Europäer wollen besseren Schutz vor Pestiziden
Bei einer jährlichen Ausbringung von rund 80.000 Tonnen Pestiziden sind die Landwirte wohl oder übel mit betroffen. Die Bedingungen für das Sprühen von Pestiziden haben sich im Lauf der Jahre jedoch beträchtlich verändert und Europa hat neue Anforderungen in Bezug auf die Sicherheit der Anwender, der breiten Öffentlichkeit und der Umwelt aufgestellt. Allein im Jahr 2005 waren insgesamt 800.000 französische Bauern Pestiziden ausgesetzt. In der Abteilung für Sicherheit landwirtschaftlicher Ausrüstungen des französischen Forschungsinstituts Cemagref wird an der Gewinnung von Kenntnissen zur Belastung der Anwender mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet. Das neueste Projekt des Cemagref baut auf einer experimentellen Studie von 2006 auf, die sich auf Apfelplantagen konzentrierte, in denen jährlich rund 30 Pflanzenschutzmittel-Behandlungen erforderlich sind. Die Hauptziele der Studie waren die Ermittlung von Daten zur Belastung und zur Kontamination der Anwender mit Pflanzenschutzmitteln und die Verbesserung der Funktion von während des Spritzens eingesetzten Schutzkabinen. Für diese Studie bewerteten Sonia Grimbuhler und ihr Team bei 250 Apfelbauern den Einsatz von Pestiziden, und schätzten ihre Wahrnehmung der damit verbundenen Risiken ein. Sonia Grimbuhler stellte nach einer Reihe bereits identifizierter Typologien unter Berücksichtigung der häufigsten Praktiken - darunter auch jene, die die meisten Kontaminationen nach sich ziehen - Szenarien auf. Die Forscher verfolgten einen innovativen Ansatz, indem sie die Messungen an Stellen vornahmen, die körperlich so nahe wie möglich an den tatsächlichen Expositionsstellen des Anwenders mit den Pestiziden bei Kontakt und Inhalation lagen. Die Fungizide Mancozeb und Captan waren Gegenstand der Untersuchung, da sie die bei Apfelerzeugern am häufigsten verwendeten Pflanzenschutzmittel sind. Die Forscher überwachten die Kontamination der Haut mithilfe von "direkt am Mann", an verschiedenen Stellen auf der Haut, an der Arbeitskleidung und an den Handschuhen positionierten Pflastern. Luftproben wurden aus Nasen und Mündern der Testpersonen entnommen. Es wurden drei Arbeitsphasen bewertet: beim Mischen, beim Sprühen und beim Reinigen der Ausrüstung. Die gewonnenen Daten werden den Forschern zufolge zum Einsatz kommen, um für epidemiologische Studien genaue Informationen über die tatsächliche Belastung der Anwender mit Pflanzenschutzmitteln bereitzustellen. Einer der besten Wege, den Verwendern von Pflanzenschutzmitteln zu einem besseren Verständnis zu verhelfen, wie sie ihre Verfahrenweise optimieren können, sei die Kartierung der am meisten gefährdeten Zonen ihres Körpers. Den Forschungsergebnissen zufolge sei der optimale technische Ansatz für einen Anwender in der Nutzung einer Druckkabine zu sehen, die beim Spitzen mit einem Luftfilter versehen ist. Sonia Grimbuhler und ihr Team charakterisierten überdies die granulometrische Verteilung der Fungizide während der Aerosolphase mit und ohne Druckkabinen und/oder klimatisierte Kabinen. Mithilfe der Platzierung zweier achtstufiger Impaktoren innerhalb und außerhalb der Kabine - auf gleicher Höhe mit Nase und Mund des Pestizidanwenders - konnten die Forscher eine chromatographische Analyse der chemischen Rückstände durchführen. Diese Rückstände wurden zur Beurteilung des Schutzes herangezogen, der durch die derzeit auf dem Markt erhältlichen Kabinenmodelle möglich ist. Cemagref wird die Ergebnisse der Studie in den kommenden Monaten vorstellen. Außerdem ist ein Informationsprogramm für Anwender in Planung, das Informationen darüber bereitstellt, wie sie sich beim Pestizideinsatz selbst besser schützen können. Sonia Grimbuhler hat dazu ein einfaches farbkodiertes System entwickelt, das die Erkennung der den Anwendern bei Kontakt mit den Pflanzenschutzmitteln drohenden Risiken erleichtern soll.
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Frankreich