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Uralter Wurm in Walknochen gefunden

Eine Forschungsgruppe unter deutscher Leitung hat Spuren eines 30 Millionen Jahre alten Wurms gefunden, der sich von Walüberresten ernährte. Der Knochen fressende Wurm mit dem Namen Osedax wurde erstmals vor sechs Jahren von Wissenschaftlern entdeckt. Diese neue Entdeckung bed...

Eine Forschungsgruppe unter deutscher Leitung hat Spuren eines 30 Millionen Jahre alten Wurms gefunden, der sich von Walüberresten ernährte. Der Knochen fressende Wurm mit dem Namen Osedax wurde erstmals vor sechs Jahren von Wissenschaftlern entdeckt. Diese neue Entdeckung bedeutet, dass Paläontologen jetzt in der Lage sind, das erstaunliche geologische Alter des Wurms zu bestimmen. Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Scientists veröffentlicht. Eine Forschergruppe unter der Leitung des Paläontologen Dr. Steffen Kiel vom Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel fand einen 30 Millionen Jahre alten fossilen Rippenknochen eines Wals. Die Knochenfragmente zeigen runde Bohrlöcher mit einem Durchmesser von etwa 0,5 mm. Die Forscher stellten fest, dass die Überreste des Wals, dessen toter Körper vor Millionen von Jahren auf den Grund der Tiefsee sank, dem Osedax als Nahrung diente; genau so wie es auch heute noch passiert. Lebende Exemplare von Osedax wurden erstmals 2002 von dem Biologen Robert Vrijenhoek entdeckt, der im Monterey Canyon vor Kalifornien, USA, nach Tiefseemuscheln suchte. Dabei stieß er in etwa 3.000 Metern Tiefe auf einen verwesenden Walkadaver und bemerkte, dass der Körper von roten Würmern überwuchert wurde. Der Wissenschaftler zeigte seinen Fund Dr. Greg Rouse, Forscher am South Australien Museum in Australien, und Dr. Shana Goffredi, damals Mitglied der Gruppe von Dr. Vrijenhoek, und gemeinsam stellte man fest, dass es sich um zwei neu entdeckte Wurmarten handelte. In ihrem 2004 veröffentlichten Artikel benannten sie diese Würmer Osedax rubiplumus und Osedax frankpressi. Beide Arten übernehmen leicht unterschiedliche Rollen; die erstere befällt den Walkadaver zu einem frühen Zeitpunkt des Prozesses, während die andere Art später dazu kommt und länger lebt. Seit dieser ersten Entdeckung wurden weitere Osedaxarten gefunden, unter anderem neue Arten in der Nähe von Japan und Schweden. Für die Kieler Studie wurde Dr. Rouse (als einer der Entdecker des ersten Osedax) ebenfalls herangezogen. Er lieferte Hinweise zu den Bohrlöchern und Hohlräumen, die die lebenden Würmer hinterließen. Aber bevor irgendetwas bestimmt werden konnte, wurden computertomografische Aufnahmen (CT-Scan) des prähistorischen Knochens gemacht, um die fossilen Bohrlöcher genau darstellen zu können. Das Alter des Walfossils wurde anhand von sogenannten Leitfossilien bestimmt. Mit derselben Methode wurde die Walspezies bestimmt: es handelte sich um einen Urahn unserer heutigen Bartenwale. "Das Alter unserer Fossilien fällt mit dem Zeitraum zusammen, ab dem wir Wale auf dem offenen Ozean nachweisen können", erklärte Dr. Kiel. Obwohl er und sein Team anmerken, dass unbedingt auch ältere Fossilien untersucht werden müssten, lässt die Entdeckung auf einen evolutionären Zusammenhang zwischen Osedax und seiner Hauptnahrungsquelle schließen. "Nahrung ist knapp in den Weiten der Tiefsee und das fast gleichzeitige Erscheinen dieser Wale und des Zombie-Wurms zeigt, dass selbst harte Walknochen sehr schnell als Nahrungsquelle erschlossen wurden", fügte Dr. Kiel hinzu. Wenig erfreut über das hohe Alter des Zombie-Wurms könnten Wirbeltierpaläontologen sein, müssen sie doch damit rechnen, dass er sich über Millionen von Jahren von wertvollen Forschungsobjekten ernährt hat. In ihrem Artikel merken die Wissenschaftler an: "Osedax hat fast die ganze Evolutionsgeschichte der Wale hindurch Knochen zerstört und die mögliche Bedeutung diese "Osedax-Effekts" in Beziehung zur Qualität und Quantität ihrer Fossilien wurde erst jetzt erkannt." Gefunden wurden die Walknochen von Dr. Jim Goedert in Bathyal-Sedimenten aus dem Oligozän vor dem US-Bundesstaat Washington. Goedert ist ein enger Kollege von Steffen Kiel und sammelt seit über 30 Jahren Fossilien entlang der amerikanischen Pazifikküste, einer geologisch höchst aktiven Region, wo durch tektonische Aktivitäten immer wieder Fossilien nach oben gebracht werden.

Länder

Deutschland

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