohl Druck- als auch als Online-Ausgabe verfügbar ist. Seit Beginn der ausschließlichen Online-Version der Zeitung leide Taloussanomat unter rückläufigen Einnahmen und Leserzahlen, so die Forscher. Die Kosten mögen wohl um über 50% zurückgegangen sein, aber Taloussanomats Einnahmen erlitten große Verluste. Wie die Forscher berichten, sei das Fehlen von Druckwerbung und Abonnementseinnahmen für das Loch in den Bilanzen verantwortlich. Sie merken jedoch an, dass die Kosteneinsparungen absolut gesehen den Einnahmenverlust mehr als kompensieren, da der Titel einige Zeit lang Verluste gemacht hatte. Die Fallstudie der Forscher ergab, dass eine Zeitung einen Betriebsverlust von mindestens 31% verbuchen müsste, um die Einstellung einer Druckausgabe zu rechtfertigen. Während der Gedanke an einen gemütlichen Sonntagmorgen mit der Zeitung in der Hand angenehme Gefühle heraufbeschwört, lässt diese neue Untersuchung erkennen, dass eine kleine, aber zunehmende Anzahl an Verlust machenden Titeln zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre Druckversionen einstellen werden müssen. Davon würden auch die Mitarbeiter betroffen sein. Die alleinige Ausgabe als Online-Version garantiert Zeitungen nicht, dass sie ihre Verluste wettmachen können. Als Taloussanomat zur alleinigen Internetversion überging, schrumpfte der Mitarbeiterstab 69 auf 41. Quellen zufolge werden noch mehr Entlassungen erwartet. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung glauben die Forscher, dass die Werbeeinnahmen zurückgehen werden und die Titel von anderen Einnahmequellen abhängig werden, darunter "Permission Marketing" über "Opt-in-Inhalte" wie E-Mail-Newsletter sowie Partnerschaften, Dienstleistungen und Veranstaltungen, die auf Zeitungsmarken aufbauen. Sie betonten jedoch, dass es nur online erscheinende Zeitungen schwerer haben werden, auf Marken aufmerksam zu machen und unabhängig zu bleiben, da der finanzielle Druck höher ist, um Inhalte zu kombinieren und Fusionen und Akquisitionen rasend schnell zu vermehren. Die Forscher von der City University fanden auch heraus, dass aufgrund des Drucks, die Online-Leserzahlen zu erhöhen und gleichzeitig weniger Ressourcen einzusetzen, etwa 80% der Taloussanomat-Beiträge von Nachrichtenagenturen und anderen Quellen erzeugt werden. Weltweit wurden Leser schon Zeuge der Druckeinstellung des Seattle Post Intelligencer, der ältesten Tageszeitung im US-Bundesstaat Washington. Auch der Christian Science Monitor verkündete im April, dass er sein tägliches Druckformat nicht mehr fortsetzen würde. Mary Trammell, Chefredakteurin von The Christian Science Publishing Society und Mitglied des Christian Science Board of Directors, kommentierte, dass diese neue Strategie "die Rolle des Monitor in seinem zweiten Jahrhundert sichern und erweitern" würde.

Länder

Finnland, Vereinigtes Königreich