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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Wie das Gehirn neue Wörter verarbeitet

Finnische Wissenschaftler haben sich gefragt, ob das Gehirn neu erlernte Wörter anders verarbeitet als bereits bekannte. Ihre Forschungsarbeit lehrt uns nicht nur, wie das Gehirn Sprache auf verschiedenen Ebenen verarbeitet, sie könnte auch wichtige Folgen für den Sprachunterr...

Finnische Wissenschaftler haben sich gefragt, ob das Gehirn neu erlernte Wörter anders verarbeitet als bereits bekannte. Ihre Forschungsarbeit lehrt uns nicht nur, wie das Gehirn Sprache auf verschiedenen Ebenen verarbeitet, sie könnte auch wichtige Folgen für den Sprachunterricht haben. Die Arbeit ist Teil des von 2006 bis 2009 laufenden Forschungsprogramms für Neurowissenschaft (NEURO), das von der Academy of Finland, dem kanadischen Institute of Neurosciences, Mental Health and Addiction (INMHA, das zum Canadian Institute of Health Research gehört), und der National Natural Science Foundation of China (NSFC) gemeinsam durchgeführt wird. Mit diesem Programm soll die multidisziplinäre neurowissenschaftliche Forschung gefördert und die Zusammenarbeit und Netzwerkbildung unter den Wissenschaftlern in den beteiligten Ländern angeregt werden. Unser Vokabular wächst im Laufe unseres Lebens und ständig dringen neue Wörter in die Sprache ein. So gab es zum Beispiel vor 10 Jahren das Wort "Blog" noch nicht, und nur sehr wenige Menschen konnten auf Anhieb sagen, was es bedeutete, als sie es zum ersten Mal hörten und seine Bedeutung lernten. Die Forscher der University of Technology and Åbo Akademi University in Turku entdeckten bereits, dass unsere Gehirne zur Verarbeitung sowohl neuer Wörter wie etwa "Blog" als auch alter, bekannterer Wörter dasselbe neurale Netz verwenden. Zu dieser Schlussfolgerung kamen sie, nachdem sie zehn Erwachsenen die Namen und/oder Funktionen 150 alter Werkzeuge beibrachten. Die Studienteilnehmer hatten diese Wörter noch nie gehört. Sowohl vor als auch nach dem Lernzeitraum wurden ihre Gehirnfunktionen mithilfe von Magnetenzephalographie gemessen, während die Teilnehmer die Werkzeuge benannten. Die Teilnehmer sollten während der Tests auch bekannte Objekte benennen. Die Scans zeigten, dass das Gehirn dieselben neuralen Netze - und zwar im linken Temporallappen und im Frontallappen - verwendet, um sowohl die Bezeichnungen bekannter Objekte als auch die neu erlernten Bezeichnungen alter Werkzeuge zu verarbeiten. "Wenn der Teilnehmer erst kürzlich die Bezeichnung des Werkzeugs gelernt hatte, dann führte der Bezeichnungsprozess zur einer Aktivierung, die genauso stark oder sogar stärker als die Aktivierung war, die von dem Bild eines bekannten Objekts ausgelöst wurde", erklärte Professorin Riitta Salmelin vom Tieftemperaturlabor der University of Technology Helsinki. Die Studie zeigte auch einen Unterschied in der Art und Weise, wie das Gehirn die Bedeutung neuer Wörter verarbeitet, zu der Verarbeitung neuer Bezeichnungen. Außerdem erlernten die Teilnehmer neue Definitionen sogar schneller als neue Bezeichnungen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Human Brain Mapping veröffentlicht. Im nächsten Schritt befassen sich die Forscher nun mit der Frage, wie sich das Gehirn an neu erlernte Wörter erinnert. "Wir führen auch eine getrennte Versuchsreihe durch, um herauszufinden, wie unser Gehirn phonetische Strukturen erlernt und wie das Gehirn andererseits Buchstabenkombinationen erkennen lernt, die für eine bestimmte Sprache typisch sind", fügte Professorin Salmelin hinzu. Nun interessiert sich das Team auch für die Rolle der Grammatik im Sprachlernprozess. Untersucht wird, wie das Gehirn Vokabular und grammatikalische Strukturen einer experimentellen Miniatursprache zu verwenden lernt.

Länder

Finnland

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