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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Vorzeitmenschen folgten dem Regen in der Sahara

Wir tun heute alles, um dem Regen zu entfliehen und suchen einen Platz an der Sonne. Ganz anders unsere Vorfahren: Sie nahmen jede erdenkliche Mühe auf sich, um dem Regen in der Sahara zu folgen. Zu dieser Erkenntnis gelangten deutsche Wissenschaftler, die ihre Forschungsergeb...

Wir tun heute alles, um dem Regen zu entfliehen und suchen einen Platz an der Sonne. Ganz anders unsere Vorfahren: Sie nahmen jede erdenkliche Mühe auf sich, um dem Regen in der Sahara zu folgen. Zu dieser Erkenntnis gelangten deutsche Wissenschaftler, die ihre Forschungsergebnisse jetzt in der Zeitschrift Science veröffentlichten. Dank der günstigen Bedingungen, die die Vorzeitmenschen in der Sahara vorfanden, konnten sie Landwirtschaft und eine frühe Zivilisation entwickeln. Die Forscher zeigen, dass der Wettbewerb um knappe Ressourcen wie Wasser von Beginn der Menschheitsgeschichte an eine wesentliche Rolle gespielt hat. Und in der Tat sind einige unserer modernen Konflikte lediglich eine Fortsetzung dieses Wettbewerbs. "Sogar aktuelle Konflikte wie der in Dafour sind auf Umweltdegradierung zurückzuführen, genau wie in der Vergangenheit", erläuterte Dr. Stefan Kröpelin von der Universität Köln und Koautor des Artikels gegenüber der BBC. "Der grundlegende Kampf um Nahrung, Wasser und Weideland ist nach wie vor ein Riesenproblem in der Sahara. Der Prozess begann vor Tausenden von Jahren und hat schon eine lange Tradition." Die Forscher untersuchten viele der vergessenen Siedlungen in der Sahara - einem Gebiet, das heute in weiten Teilen so heiß und trocken ist, dass nur noch hoch spezialisierte Pflanzen und Tiere dort überleben können. Sie verglichen Daten zu 150 Siedlungen in der gesamten Ostsahara in Ägypten, dem Sudan, Libyen und im Tschad aus den vergangenen 30 Jahren und kamen zu dem Ergebnis, dass es in der Region vormals monsunartige Regenfälle gegeben haben muss. Vor über 10.500 Jahren ist die Sahara erblüht: Gewaltige Niederschlagsmengen schufen Seen, Flüsse und eine üppige Flora und Fauna. Die Siedlungen boten den Vorzeitmenschen alle Ressourcen, die sie für Viehzucht oder Handwerk wie Töpferei brauchten. Doch genau so schnell wie die Regenfälle gekommen waren, sind sie wieder verschwunden - etwa vor 6.000 Jahren. Die Dürre zwang die Menschen, zum Nil, in das Gebiet des heutigen Sudan und in andere Regionen Afrikas zu wandern. "Im Niltal gab es zur Zeit, als sich die ägyptische Sahara in eine Wüste verwandelte und die Menschen dort nicht mehr überleben konnten, fast keine Siedlungen", erklärte Dr. Kröpelin der BBC. Aber die Menschen hatten sich verändert. Sie verfügten jetzt über fortschrittliche landwirtschaftliche Methoden, die es ihnen ermöglichten, ihre Umwelt zu nutzen. "Sie nahmen ihr Wissen mit in den Rest des Kontinents. Die Domestizierung von Vieh wurde in der Sahara während der Feuchtphasen erfunden und breitete sich von dort langsam über das übrige Afrika aus", so Dr. Kröpelin. Kurz: Die Menschen lebten nicht mehr als Jäger und Sammler sondern in komplexeren bäuerlichen Gesellschaften. Die Auswirkungen dieser Zivilisation dürfen nicht unterschätzt werden, denn die landwirtschaftlichen Methoden wurden im Niltal weiter verfeinert. "Die Verschiebung des Wüstenrandes nach Süden trug zur Entstehung der pharaonischen Hochkulturen entlang des Nils bei, beeinflusste die Ausbreitung des Pastoralismus über den gesamten Kontinent und wirkt sich bis heute auf das Afrika südlich der Sahara aus", heißt es in dem Artikel.

Länder

Deutschland, Ägypten, Libyen, Sudan, Tschad

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