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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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WRECKPROTECT untersucht Gefahr für kulturelles Erbe unter Wasser

Schiffsbohrwürmer, die "Termiten der Meere", lauern zunehmend in der Ostsee, wo sie große archäologische Meeresschätze gefährden. Forscher der Universität Göteborg, Schweden, die derzeit am EU-finanzierten WRECKPROTECT-Projekt teilnehmen, um zu untersuchen, welche Artefakte be...

Schiffsbohrwürmer, die "Termiten der Meere", lauern zunehmend in der Ostsee, wo sie große archäologische Meeresschätze gefährden. Forscher der Universität Göteborg, Schweden, die derzeit am EU-finanzierten WRECKPROTECT-Projekt teilnehmen, um zu untersuchen, welche Artefakte bedroht sind, vermuten im Klimawandel den Verantwortlichen für die drohende Flut von Schiffsbohrwürmern. Das WRECKPROTECT-Projekt ("Strategies for the protection of shipwrecks in the Baltic Sea against forthcoming attack by wood degrading marine borers. A synthesis and information project based on the effects of climatic changes") hat innerhalb des Themenbereichs "Umwelt" des Siebten Rahmenprogramms (RP7)über 750.000 EUR an finanzieller Unterstützung erhalten. Die Projektpartner wollen effiziente Tools zum Schutz potenzieller Verbreitungsgebiete in der Ostsee zur Verfügung stellen, um die Schiffswracks mit Geotextilien und Bodensedimenten abzudecken, sowie Leitlinien für den Schutz von Schiffswracks formulieren. Die Forscher gehen davon aus, dass es in der Ostsee ungefähr 100.000 gut erhaltene Wracks gibt. Schiffbohrwürmer gehören entgegen ihrem Namen tatsächlich zu einer Gruppe von Salzwassermuscheln. Sie sind berühmt und berüchtigt dafür, dem Meerwasser ausgesetztes Holz anzubohren und zu zerstören. Die Zerstörung kann sehr schnell gehen oder über einen längeren Zeitraum erfolgen, aber Experten behaupten, eine vollständige Zerstörung der archäologischen Funde könne innerhalb von zehn Jahren Realität werden. Der Schiffsbohrwurm, der bis zu vier Jahre alt werden kann, bohrt bis zu 30 Zentimeter tiefe Röhren in allen Arten von Holz. Den Angaben der WRECKPROTECT-Partner zufolge hat der geringe Salzgehalt der Ostsee viele Jahre lang im Wasser befindliche Artefakte gesichert. Schäden, die dem kulturellen Erbe bisher unter Wasser drohten, entstanden durch Pilze, Bakterien und Mikroorganismen. Diese können sich durchaus nachteilig auswirken, allerdings nicht so vernichtend stark oder schnell wie die Schiffsbohrwürmer. Die Forscher haben ein zunehmendes Auftreten von Schiffsbohrwürmern vor der dänischen und der deutschen Ostseeküste festgestellt. Experten zufolge gibt es weltweit 65 verschiedene Schiffsbohrwurmarten. "Der Schiffsbohrwurm hat zum Beispiel Schiffswracks aus der Zeit um 1300 vor der Küste Deutschlands angegriffen und jetzt verbreitet er sich auch entlang der schwedischen Küste, beispielsweise am Ribersborg Kallbadhus in Malmö", erklärt Christin Appelqvist, Doktorandin am Fachbereich Meeresökologie der Universität Göteborg. Schuldig an diesem jüngsten Phänomen sei wahrscheinlich der Klimawandel, so die Forscher. Die Schiffsbohrwürmer passten sich wohl aufgrund des Anstiegs der Wassertemperatur an den niedrigeren Salzgehalt des Wassers an. "In der südlichen Ostsee sind bereits rund 100 Wracks befallen, aber bis jetzt haben sie sich noch nicht über Falsterbo hinaus ausgebreitet", betont Christin Appelqvist. "Wir wissen, dass sie den Salzgehalt des Stockholmer Schärengartens überleben können, obgleich sie Wasser mit einem höheren Salzgehalt brauchen, um sich zu vermehren." Das vom SP Technical Research Institute Schweden koordinierte WRECKPROTECT-Projekt vereint Forscher aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Schweden. Das Projekt endet planmäßig 2011.

Länder

Deutschland, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Schweden

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