Körpereigenes Hormon könnte zur Heilung von Lebererkrankungen beitragen
Spanische Wissenschaftler entdeckten das therapeutische Potenzial eines körpereigenen Hormons, das im menschlichen Magen produziert wird. Wie sich herausstellte, könnte das Hormon Ghrelin Erkrankungen wie Leberfibrose, oxidativem Stress, Entzündungen und kann sogar akuten Leberschäden entgegenwirken. Detaillierte Ergebnisse zu der Studie wurden jetzt im Fachblatt "Hepatology" der Amerikanischen Gesellschaft für Lebererkrankungen (American Association for the Study of Liver Diseases, AASLD) vorgestellt. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge leiden weltweit mehr als 2 Milliarden Menschen an viraler Hepatitis, einer durch vielfältige Faktoren wie Alkohol und Infektionen ausgelösten Lebererkrankung. Lebererkrankungen sind u.a. Hepatitisinfektionen (unterteilt in Typ A, B und C), Zirrhose und Leberzellkarzinom (Leberkrebs). Bei chronisch leberkranken Menschen besteht meist ein hohes Vernarbungsrisiko der Leber (Fibrose), was zu vollständigem Leberversagen führen kann und letztendlich eine Transplantation erforderlich macht. WHO-Berichten zufolge wurden im Jahr 2005 weltweit 21.000 Lebertransplantationen durchgeführt - was jedoch nur einen Bruchteil der weltweiten Wartelisten abdeckt. Wie Dr. Ramon Bataller von der Forschungsgruppe des Universitätskrankenhauses Barcelona, Spanien, erklärt, seien bislang noch keine Therapien gegen Leberfibrose verfügbar. "Wir wollten herausfinden, ob rekombinantes Ghrelin die mit Leberschäden assoziierte Bildung von Fibrosegewebe reduzieren kann", sagte er. Das Wachstumshormon Ghrelin wird hauptsächlich im Magen produziert und steuert das Hungergefühl. In früheren Studien war man bereits auf die Schutzwirkung aufmerksam geworden, die Ghrelin auf Bauchspeicheldrüse, Herz, Magen-Darm-Trakt und andere Körperorgane ausübt. In der aktuellen Studie wies das Forscherteam in Tests nach, dass das Hormon in der Lage ist, die Entstehung fibrogener Zellen in Tiermodellen um 25 Prozent zu reduzieren. Die Forscher analysierten auch die Serumkonzentration von Ghrelin in mehr als 100 Blutproben von Patienten mit chronischer Hepatitis C und alkoholbedingter Hepatitis sowie von gesunden Probanden und fanden heraus, dass die Ghrelin-Serumkonzentration in beiden Patientengruppen wesentlich niedriger war als in der gesunden Kontrollgruppe. Laut Dr. Bataller konnten die Forscher belegen, "dass das rekombinante Ghrelin die Fibrogenese sowohl in akuten als auch in chronisch kranken Leberpatienten reduziert." Die Ergebnisse zeigten, dass Ghrelin die Entstehung einer Fibrose sowohl bei Tieren als auch bei Menschen hemme, fügte er hinzu. Studien an Patienten mit Magersucht (Anorexie/ Kachexie), Magenlähmung (Gastroparese) und chronischer Herzinsuffizienz ergaben, dass Ghrelin lediglich eine geringe Blutdrucksenkung verursacht, aber ansonsten gut verträglich ist. Die Entdeckung könnte die Entwicklung neuartiger Fibrosetherapien als wichtigen Schritt im Kampf gegen Lebererkrankungen beschleunigen. In ihrer Studie weisen die Autoren darauf hin, dass die Sicherheit und Wirksamkeit von Ghrelin bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen allerdings noch weiter erforscht werden müsse.
Länder
Spanien, Vereinigte Staaten