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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Wie aus dem Wildhuhn unser heutiges Haushuhn wurde

Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung schwedischer Wissenschaftler der Universität Uppsala beschreibt in einer bahnbrechenden genetischen Studie zu Haustieren die genetische Evolution des modernen Haushuhns. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature" ve...

Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung schwedischer Wissenschaftler der Universität Uppsala beschreibt in einer bahnbrechenden genetischen Studie zu Haustieren die genetische Evolution des modernen Haushuhns. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht. Die Domestizierung von Tieren und Pflanzen gehört zu den wichtigsten Ereignissen unserer modernen Zivilisationsgeschichte, im Zuge derer die Menschen sesshaft wurden, sich der Tierzucht widmeten und den Boden urbar machten. Vor Beginn des Ackerbaus waren die Menschen hauptsächlich Jäger und Sammler, zogen von Ort zu Ort, aßen das Fleisch der erjagten Tiere, nutzten deren Felle und sammelten Wurzeln und Pflanzen als Nahrungsgrundlage. An der Universität Uppsala fand man nun heraus, wie durch selektive Züchtung aus dem Wildhuhn das Masthähnchen wurde, das heute in jedem Supermarkt zu finden ist. Inzwischen ist Hühnerfleisch weltweit nicht nur die beliebteste Fleischsorte, sondern auch der wichtigste und billigste Lieferant von tierischem Eiweiß. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man, bei der Züchtung zwischen Legehennen (Hühnern, die hauptsächlich Eier legen) und Masthähnchen (zum Kochen und Braten) zu unterscheiden, was die Produktivität in der Hühnerzucht enorm steigerte. Forschungskoordinator Professor Leif Andersson von der Universität Uppsala erklärte hierzu: "Indem wir das Erbmaterial jeweils vier verschiedener Populationen von Legehennen und Masthähnchen analysierten, entdeckten wir nicht nur Genmutationen, die für die Domestizierung an sich entscheidend waren, sondern auch Mutationen, die zur Züchtung von Legehennen und Masthähnchen führten." Im Jahre 2004 bestimmten Forscher erstmals die Genomsequenz von Hühnern. Dabei analysierten sie das Genom einer weiblichen Vertreterin des Bankivahuhns, dem wilden Vorfahren des heutigen Haushuhns. Die Kosten für dieses Projekt beliefen sich damals auf mehrere Millionen US-Dollar. Dank der jüngsten Fortschritte in der Genomsequenzierung kamen die Forscher diesmal jedoch mit einem wesentlich niedrigeren Budget aus. Sie verglichen die Genomsequenz des Bankivahuhns mit dem Genom acht weiterer Populationen des heutigen Haushuhns. "Dies ist die erste Studie, die die genetische Vielfalt sowohl innerhalb als auch zwischen Populationen im gesamten Genom untersucht", erklärte Studienmitarbeiter Michael Zody, der auch am Broad Institute in den Vereinigten Staaten forscht. "Mit den neuen Sequenziertechnologien konnten wir biologische Fragestellungen klären, auf die noch vor wenigen Jahren niemand eine Antwort gewusst hätte." Bei der züchterischen Verbesserung der Erbanlagen von Tieren findet ein so genannter "selective sweep", eine selektive Löschung, statt, durch die sich vorteilhafte Genmutationen in einer Tierart fest etablieren. Die Forscher wiesen eine solche selektive Löschung beim TSHR-Gen in Hühnern nach (TSHR: thyroid stimulating hormone receptor). Bei Wirbeltieren reguliert TSHR den Stoffwechsel und den Reproduktionszeitpunkt, der von der unterschiedlichen Tageslänge abhängig ist. Bei Wildhühnern ist dies ein streng kontrollierter Vorgang, da er Überpopulationen einer einzelnen Art verhindert. Bei der Züchtung von Haushühnern wurde dieser jedoch stark unterdrückt, damit sie das ganze Jahr über Eier legen können. "Unsere Entdeckung, dass jedes von uns untersuchte Haushuhn von Schweden bis China eine Mutation im TSHR-Gen trägt, deutet stark darauf hin, dass diese genetische Variation ein wichtiger Schritt in der Evolution des Haushuhns war", erklärte Professor Andersson. Eine weitere selektive Löschung bei Hühnern betrifft das Gen TBC1D1, das bislang mit menschlicher Fettleibigkeit assoziiert worden war. Das TBC1D1-Protein reguliert die Aufnahme von Glukose in den Muskelzellen. "Unsere Studie zeigt, dass weltweit Milliarden von Masthähnchen eine mutierte Kopie des TBC1D1-Gens tragen. Uns interessieren nun vor allem die ursächliche Mutation an diesem Genort und der molekularbiologische Mechanismus, mit dem das Wachstum gesteuert wird", erklärte Dr. Carl-Johan Rubin von der Universität Uppsala. "Unsere Studie wird sich positiv auf tierzüchterische Bemühungen auswirken und stärkt die Bedeutung des Haushuhns als Modellorganismus für die biomedizinische Forschung, da es sich ausgezeichnet zur Erforschung von Genen eignet, die zur Veränderung phänotypischer Merkmale führen", meint abschließend Professor Andersson.

Länder

Schweden, Vereinigte Staaten

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