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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Gehirnchemie: Durchbruch im Kampf gegen die fokale Epilepsie

Neue Forschungen haben gezeigt, dass fokale Epilepsie auftritt, wenn als Astroglia bezeichnete Gehirnzellen aktiviert werden und benachbarte Neuronen dazu bringen, eine epileptische Entladung auszulösen. Die Ergebnisse könnten zu einer neuen Forschungsrichtung für Neurologen f...

Neue Forschungen haben gezeigt, dass fokale Epilepsie auftritt, wenn als Astroglia bezeichnete Gehirnzellen aktiviert werden und benachbarte Neuronen dazu bringen, eine epileptische Entladung auszulösen. Die Ergebnisse könnten zu einer neuen Forschungsrichtung für Neurologen führen, die sich mit den Ursachen der Epilepsie befassen und nach neuen medikamentösen Therapien suchen. Die teilweise von der EU finanzierte Studie wurde in der Zeitschrift Public Library of Science (PLoS) Biology veröffentlicht. Die Ergebnisse stammen aus dem sieben Partner umfassenden vierjährigen Projekt NEUROGLIA ("Molecular and cellular investigation of neuron-astroglia interactions: understanding brain function and dysfunction"), das 3 Mio. EUR aus dem Themenbereich Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) erhalten hat. Weltweit leiden über 50 Millionen Menschen an verschiedenen Formen von Epilepsie, einer Erkrankung, die durch Anfälle unterschiedlicher Dauer und Schwere charakterisiert wird. Die Symptome reichen von leichten Anfällen mit ruckartigen Bewegungen des Körpers bis hin zu schweren "grand mal"-Anfällen, die mit heftigen Muskelkontraktionen und einem folgenden Verlust des Bewusstseins einhergehen. Es gibt Medikamente, mit denen sich Epilepsie kontrollieren lässt, aber noch gibt es keine Heilung. Die Forscher suchten nach den Ursachen für die fokale Epilepsie, auch partielle Epilepsie genannt, die auftritt, wenn eine große neuronale elektrische Entladung im Gehirn stattfindet. Unter der Leitung von Dr. Giorgio Carmignoto vom italienischen Nationalen Forschungsrat untersuchte das Team die zellulären Vorgänge im Gehirn, an denen Astroglia beteiligt sind. Diese sternförmigen Gliazellen kommen im Gehirn und im Rückenmark vor. Gliazellen liefern dem Nervengewebe des Gehirns Nährstoffe und helfen auch bei der Reparatur beschädigten Hirngewebes. Dr. Carmignoto und sein Team beobachteten die Aktivität der Astroglia und Neuronen bei experimentellen Epilepsie-Modellen. Sie fanden heraus, dass eine Periode der Hyperaktivität bei einer Gruppe von Neuronen eine große Reaktion unter benachbarten Astroglia auslöst. Die aktivierten Astroglia wiederum senden Signale zurück zu Neuronen, was zu einer hyperaktiven Periode in den Neuronen führt und diese zu einer massiven elektrischen Entladung veranlasst. Die Entladung löst dann wie in einer Schleife eine zweite Welle von Astrogliaaktivität aus, was häufig zu einer Verlängerung des Anfalls führt. Den Schlussfolgerungen der Forscher zufolge ist diese "Schleife" (loop activity) zwischen Neuronen und Astroglia in verschiedenen Teilen des Gehirns für die Aktivierung der fokalen epileptischen Anfälle verantwortlich. Die Entdeckung dieser Neuron-Astroglia-Wechselwirkungen bei der Entstehung von fokaler Epilepsie stellt bei der Entwicklung neuer Therapien und Medikamente zur Kontrolle der fokalen Epilepsie einen großen Fortschritt dar.

Länder

Italien

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