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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Der Beitrag der Meere zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung

Eine neue, EU-finanzierte Studie zeigt, dass die marine Aquakultur (Meeresfischzucht, Marikultur) künftig maßgeblich zur globalen Ernährungssicherheit beitragen könnte. Die im Fachblatt BioScience veröffentlichten Ergebnisse des Projekts SAMI (Synthesis of aquaculture and mari...

Eine neue, EU-finanzierte Studie zeigt, dass die marine Aquakultur (Meeresfischzucht, Marikultur) künftig maßgeblich zur globalen Ernährungssicherheit beitragen könnte. Die im Fachblatt BioScience veröffentlichten Ergebnisse des Projekts SAMI (Synthesis of aquaculture and marine ecosystems interactions) gehen davon aus, dass die Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelproduktion und anderen externen Nahrungsquellen nur durch entsprechende Veränderungsmaßnahmen gesenkt werden kann. SAMI wurde mit 164.000 EUR unter der Querschnittsmaßnahme "Forschung für Politikunterstützung" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert. UN-Schätzungen zufolge wird die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 auf 9,2 Milliarden Menschen ansteigen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die Nahrungsmittelversorgung an die wachsenden Bedürfnisse der zunehmenden Weltbevölkerung angepasst werden kann. Studien zufolge hat der Mangel an Wasserreserven und landwirtschaftlichen Nutzflächen katastrophale Folgen für den Agrarsektor, zudem sind auch die Fischfangerträge in den letzten zwanzig Jahren weltweit zurückgegangen. Die SAMI-Studie untersuchte, welchen Beitrag die Meeresfischzucht, ein vergleichsweise kaum von Süßwasserreserven abhängiger Nahrungsmittelsektor, zur Ernährungssicherheit leisten kann. Aktuelle Statistiken zeigen, dass der Anteil von Fisch und Meeresfrüchten an der menschlichen Ernährung nur 2 Prozent ausmacht, obwohl die Primärproduktion bei landwirtschaftlichen und Meereserzeugnissen verhältnismäßig gleich ist. Die Projektpartner untersuchten, ob sich die marine Aquakultur als Nahrungsmittellieferant eignet, vor allem, um den wachsenden Nahrungsmittelbedarf zu decken. Darüber hinaus analysierte das Konsortium unter Leitung der Universität von Süddänemark die Herausforderungen und Hindernisse, denen sich die Marikultur in diesem Zusammenhang stellen muss. Den SAMI-Forschern zufolge könnte die Meeresfischzucht das Ass im Ärmel sein, auch wenn sich die natürlichen Fischbestände aufgrund von Naturschutzmaßnahmen und verändertem Verbraucherverhalten langsam erholen. Seit den späten siebziger Jahren ist das Angebot an Produkten aus der Meeresfischzucht um das Zehnfache gestiegen, und Experten zufolge wird dieser Sektor den herkömmlichen Fischfang bis zum Jahre 2030 überrundet haben. Die Autoren gestehen jedoch zu, dass "ein kontinuierliches Wachstum dieses Sektors nur dann möglich ist, wenn moderne Techniken eingesetzt werden, bei denen die Nahrung für Meereszuchtfische ebenfalls aus mariner Fischzucht stammt und nicht aus herkömmlichen Fischfängen oder landwirtschaftlicher Produktion." Dieses Ziel sei keineswegs unerreichbar, so die Forscher von SAMI. Wenn mehr Tiere am unteren Ende der Nahrungskette für Fütterungszwecke in Aquakulturen gezüchtet würden, könnte dies durchaus realistisch sein. Moderne Technologien könnten hier ihren Beitrag leisten, und Meeresfischzuchtaktivitäten könnten auf küstenfernere Gebiete ausgedehnt werden, schlagen die Forscher vor. Obwohl auch hier Umweltauswirkungen in Betracht gezogen werden müssen, sind diese im Vergleich mit der Situation in der landwirtschaftlichen Produktion jedoch relativ niedrig. Mit der Meeresfischzucht eröffnen sich Möglichkeiten, diese Probleme zu bewältigen und positiv auf die Umwelt einzuwirken. "Die Unterstützung der Marikultur liegt in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft. Diese muss gewillt sein, sich den wichtigen sozialen Herausforderungen zu stellen, die im Zuge eines künftigen, weit reichenden Wandels in der Nahrungsmittelproduktion auf uns zukommen: und zwar dass tierische Eiweiße nicht mehr vorrangig aus agrarwirtschaftlicher Produktion stammen, sondern aus der Meeresfischzucht", wie es in der Studie heißt. "Parallel dazu sollten Maßnahmen zur Wiederherstellung der rückgängigen Fischbestände umgesetzt werden, wenn wir von den Vorteilen des natürlichen Fischfangs profitieren wollen. Solche Veränderungen dürfen allerdings nicht der Selbstregulierung des Marktes überlassen werden, die von versteckten Subventionen wie Wassernutzungskosten in der landwirtschaftlichen Produktion und Kosten zur Wiedergutmachung von Umweltschäden durch Landwirtschaft verfälscht werden. Diese Veränderungen können nur auf sozialer und politischer Ebene durchgesetzt werden, unterstützt durch modernste, unabhängige wissenschaftliche Forschung und prospektive Analysen." Irgendwann "werden die Meere die menschliche Nahrungsmittelproduktion revolutionieren", wie die Forscher betonen. Am SAMI-Projekt beteiligten sich Partner aus Dänemark, Griechenland, Spanien und dem Vereinigten Königreich.

Länder

Dänemark, Griechenland, Spanien, Vereinigtes Königreich

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