Studie belegt unterschiedliche Gehirnaktivität bei Männern und Frauen
Forscher des Jagiellonen-Universitätskrankenhauses in Polen haben entdeckt, dass positive und negative Reize bei Männer und Frauen unterschiedliche Gehirnaktivitäten auslösen. Ihre Ergebnisse hatten sie im November auf der Jahreskonferenz der Radiological Society of North America (RSNA) vorgestellt. Mittels funktionaler Magnetresonanztomographie (fMRI) untersuchten sie die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Aktivierung verschiedener Hirnareale bei bestimmten Reizen. "Männer konzentrieren sich in der Regel auf Sinneseindrücke, wenn sie emotionale Reize wahrnehmen und leiten daraus erforderliche Handlungsanweisungen ab, während Frauen eher den Gefühlen Aufmerksamkeit schenken, die durch emotionale Reize ausgelöst werden", sagt Andrzej Urbanik, Leiter der radiologischen Abteilung des Universitätskrankenhauses. Die Forscher rekrutierten 40 rechtshändige Probanden: 21 Männer und 19 Frauen im Alter von 18 bis 36 Jahren. Sie sollten negative und positive Bilder aus dem International Affective Picture System (IAPS) betrachten, einer standardisierten Bilddatenbank mit Motiven, die normative emotionale Zustände auslösen sollen, um experimentell Emotionen und Aufmerksamkeit zu analysieren. Dr. Urbanik und sein Team zeigten den Probanden die Abbildungen in zwei Durchgängen: im ersten wurden nur negative, im zweiten nur positive Bilder präsentiert. Im Gehirn der Männer aktivierten die Bilder den linken Bereich der so genannten Inselrinde (Inselcortex), einem Hirnareal, das für Entscheidungsfindungen und subjektive Gefühle zuständig ist, die wiederum zur Handlungsbereitschaft motivieren. Frauen zeigten eine stärkere Aktivierung des linken Thalamus. Der Thalamus sorgt für die Verschaltung von Informationen von und zur Großhirnrinde, wo auch Schmerz- und Lustgefühle verortet werden. "Bei Frauen deutet die beobachtete Gehirnaktivierung auf eine stärkere Beteiligung des neuronalen Netzes hin, das mit der Identifizierung emotionaler Reize verbunden ist", sagt Dr. Urbanik. "Die deutlichere Aktivität im Inselcortex bei Männern, die emotionale Bilder betrachten, ist eher mit autonomen Komponenten wie erhöhtem Herzschlag oder verstärktem Schwitzen verbunden", wie er hinzufügt. "Bei Männern beeinflussten die negativ besetzten Darstellungen auf den Dias stärker das autonome Nervensystem. Das könnte darauf hindeuten, dass die Bereitschaft, in gefährlichen Situationen aktiv zu werden, bei Männern höher ist als bei Frauen." Bei Frauen regten positive Bildern stärker den rechten oberen temporalen Gyrus an, einen Abschnitt der Hirnrinde, der an der Verarbeitung von Gehörtem und Erinnerung beteiligt ist. Männer hingegen zeigten eine stärkere Aktivierung in den bilateralen Hinterhauptslappen, die mit der visuellen Verarbeitung assoziiert sind. Positive Bilder aktivierten bei ihnen die visuelle Wahrnehmung und die Motivationsbereitschaft, so die Forscher.
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Polen