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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Urzeitliche Fischfossilien liefern Erkenntnisse zur Ernährungsweise von Walen

Waren Wale die einzigen friedlichen Meeresriesen, die wir heute kennen? Einem internationalen Forscherteam zufolge ist die Evolution dieser Meeressäuger eng mit der Evolution von Meeresorganismen verknüpft, die vor Jahrmillionen auf unserer Erde lebten. Zwei im Fachblatt Scien...

Waren Wale die einzigen friedlichen Meeresriesen, die wir heute kennen? Einem internationalen Forscherteam zufolge ist die Evolution dieser Meeressäuger eng mit der Evolution von Meeresorganismen verknüpft, die vor Jahrmillionen auf unserer Erde lebten. Zwei im Fachblatt Science veröffentlichte Berichte enthüllen Einzelheiten über das Leben großer Knochenfische, die in unseren Meeren Jahrtausende vor den heute bekannten Walen lebten. Die erste Studie des Forscherteams um Dr. Matt Friedman vom Institut für Geowissenschaften der Universität Oxford, Vereinigtes Königreich, präsentiert erstmals Exemplare riesiger Fische, die die Weltmeere vor den modernen Bartenwalen und verschiedenen Haien und Rochen bevölkert haben. Bislang war wenig über diese urzeitlichen Fische bekannt. Mit der Entdeckung neuer Fossilfunde (die zum Teil gar nicht oder falsch identifiziert in Museen lagerten) stellte sich jedoch heraus, dass diese Fische, die ihre Nahrung aus dem Wasser herausfilterten (eine Art der Nahrungsaufnahme, bei der Meeresorganismen viele kleine Beutetiere auf einmal verschlucken), vor rund 100 Millionen Jahren in der Jurazeit während des Mesozoikums in den Meeren lebten. Die Neuinterpretation bisheriger Daten und die Evaluierung dieser neuen Fossilfunde ermöglichen Einblicke in die Lebensweise dieser Fische, die zum gleichen Zeitpunkt wie die Dinosaurier und andere Arten ausstarben. Den Forschern zufolge nahmen die Fische über ihr weit geöffnetes Maul große Mengen Wasser auf, filterten die Nahrung heraus und stießen anschließend das Wasser über Kiemenschlitze wieder aus. Wale und andere heutige Meereswirbeltiere haben diese Art der Nahrungsaufnahme ihren Vorfahren zu verdanken. In der zweiten Studie etablierten Forscher der George Mason Universität in den Vereinigten Staaten und der Universität Otago in Neuseeland einen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen der Vielfalt der Organismen am Anfang der Nahrungskette und der Vielfalt der Säuger am Ende derselben. Ihre Ergebnisse zeigten, dass die Evolution der Wale nach dem Aussterben der urzeitlichen Filterfische parallel zur Evolution der Diatomeen verlief (Diatomeen sind kleine, massenhaft auftretende Meeresalgen, von denen sich die Wale ernähren). Den Forschern zufolge beeinflusste auch das Klima während dieser Periode die Evolution der Wale. "Die Studie zeigt, dass uns Tiere am Anfang der Nahrungskette Aufschlüsse über die Lebewesen an der Spitze derselben liefern können", erklärte Dr. Mark D. Uhen vom Institut für Atmosphärische, Ozeanische und Geowissenschaften der George Mason Universität. "Diatomeen sind die Primärproduzenten unserer heutigen Meere und bilden somit die Grundlage der dortigen Nahrungskette. Die fossilen Funde zeigen deutlich, dass die Diversität von Diatomeen und Walen in den letzten 30 Millionen Jahren gänzlich parallel verlief." Dr. Uhen und Felix G. Marx, der an der Universität Otago promoviert, fanden bei der Evaluierung der vielen veröffentlichten Berichte über Walfossilien einen ausgeprägten Zusammenhang zwischen Walfossilien und Meeresproduktivität. "Ist es möglich, dass die Diversität der Fossilien aus den einzelnen geologischen Zeitabschnitten letztlich von den gefundenen Sedimentmengen abhängig ist, die von den Paläontologen ausgewertet werden - nach dem Motto, je mehr Gestein, desto mehr Fossilienfunde?", diese Frage stellte sich Dr. Uhen. "Diese umfassende Studie hat nun gezeigt, dass die Diversität dieser Fossilien in gar keinem Zusammenhang mit der Menge der analysierten Sedimentgesteine steht." Die Forscher gehen davon aus, dass die Ergebnisse dieser Studie andere Experten ermutigen können, bei weiteren Tieren mit ähnlich begrenzter Ökologie diesen Zusammenhang zu bestätigen. An der ersten Studie beteiligten sich die Forscher der Universität Glasgow im Vereinigten Königreich sowie die DePaul University, die Fort Hays State University, die Universität Kansas, das Unternehmen Triebold Paleontology Inc und das Rocky Mountain Dinosaur Resource Center in den Vereinigten Staaten.

Länder

Neuseeland, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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