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Umwandlung der EU in eine Innovationsgesellschaft: Blog für neue Ideen aus der Öffentlichkeit

Von der Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission wurde eine offene Konsultation zur Innovationspolitik der EU in Form eines Internet-Tagebuchs (Blog) initiiert. Mitglieder einer Sachverständigengruppe haben dort ihre Ideen zur Gestaltung eines inn...

Von der Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission wurde eine offene Konsultation zur Innovationspolitik der EU in Form eines Internet-Tagebuchs (Blog) initiiert. Mitglieder einer Sachverständigengruppe haben dort ihre Ideen zur Gestaltung eines innovativeren Europas dargelegt. Nun wurde die Öffentlichkeit gebeten, vom 7. Juli bis zum 31. August zu den Ideen Kommentare abzugeben, über sie abzustimmen oder auch eigene Ideen einzubringen. Die Sachverständigengruppe wird die eingesandten Meinungen für ihre Empfehlungen zum Europäischen Innovationsplan der Europäischen Kommission im Frühherbst verwenden. An der Gruppe sind sechs etablierte Institutionen aus dem Wirtschafts- und Rechtswesen, aus der Unternehmensführung und dem Bankwesen beteiligt: die Cisco Internet Business Solutions Group, die Kone Corporation, Next-Ingegneria dei Sistemi, die BASF Aktiengesellschaft, die CSOB Bank und die Universität Göteborg. Aus ihren Ideen wird gemeinsam mit den in den kommenden Wochen zusammengetragenen Ideen der Öffentlichkeit der Innovationsplan entwickelt, dessen Erstellung der Rat der Europäischen Union im Dezember 2008 angefordert hatte. "Eine Wissensgesellschaft ist nicht genug", heißt es in einer Mitteilung der Sachverständigengruppe, in der sie die Bemühungen der europäischen Entscheidungsträger lobt, mit denen Europa an die Spitze einer globalen wissensbasierten Wirtschaft gebracht werden soll. "Europa muss eine Innovationsgesellschaft schaffen, in der das Wissen rasch und effektiv zugunsten von Gesellschaft und Entwicklung eingesetzt wird." Die Experten sind der Ansicht, dass Europa nicht wirksam genug in die "für die Innovation des 21. Jahrhunderts erforderliche Infrastruktur, Kompetenz, in das kreative Umfeld und Geschäftspotenzial" investiert. Zudem heben sie hervor, dass es schwierig und zeitaufwendig sei, die Öffentlichkeit für Innovationen zu gewinnen, und dass Privatfinanzierer meist nur bei geringem Risiko zu Investitionen bereit seien. Daher "finden Einzelpersonen, Unternehmer und Firmen mit ehrgeizigen und kreativen Ideen nur geringe Unterstützung und sind mit vielen Hindernissen konfrontiert." Spezifische Maßnahmen wurden in einem Fünf-Punkte-Paket mit allgemeinen Empfehlungen zusammengefasst: die "Erweiterung des Konzepts der Innovation", die "Investition in die künftige Infrastruktur", die Verbesserung von "Geschwindigkeit und Synchronisierung", die Förderung "neuer Orte für neue Arten der Zusammenarbeit" sowie die Gestaltung eines "innovativen Finanzierungsmodells". Einige der Empfehlungen regen gewiss zu intensiven Überlegungen an. So schlägt die Sachverständigengruppe beispielsweise vor, dass jeder europäische Haushalt, jedes Geschäftshaus und jedes öffentliche Gebäude mit Glasfaserkabeln ausgestattet wird, damit allen Bürgern ein Breitband-Internetzugang hoher Geschwindigkeit ermöglicht werden kann. Ferner sind sie der Ansicht, dass die EU "die erste Region sein sollte, die ein integriertes, grenzüberschreitendes intelligentes Netz einführt, in das jeder Haushalt eingebunden wird, aber auch gemeinsame Standards und Kompatibilität vorgibt". Im Blog ist zu lesen: "In Bezug auf Innovation sind Geschwindigkeit und Größenordnung die wichtigsten Faktoren. Europas aktuelle Strukturen und Institutionen reagieren zu langsam und nur in Bruchstücken. So werden die hier entwickelten Ideen von anderen Fachkundigen andernorts mit größerem Erfolg ausgebaut." Die Gruppe fordert, dass mindestens ein Prozent des Budgets, das den Ministerien jedes EU-Lands zur Verfügung steht, in die Innovation fließen soll. Darüber hinaus fordern sie die Errichtung eines neuen Systems, über das auf die Fachkenntnis älterer Bürger zurückgegriffen werden kann ("elderpreneurship"). Mit Berufung auf das Helsinki Design Lab, das gemeinsam von öffentlichen Institutionen und der Privatwirtschaft finanziert wird und Vertreter aus Entwicklung, Technologie und Anwendung in Form von Innovationsprojekten zusammenbringt, betont die Sachverständigengruppe, wie wichtig die Investition in "kulturelle und kreative Institutionen, Organisationen und Netzwerke als interdisziplinäre Vermittler für Innovation, kreativen Inhalt und neues Wissen" sei. "Das Finanzierungssystem ist für Innovationen nicht geeignet", ist in der Mitteilung der Gruppe weiter zu lesen. "Die derzeitige Unterstützung für kleinere oder innovative Unternehmen (Darlehen, Start- oder Risikokapital, Anleihegarantien) ist zersplittert, und die Privatwirtschaft kann nicht ausreichend bzw. nicht regelmäßig zu Investitionen mobilisiert werden." Der Europäische Investitionsfonds, die Europäische Investitionsbank und die Europäische Kommission sollten zusammenarbeiten, um "neue Modelle zur Finanzierung von grenzüberschreitenden Partnerschaften, von Corporate Venturing und gesellschaftlichen Innovationsfonds zu entwickeln". Weiterhin empfiehlt die Sachverständigengruppe, "Anreize für EU-weite Bemühungen und einen zugehörigen Markt für den Handel mit geistigem Eigentum (IP - Intellectual Property) sowie für die gemeinsame Nutzung desselben zu schaffen, um Universitäten, öffentlichen Forschungsorganisationen und kleinen Firmen zu ermöglichen, bessere Partner und Investoren zu finden, angemessene Preise für ihr geistiges Eigentum, ihre Kompetenzen und ihr Wissen zu erzielen und auf ungenutztes geistiges Eigentum größerer Akteure zuzugreifen." In Bezug auf Infrastrukturen heben die Experten hervor, dass "das Stromnetz des 20. Jahrhunderts umgewandelt werden muss, und zwar zugunsten einer umweltfreundlichen Wirtschaft, einer großtechnischen Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen, zugunsten des Transports elektrischen Stroms in großen Mengen sowie emissionsfreier Häuser und intelligenter Energiemanagementsysteme." Einerseits äußern sich die Sachverständigen zwar lobend über die Technologieplattform der EU sowie über die EU-Unterstützung für die Forschung und Entwicklung an intelligenten Netzen, andererseits beklagen sie aber auch die Tatsache, dass "[weder] zur Errichtung eines intelligenten Netzes [noch] zu zentralen Bereichen wie der Reaktion der Nachfrageseite, des grenzüberschreitenden Wettbewerbs auf Einzelhandelsebene oder der Vereinheitlichung intelligenter Verbrauchsmessungen ein schematischer Fahrplan für politische Maßnahmen existiert." Die in der offenen Konsultation entstandenen Ideen und Diskussionen können über verschiedene Websites für soziale Netzwerke weiter verbreitet werden. Die Sachverständigengruppe hofft, dass ihre Bemühungen einerseits zu einer besseren Wirksamkeit des Europäischen Innovationsplans führen, andererseits aber auch zum großen Teil in die weitere Diskussion zur Lissabon-Strategie nach 2010 aufgenommen werden.

Länder

Finnland

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