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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Entfernung ist Schlüssel für Artenbildung

Eine neue EU-finanzierte Genstudie aus dem Vereinigten Königreich liefert Evolutionsforschern eine neue Wendung im Bereich der Artenvielfalt: Echsen, die von derselben Insel stammen, aber in unterschiedlichen und trotzdem angrenzenden Gebieten leben, kreuzen sich weniger unter...

Eine neue EU-finanzierte Genstudie aus dem Vereinigten Königreich liefert Evolutionsforschern eine neue Wendung im Bereich der Artenvielfalt: Echsen, die von derselben Insel stammen, aber in unterschiedlichen und trotzdem angrenzenden Gebieten leben, kreuzen sich weniger untereinander als Echsen, die von unterschiedlichen Inseln stammen. Diese Erkenntnis stammt aus dem Projekt SPECIATION FACTORS ("Testing the relative importance of factors in speciation: the Martinique Anoles"), das mit fast 160.000 EUR aus dem Marie-Curie-Programm des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurde. Die in dem Magazin Public Library of Science (PLoS) Genetics veröffentlichten Ergebnisse bieten Einblicke in die Rolle der geografischen Isolation bei der Artenbildung. Über Jahre hinweg haben Wissenschaftler auf Inseln zum Beispiel in Indonesien und Asien sowie auf den Galapagos-Inseln vor der Westküste Südamerikas evolutionstheoretische Studien durchgeführt. Auf diesen Inseln konnten Forscher die herkömmliche Theorie der allopatrischen Artenbildung bestimmen, nach der nah verwandte Populationen geografisch getrennt werden und so der Genfluss unter den Gruppen eingeschränkt wird. Das heutige Martinique in den Kleinen Antillen besteht aus einer Reihe von alten Inseln, die sich erst jüngst zu einer einzelnen Insel zusammengefügt haben. Auf der Grundlage von phylogenischen und geologischen Daten lebte in den letzten sechs- bis achtmillionen Jahren eine Echsenart (Anolis) auf den Bäumen dieser vorzeitlichen Inseln. "In den letzten 150 Jahren, seit Darwin seine Studien auf Inseln betrieben und 'Die Entstehung der Arten' veröffentlicht hat, spielen Inselgruppen eine zentrale Rolle für das Verständnis der Evolution und der Artenbildung", schreiben die Forscher. "Inseln versinnbildlichen die herkömmliche Ansicht der geografischen (allopatrischen) Artenbildung, derzufolge Genome in Isolation divergieren, bis die Unterschiede zwischen den Populationen so groß sind, dass sie sich nicht mehr untereinander paaren können." Professor Roger Thorpe von der biologischen Fakultät der Bangor University im Vereinigten Königreich führte zusammen mit seinen Kollegen an den Echsen Gentests durch, um die reproduktive Isolation zu erforschen. Mithilfe selektiv neutraler genetischer Marker konnte die Forschungsgruppe feststellen, dass die Echsen untereinander Gene frei austauschen und sich nicht wie getrennte Arten verhalten. Darüber hinaus besteht den Forschern zufolge eine größere genetische Isolation zwischen den Artgenossen aus unterschiedlichen Lebensräumen als zwischen jenen Echsen, die von verschiedenen alten Inseln stammen. "Tatsächlich gibt es eine größere genetische Isolation zwischen benachbarten Populationen derselben Art aus unterschiedlichen Lebensräumen als zwischen getrennten vermeintlichen Allospezies von einer anderen ursprünglichen Insel", heißt es in dem Artikel. "Damit wird die allopatrische Artenbildung in einer Fallstudie eines Systems widerlegt, das die Theorie eigentlich veranschaulichen sollte, und es hebt die mögliche Bedeutung der ökologischen Artenbildung hervor." Zu den nächsten Schritten sagt Professor Thorpe: "Als nächstes müssen wir die Gene bestimmen, welche die Eigenschaften steuern, die sich auf den Prozess der Artbildung auswirken."

Länder

Vereinigtes Königreich

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